Zeitungsboten: Keine Angst vor Schnee und Eis

Beate Wächter-Rörig arbeitet als Zeitungsbotin. Kälte stört sie nicht — sie trägt einfach Thermoleggings und Handschuhe.

Ratingen. Morgens um 4.30 Uhr ist die Welt von Beate Wächter-Rörig besonders in Ordnung. „Ich liebe die Ruhe, wenn ich frühmorgens unterwegs bin. Ich treffe nur selten Leute.“ Sechs Tage in der Woche betreibt die agile 45-Jährige ihren Frühsport, trägt anderthalb Stunden lang in Ratingen Zeitungen aus — ob es regnet oder schneit.

Knapp zwei Jahre ist es her, dass Beate Wächter-Rörig den Zustellerjob aus Studentenzeiten wieder aufgenommen hat, „weil man da bei Wind und Wetter raus muss“. Als Prozessmanagerin bei HP ging (und geht) die Mutter zweier Mädchen einer sitzenden Tätigkeit, vornehmlich im heimischen Büro, nach. Folge: Rückenprobleme und halbherzige Bemühungen, diese zu beheben. „Ab und zu joggen, Tennis zu spielen oder Gymnastik halfen zwar etwas, aber sobald es wieder gut ging, ließ ich es schleifen. Der Schweinehund hat viele Argumente“, erinnert sie sich.

Doch dann kam jene Nacht, in der sie wach wurde und sich nicht mehr bewegen konnte. „Ich fühlte mich, als ob ich in einem Schlammbad feststeckte und kam nicht aus dem Bett heraus.“ Diagnose: Hexenschuss. Therapie: Bewegung an der frischen Luft.

Zirka 120 Zeitungen in fast ebenso viele Haushalte stellt sie jeden Morgen zu. Ihr Bezirk liegt in der Nachbarschaft und besteht aus Reihenhäusern. Ideal für die 45-Jährige, die ihre Arbeit zu Fuß erledigen kann, schnellen Schrittes, teilweise im Dauerlauf. „Ich möchte ja ins Schwitzen kommen“, erklärt sie.

Nur zum Abholen der Zeitungspakete an einer nahe gelegenen Tankstelle benötigt sie ihr Auto. Die Tageszeit ist und war nie ein Problem. „Frühes Aufstehen gehört zur Familie“, erklärt ihre Mutter, die das Frühstück für die Familie vorbereitet, während ihre Tochter unterwegs ist.

Klar liebt die Ratingerin den Sommer — beim Zeitungsaustragen freilich zieht sie den Winter mit seiner „frischen klaren Luft einer tropischen Nacht“ vor. Dank Funktionskleidung und Zwiebelschichten-Technik hat sie auch bei kaltem Wetter gute Karten. „Im Winter trage ich Thermoleggings und, da ich an den Fingern immer zuerst friere, auch Handschuhe.“ Schuhe mit größerem Profil, ein Stirnband für die Ohren und ein Schal runden das Outfit ab.

Am Vorabend wird im Fernsehen das zu erwartende Wetter abgefragt, das mitgeführte Auto dient als „Koffer“ zum Holen bzw. Ablegen von Kleidungsstücken. Dort liegt auch eine Taschenlampe bereit, falls — wie vor einiger Zeit mal — die Straßenlaternen ausfallen oder ein Hauseingang nicht eingesehen werden kann. Ansonsten macht ihr Dunkelheit aber nicht zu schaffen. Sie fühlt sich sicher, trägt, wie alle Zusteller, eine Leuchtweste, damit sie nicht überfahren wird.

Eine besondere Winterdiät hält die 45-Jährige nicht, achtet eigentlich immer darauf, nicht zu viel Süßes und nicht zu spät zu essen. Stets hat sie eine Flasche Wasser dabei, da ein gut „geölter“ Hals nicht so anfällig für Bakterien ist.

So gerüstet, schreckt auch kein Wintereinbruch. „Ich stapfe als eine der ersten durch Neuschnee, da ist noch kein Eis drunter. Die Leute achten auch darauf, ihre Hauseingänge freizuhalten.“

Nur einmal wurden ihr bislang glatte Stufen zum Verhängnis — sie fiel hin. Und wenn sie nass wird, hilft ein Regenhut und die warme Dusche direkt wenn sie nach Hause kommt. Für Beate Wächter-Rörig steht fest: Seit sie als Zustellerin arbeitet, ist sie „wesentlich weniger erkältet. Und meinem Rücken geht es auch besser“.

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