Graupapageien brauchen Aufmerksamkeit

Bochum (dpa/tmn) - Sie quasseln, ahmen Geräusche ihrer Umgebung nach und lernen ihr Leben lang Neues dazu: Graupapageien gelten als ausgesprochen intelligente Tiere. Wer sich solch einen Vogel anschaffen will, sollte bedenken: Die Pflege der Tiere ist sehr aufwendig.

Neben dem richtigen Futter und einer ausreichend großen Voliere wollen die Papageien ständig beschäftigt werden. „Die Tiere brauchen viel Aufmerksamkeit und haben einen großen Anspruch“, sagt Heike Mundt vom Papageienpark Bochum. Sie beschäftigt sich seit 25 Jahren mit den Tieren, züchtet und zieht sie auf. Damit die Tiere etwas zu tun haben, darf vor allem das Futter nicht direkt vor dem Schnabel serviert werden: „Die Sachen sollten in Spielzeugen oder versteckt in der Wohnung angeboten werden“, sagt Mundt.

Denn die Futtersuche und -auswahl nehme in Freiheit die meiste Zeit im Leben eines Papageien ein, ergänzt Norbert Kummerfeld von der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. „Der Käfigvogel leidet somit unter dramatischer Langeweile“, bemängelt Kummerfeld.

Den Tieren die Suche nach Futter zu überlassen, reicht aber nicht aus. Ein paar Kunststücke sind genau das Richtige für die Graupapageien. „Die Tiere lernen schnell. Man kann mit ihnen jeden Tag ein bisschen trainieren, zum Beispiel Gegenstände bringen lassen oder Farben erkennen“, sagt Biologin und Papageientrainerin Hildegard Niemann in Bretten in Baden-Württemberg. Auch der „Turnaround“, eine schwungvolle Drehung um 360 Grad, ist für die meisten Vögel ein Kinderspiel. Mehr als eine halbe Stunde am Stück sollte der Halter aber nicht üben. Und auch das Leckerchen danach ist wichtig.

Die Intelligenz der Tiere zeigt sich vor allem in ihrem Sprechvermögen: „Einige Tiere schaffen es, bis zu 120 Wörter zu lernen“, sagt Mundt. Das Besondere dabei sei, dass die Vögel nicht einfach nur nachplappern, sondern das Gelernte passend zur Situation wiedergeben. „Sie imitieren dann das 'Ping' der Mikrowelle oder das Telefonklingeln, wenn jemand ins Wohnzimmer kommt.“ Verändert sich die Situation, werden die Wörter nicht mehr benutzt.

Nicht immer sprechen die Papageien aber aus Spaß. Dahinter kann auch der Versuch stecken, gezielt Kontakt mit dem Menschen aufzunehmen und ist ein Zeichen von Einsamkeit - gerade bei Einzelhaltung.

Wirklich beeinflussen lassen sich die Vögel aber nicht: Wer ihnen Schimpfwörter oder nervtötende Geräusche abgewöhnen will, tut sich meist schwer. Das bekommen auch andere Haustiere zu spüren, die mit Graupapageien leben: „Die Vögel können Hunde in den Wahnsinn treiben, wenn sie verbale Signale wie 'Sitz' imitieren“, sagt Niemann. Und auch Katzen haben unter ihnen zu leiden, da die Papageien sie gerne mal unvermittelt von hinten anfliegen. Ob man zusätzlich zu den grau gefiederten Tieren also Vierbeiner hält, sollte gut überlegt werden.

Die Graupapageien brauchen aber in jedem Fall Gesellschaft von einem Artgenossen: „Am besten werden sie gleichgeschlechtlich gehalten“, sagt Mundt. Da es ihnen schwer fällt, sich an neue Artgenossen zu gewöhnen, sollten sie gleich im Duo gekauft werden.

Die Voliere sollte mindestens zwei Meter in der Länge sowie jeweils einen Meter in der Höhe und Breite betragen. Zur Auslage sind laut Kummerfeld Löschpapier oder Buchenholzschnitzel besser geeignet als Sand. Die Tiere benötigen auch eine Vogellampe, die UVA/UVB-Strahlung imitiert. Diese brauchen die Papageien, um das Vitamin D3 einlagern zu können. „Ansonsten leiden die Tiere unter Kalziummangel“, sagt Niemann. Wichtig ist auch die Luftfeuchtigkeit: Sie sollte bei 60 Prozent liegen. „Das erreicht man mit Zimmerpflanzen oder Luftbefeuchtern.“

So groß der Käfig aber auch ist: Die Papageien brauchen regelmäßig ihren Freiflug. „Dabei sollte man wissen: Die Vögel fressen alles“, sagt Mundt. Bevor der Halter also die Käfigklappe öffnet, sollte sein Blick noch einmal durch das Zimmer schweifen. Offen liegende Kabel oder spitze Gegenstände müssen gut verstaut oder abgedeckt werden. Wer den Vögeln eine gefahrenfreie Flugschneise einrichtet, hat lange Freude an den Tieren: „Sie können locker 60 Jahre alt werden“, sagt Mundt.

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