Wie lege ich mein Geld sicher an? Finanzberater gibt Tipps

Düsseldorf. Kreditvergabe, Sparpläne, Altersvorsorge - da kann man als Verbraucher bei der Vielzahl der Anbieter und Möglichkeiten leicht den Überblick verlieren. Im Rahmen der WZ-Serie "Geld & mehr" beantwortet der Düsseldorfer Finanzberater Thomas Teske die Fragen der Leser und erläutert die Vor- und Nachteile verschiedener Anlageformen.

Leserfrage: 1996 habe ich einen Baukredit in Anspruch genommen. Laufzeit: 20 Jahre, Sondertilgung jederzeit möglich. Nach Ablauf der Zinsbindungsfrist wurde 2006 eine neue Zinsbindung vereinbart. Die Sondertilgung wurde aufgehoben, ohne dass wir dies bemerkt haben. Ist heute noch eine vorzeitige Ablösung ohne Vorfälligkeits-Kosten möglich?

Thomas Teske, Finanzberater: Die neue Zinsbindung zählt von 2006 bis 2016. Innerhalb dieser Frist kann der Vertrag nicht gekündigt werden. Um das Sondertilgungsrecht wieder in den aktuellen Vertrag „einbauen“ zu können, wäre es klug, mit der Bank das Gespräch zu suchen. Vielleicht ist man so kulant und „repariert“ dieses Versehen. Innerhalb der Zinsbindung kann nur gegen Vorfälligkeit aufgelöst werden, etwa bei Verkauf der Immobilie oder Tod des Darlehensnehmers. Darüber hinaus kann die Bank Sie zwar entlassen, muss aber nicht. Wenn aber ja, dann unterliegt diese Berechnung der Vorfälligkeitshöhe nicht mehr dem aktuellen BGH-Urteil. Also, Achtung!

Leserfrage: Ich bin 54 Jahre alt und möchte ab Januar 2012 monatlich 100 Euro sparen, um Kapital für einen Autokauf anzusammeln. Zu Beginn meiner Berufstätigkeit gab es eine Sparform: sechs Jahre sparen und ein Jahr ruhen. Gibt es so etwas heute noch?

Thomas Teske: Sie meinen das Sparen im Sinne der Vermögenswirksamen Leistungen. Ja, das gibt es immer noch. Hier sollte aber vorab das zu versteuernde Jahres-Einkommen geklärt werden, bevor man Ihnen einen Rat geben kann. Immerhin steuert die Höhe des zu versteuerndes Einkommens die Beurteilung und damit auch die Produktart, ob Sie eine bestimmte Prämienform des Staates erhalten oder nicht. Diese Prämie steuert extrem die Renditeentwicklung Ihrer möglichen geplanten Anlageart, Form und Spardauer.

Leserfrage: Mir wurde als Geldanlage der Immobilienfonds CS Euroreal empfohlen. Nun stelle ich fest, dass dieser Fonds ohne Vorankündigung geschlossen wurde. Da ich das Geld (20 000 Euro) für die Sanierung meines Einfamilienhauses gebrauchen könnte, weiß ich nicht, ob ich den Fonds verkaufen kann oder ob ich mit den Bauarbeiten warten soll, bis der Fonds wieder geöffnet wird. Nachfragen bei der Finanzberatung (die Verkaufsgebühr betrug z.Zt. 5 Prozent) endeten in einer diffusen Erklärung, dass ich mit 20 Prozent Verlust rechnen müsste.

Thomas Teske: Hier gelten einige Dinge unverzüglich zu prüfen. Ist ein Beratungsprotokoll der Finanzberatung vorliegend oder nicht. Wenn ja, sind alle Anlagerisiken geschildert oder nicht? Wenn Nein und der Fonds Gefahr läuft, Ihnen Verluste zu bescheren, dann ist der Gang zu einem Fachanwalt unverzichtbar. Achten Sie darauf, dass die Verjährungsfristen Ihnen nicht weglaufen. Sie müssen in diesem Jahr noch reagieren. Zur Sanierung Ihres Hauses: Ab dem 2. Januar 2012 gibt es das Modernisierungsprogramm der KfW nicht mehr. Wenn es sich um eine Sanierungsform handelt, sollten Sie jetzt noch prüfen, inwieweit Sie die aktuellen KfW-Mittel nutzen können. Sich auf mögliche Ergebnisse des Fonds zu verlassen, macht da anfänglich wenig Sinn.

Leserfrage: Sofern man als Kleinanleger nicht alle drei bis sechs Monate ein neues Angebot wahrnehmen möchte, muss man sein Geld — um Zinsen in Höhe der Inflationsrate zu erhalten — für zirka vier Jahre fest anlegen. Sollte man dies machen oder gibt es doch Tagesgeldkonten die auf Dauer Zinsen in Höhe der Inflationsrate garantieren?

Thomas Teske: Hier heißt es, immer wachsam zu bleiben. Wenn man sich die diversen Angebote anschaut, gilt zunächst zu prüfen, wie hoch die Einlagensicherung aufgebaut ist. Weiterhin ist die Suche nach der entsprechenden Voraussetzung, die Sie nennen, abhängig von Ihrem Risikoprofil. Vielleicht schauen Sie einmal die Angebote der Autobanken an.

Leserfrage: Sollte man aufgrund der derzeitigen Krisen das Ersparte in Höhe von 25 000 Euro weiter fest anlegen und sparen oder sofort investieren (etwa in eine Badezimmermodernisierung oder ein Auto)?

Thomas Teske: Ich denke, dass Sie sich bei einer ersparten Summe von 25 000 Euro nicht unbedingt sorgen müssen. Wenn Sie aber dennoch mit Modernisierungsmaßnahmen rechnen, dann wäre es eine kluge Entscheidung, sich zunächst das Modernisierungsprogramm der KFW-Bankengruppe anzuschauen. Ab 2012 wird dieses Programm nicht mehr angeboten.

Leserfrage: Sollten Studenten wegen der Absenkung der Zinsgarantie von 2,25 auf 1,75 Prozent noch in diesem Jahr einen Riester-Vertrag abschließen?

Thomas Teske: Über diese Thematik kann man stundenlang referieren. Nur aufgrund der Änderung der Zinsgarantie einen Vertrag abzuschließen, lässt darauf schließen, das Sie sich mit Versicherungen und Riester beschäftigen. Vielleicht sollten Sie Ihr Augenmerk auch auf andere Riesterprodukte lenken. Dann merken Sie, dass Sie nicht unbedingt Eile haben.

Leserfrage: Was sollte man mit langfristigen Sparplänen (25 Jahre Laufzeit) machen, die noch etwa zehn Jahre laufen und als Alterssicherung gedacht waren?

Thomas Teske: Zunächst einmal überprüfen Sie, ob die Verträge den möglichen Ertrag in Zeit abbilden, oder ob Sie schon weit ab vom damaligen Kurs sind (Ergebnisfindung Ihres Angebotes von vor 15 Jahren). Sicherlich haben Sie Verträge abgeschlossen, die einer höheren Verzinsung unterliegen als die heutigen Angebote. Verwaltungskosten, Provisionen, möglicherweise Depotgebühren haben Sie weitestgehend bezahlt. Es sollte also zunächst genau nachgerechnet werden, ob sich eine Änderung des Vertrages lohnen würde. Achten Sie auf den Barwert (Kaufkraftverlust). Auch damit muss man richtig umgehen können.

Leserfrage: Was ist unter Beachtung der derzeitigen Finanzlage für Berufsanfänger die sicherste und möglichst renditeträchtigste Altersvorsorge?

Thomas Teske: Auch hier kommt es wieder auf die Risikoneigung des Betroffenen an. Wenn Sie von „sicherer“ Kapitalanlage sprechen, so rate ich direkt zu einem kleinen Sparbuch. Sichere und renditestarke Produkte miteinander in Einklang zu bringen, ist in der heutigen Zeit kaum möglich. Eine kleine Lösung wäre für einen Berufsanfänger die Nutzung der Vermögenswirksamen Leistungen in Kombination mit der Wohnungsbauprämie. Ein Einzahlungszeitraum von sieben Jahren ist Voraussetzung. Das zu versteuernde Einkommen darf pro Jahr nur eine bestimmte Größe erreichen. Aber auch hier gilt: finanzmathematisch korrekt Rechnen und vergleichbar darstellen. Das kann nur nach Leistung in Zeit geschehen und über den Barwert. Einen Vergleich nur über den PAngV ist nicht unbedingt korrekt.

Leserfrage: Ich bekomme im Mai 2012 eine Lebensversicherung in Höhe von zirka 88 000 Euro ausgezahlt. Ich könnte mir diese Lebensversicherung mit Abzug von zirka 1500 Euro auch jetzt auszahlen lassen. Durch die Euro-Krise bin ich verunsichert. Was raten Sie: Jetzt mit Verlust auszahlen oder bis Mai warten?

Thomas Teske: Sie sollten bis zum Mai 2012 abwarten. Die meisten Menschen machen sich Sorgen um den Euro. Aktuell müssen wir damit leben. Wenn Sie das Kapital vorher abrufen, dann ist die Frage, wo Sie das Geld alternativ anlegen wollen. Aktuell hat die Europäische Zentralbank den Leitzins wieder gesenkt. Es kann möglicherweise davon auszugehen sein, dass auch bei Alternativangeboten der Banken/Sparkassen der Zins gesenkt wird.

Leserfrage: Ich erwarte die Auszahlung meiner Lebensversicherung in Höhe von 100 000 Euro. Ich beabsichtige, diese Summe durch Einmalzahlung an eine Versicherung in eine lebenslage Monatsrentenzahlung umzuwandeln. Ist diese Privatrente gegen zukünftige Geldentwertungen abgesichert?

Thomas Teske: Sie müssen sich die Frage stellen, wie lange Sie leben müssen, um zu einem bestimmten Zeitpunkt X auf Kosten der Versicherung zu leben; also, wann haben Sie Ihr eingezahltes Geld inklusive der möglichen Überschüsse in Form der Rente wieder zurück? Aufgrund meiner Erfahrung der letzten Berechnungen vieler Kunden von mir, müssten Sie zwischen 95 und 102 Jahre alt werden, bevor sich das Geschäft für Sie lohnen dürfte. Eine Rentenversicherung ist eine Wette auf Ihr Leben zwischen Ihnen und der Versicherungsgesellschaft. Anfänglich müssen Sie auch damit rechnen, das zirka 4000 Euro an Provisionen anfallen, zzgl. Bestandsprovisionen (Verwaltungskosten) während der Laufzeit bzw. Auszahlungsphase. Schauen Sie genau auf das Produktinformationsblatt. Bezüglich der Berücksichtigung des Kaufkraftverlustes sollten Sie mindestens auf eine teildynamisierte Rente achten.

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