Das schmutzige Geschäft mit kranken Hundewelpen

Die kleinen Vierbeiner werden durch ganz Europa transportiert. Viele sterben nach kurzer Zeit.

Das schmutzige Geschäft mit kranken Hundewelpen
Foto: dpa

Nürnberg. Schüchtern und verschreckt die einen, schon ganz neugierig und aufgeweckt die anderen: 74 neue Welpen sind seit der vergangenen Woche im Nürnberger Tierheim. Die Hunde stammen aus einem illegalen Transport, der aus der Slowakei nach Spanien gehen sollte. Doch Zollbeamte stoppten den Wagen auf der Autobahn. Viele der Welpen waren gerade einmal vier Wochen alt — viel zu jung für solch eine anstrengende Reise. Zwei Hunde sind bereits gestorben, auch für die anderen kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Das Geschäft mit Billig-Welpen brummt: Professionelle Händler verdienen nach Angaben von Tierschützern Zehntausende Euro mit einem Transport. Die Leidtragenden sind die Tiere und ihre späteren Besitzer.

Das schmutzige Geschäft mit kranken Hundewelpen
Foto: David Ebener

„Rassehunde sind sehr begehrt. Der Handel hat durch das Internet extrem zugenommen“, sagt Birgit Thiesmann von der Hamburger Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“. „Transporte in solchen Dimensionen gab es früher nicht“, sagt eine Sprecherin der Nürnberger Zollbehörde. Die Region sei ein Schwerpunktgebiet für solche Transporte aus Ost- nach Süd- und Westeuropa. Und doch sind Funde wie der jüngste Zufallstreffer.

Vor zwei Jahren wurde in Nürnberg der erste große Transport mit 92 Welpen hochgenommen. Im vergangenen Jahr wurden mehrere kleine Fuhren mit insgesamt 74 Welpen entdeckt. Ende Februar entdeckte der Zoll auf der Autobahn dann einen Transport mit 37 Welpen und 10 Katzen. Wenige Tage später der Fund der 76 Welpen — vom Yorkshire-Terrier bis zum Kampfhund.

„Krank sind die eigentlich alle“, erzählt Thiesmann. „Die sind verwurmt oder haben andere Parasiten, und manche haben auch äußerst ansteckende Krankheiten wie Staupe oder Tollwut, die es bei uns gar nicht mehr gibt.“ Die Präsidentin des Nürnberger Tierschutzvereins, Dagmar Wöhrl, sagt: „Viele dieser Welpen überleben nicht einmal ein Jahr. Ohne Behandlung haben diese Tiere keine Chance.“ Von dem Transport mit 92 Welpen sind 24 Tiere gestorben. Die Versorgung der neuen Welpen kostet das Tierheim rund 5000 Euro am Tag.

Eigentlich sollte ein Welpe mindestens acht Wochen alt sein, wenn man ihn von der Mutter trennt. Thiesmann erklärt: „In der Prägephase werden die Tiere sozialisiert. Wenn ihnen das genommen wird, fehlt ihnen ihr Leben lang etwas. Die werden psychisch immer Probleme haben.“ Auch Wöhrl betont: „Die Käufer haben meist keine Freude an diesen Hunden.“

Die Tierschützer von „Vier Pfoten“ haben in einer Studie den Handel mit Rassehunden untersucht. „Das ist ein Millionengeschäft “, sagt Thiesmann. Die meisten Tiere kämen aus Osteuropa. Dort würden sie in Massenzuchten „produziert“ oder im Keller von Privatleuten. „Die Tiere kriegen kaum Futter und keine Impfungen. Das sind oft fürchterliche Zustände.“ Verkauft würden die Hunde vor allem in den westlichen EU-Ländern wie Spanien, Frankreich, Italien, aber auch in Deutschland und Großbritannien. Kostet hierzulande ein Rassehund um die 1500 Euro, werden „Billig-Welpen“ oft für wenige hundert Euro verkauft.

Welch riesiges Geschäft das für die Händler ist, kann man sich leicht ausrechnen. „So ein Dealer kauft einen Hund für 30 bis 100 Euro ein und verkauft ihn für 250 bis zu 1000 Euro“, sagt Thiesmann. Beispielsweise an einem Chihuahua-Welpen verdient ein Händler laut Studie rund 760 Euro.

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