So weit die Nase reicht: Rettungshunde helfen bei Vermisstensuche

Berlin (dpa/tmn) - Hunde sind Menschen beim Riechen weit überlegen. Davon profitiert die Rettungsarbeit: Die Tiere durchkämmen weite Flächen nach vermissten Personen. Bevor sie das dürfen, müssen Hund und Halter aber eine aufwendige Prüfung bestehen.

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Sie finden Diabeteskranke, die unterzuckert zusammengebrochen sind. Oder sie spüren Demenzkranke auf, die die Orientierung verloren haben. Rettungshunde sind in vielen Situationen gefragt - und retten oft Leben. Wer seinen Vierbeiner zum Rettungshund ausbilden möchte, braucht aber einen langen Atem.

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Nicole Adam ist Ausbilderin der Rettungshundestaffel beim Kreisverband Märkisch-Oderland-Ost des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Kürzlich hat ihr eigener Landseer die Prüfung zum Rettungshund bestanden. Zweieinhalb Jahre Training haben beide dafür hinter sich gebracht. Otis ist nun Flächensuchhund. Er muss beispielsweise ein Waldstück absuchen, in dem eine Person vermutet wird. „Spezialisieren kann man sich dann nochmal auf Trümmersuche oder Wasserortung“, erklärt Adam.

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Das dritte Einsatzgebiet der Rettungshunde ist das Mantrailing: Dabei muss das Tier nur mit Hilfe eines Geruchs eine verschwundene Person aufspüren. Die meisten Rettungshunde sind Flächensuchhunde. „Für Trümmersuche gibt es weniger Einsätze, schließlich ist Deutschland kein Erdbebengebiet“, erklärt Petra Albert. Sie ist Fachreferentin beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) für den Bereich Rettungshunde.

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Wer sich für die intensive, ehrenamtliche Arbeit mit dem Hund interessiert, sollte zum Beispiel bei einem Training von DRK, ASB, den Johannitern oder dem Technischen Hilfswerk (THW) vorbeigehen. Bei Nicole Adam findet das Training zweimal die Woche statt. Es dauert mindestens drei Stunden. „Es ist sehr zeitintensiv, macht aber Spaß“, erzählt sie. Schon Welpen dürfen beim Training mitmachen. Geübt wird mit den Tieren beispielsweise, ruhig auf fremde Personen zu reagieren.

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„Der Hund muss arbeiten wollen und motivierbar sein“, sagt Claudia Wagner. Sie beschäftigt sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit der Rettungshundearbeit. Herdenschutzhunde wie Kuvasz oder Kangal eignen sich nicht so gut. Mit den Anforderungen kommen Rassen wie Australian Shepherds, Labrador und Retriever besser klar.

Bei der Prüfung zum Rettungshund steht nicht nur das Tier im Fokus, sondern auch der Halter: Er muss im Theorieteil beweisen, dass er etwa Erste Hilfe leisten kann. Als Zweites wird der Hund dann zu einer Person geschickt, die in 30 Metern Entfernung liegt. „Wenn er sie findet, muss er anzeigen, also bellen“, sagt Adam. Dann wird die Gehorsamkeit geprüft: Der Vierbeiner muss eine Weile still am Platz liegen und dann schnell oder langsam neben seinem Herrchen laufen.

Als letztes folgt die schwierigste Aufgabe: Der Hund hat 20 Minuten Zeit, drei Hektar Wald- oder Wiesenfläche abzusuchen, um bis zu zwei Personen zu finden, die sich versteckt haben. Schafft er das, müssen Herrchen und Frauchen hinterher, um Erste Hilfe zu leisten.

Am Ende der ganzen Strapazen gibt es eine Urkunde und eine Plakette. Von da an steht das Hund-Halter-Team auf einer Liste der Rettungshundestaffel. Nicole Adam und Otis sind beispielsweise beim DRK vermerkt. „Wenn die Polizei meint, sie kommt nicht weiter, kann sie Alarm schlagen“, erklärt sie.

Wie oft der geprüfte Rettungshund dann mit seinem Halter ausrücken muss, ist unterschiedlich. Niemand ist dazu verpflichtet. Und nicht immer müssen Rettungshunde ihre Nase in einer dramatischen Situation einsetzen, beispielsweise weil jemand einen Abschiedsbrief hinterlassen hat und die Polizei einen Suizid vermutet. „In Brandenburg finden wir manchmal Pilzsammler, die sich im Dickicht verirrt haben“, erzählt Nicole Adam.

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