Unsichtbarer Schutz für Fensterscheiben: UV-Licht gegen Vogeltod

Spezielle Substanzen machen die lebensgefährlichen Fensterscheiben für die Vögel sichtbar.

Düsseldorf. Der Knall ist mitunter so markerschütternd, dass einem vor Schreck die Kaffeetasse aus der Hand fällt. Ein paar Federn an der Fensterscheibe liefern das traurige Indiz: Wieder einmal hat ein Vogelleben ein jähes Ende gefunden.

Das Opfer ist einer optischen Täuschung erlegen, weil sich in großen Fensterscheiben der Himmel spiegelt und Baumkronen im Wind wiegen.

Für die meisten Vogelarten sind Fensterscheiben nicht als Hindernis erkennbar, sie werden zu tödlichen Fallen für Amsel, Drossel, Fink und Star. Hochrechnungen von Ornithologen gehen von bis zu 250 000 tödlichen Kollisionen pro Tag in Europa aus.

Moderne Glas-Architektur und Vogelschutz scheinen unvereinbar, doch neuerdings gibt es wissenschaftliche Ansätze. Die Anwendung des so genannten „Spinnennetz-Effekts“ macht Scheiben für Vögel sichtbar und befriedigt menschliche Ästheten dennoch.

In der Zeitschrift für Vogelkunde und Naturschutz in Hessen haben der Ornithologe Friedrich Buer und der Sozialwissenschaftler Martin Regner diesen schützenden Effekt erläutert: Im Gegensatz zum Menschen sind Vögel in der Lage, UV-Licht wahrzunehmen. So schützen Spinnen dank der UV-Reflexion ihrer Spinnfäden ihre Nester vor Zerstörung durch Vögel.

Dieses Prinzip nutzt der Hersteller des „Birdpen“, Roland Kolbe aus dem schwäbischen Eningen. Mit dem von ihm entwickelten Filzstift (12,90 Euro), der transparente UV-aktive Substanzen enthält, läßt sich der Spinnenetz-Effekt auf der gereinigten Fensterscheibe nachahmen.

Streifen in handbreiten Abständen reduzieren den tödlichen Vogelschlag um bis zu 70 Prozent. Das ergab zumindest eine Studie des Max-Planck-Instituts für Ornithologie der Vogelwarte in Radolfzell.

Vom Hausfrauen-Ideal blitzblanker Scheiben muss man dabei allerdings Abschied nehmen: Je nach Lichteinfall ist das Muster mal mehr, mal weniger stark zu sehen. Das gilt auch für die transparenten Schutzfolien mit Vogelsilhouetten, die Kolbe nach demselben Prinzip entwickelt hat.

Sie sind die teurere Lösung im Kampf gegen den Vogeltod, überstehen aber im Gegensatz zu den Filzstift-Streifen häufige Putzorgien. Ein „Birdsticker“ kostet 19,90 Euro, für eine Glasfläche werden bis zu zehn Silhouetten empfohlen.

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