Ausgediente Elektrogeräte: Der Schatz im Müllberg

Der Handel muss ausgediente Elektrogeräte bald kostenlos annehmen.

Brüssel. Es ist ein gigantischer Müllberg, in dem aber eine Menge Geld steckt: der Elektroschrott. Noch werfen Verbraucher ausgediente Fernseher, Handys und Haushaltsgeräte oft auf den Müll, wenn sie kaputt oder ausrangiert sind.

Nach UN-Schätzungen summiert sich dies auf weltweit 40 Millionen Tonnen Altgeräte jährlich. Sie enthalten aber eine Menge wertvoller Rohstoffe wie Kupfer, Nickel oder Palladium. Die EU will Geräte in Zukunft besser wiederverwerten, das Europaparlament hat die Neufassung einer Richtlinie beschlossen.

Weil das Wegwerfen einen gigantischen Wert vernichtet. In einer Million Handys stecken laut EU-Angaben 250 Kilo Silber, 24 Kilo Gold und neun Tonnen Kupfer.

„Kostbare Rohstoffe vernünftig zu recyceln, ist bei steigenden Weltmarktpreisen auch ein ökonomisches Gebot der Vernunft“, sagt der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth. Viele Geräte enthalten Schadstoffe wie Quecksilber oder Blei. Landen sie im Hausmüll, ist das schlecht für Mensch und Umwelt.

Künftig soll doppelt so viel Elektroschrott recycelt werden wie bisher. Statistisch gesehen produziert jeder Europäer 20 Kilogramm Schrott pro Jahr. Bislang galt EU-weit das Ziel, vier Kilo davon zu verwerten. Vorreiter Schweden schafft 16 Kilo, Deutschland 8,5 Kilo.

Nun wird das Sammelziel von Kilogramm pro Kopf auf Prozent der verkauften Neugeräte umgestellt. Die Quote steigt in zwei Schritten: Ab 2016 sollen 45 Prozent recycelt werden, ab 2019 rund 65 Prozent oder alternativ 85 Prozent der gesamten Elektroschrott-Abfallmenge.

Für praktisch alle elektrischen und elektronischen Geräte, die Verbraucher so besitzen: Dazu zählen Kühlschränke und Waschmaschinen, Staubsauger und Toaster, Computer und Telefone, Fernseher und Stereoanlagen. Aber auch Energiesparlampen, Fitnessgeräte und Bohrmaschinen. Selbst Getränke- und Geldautomaten, Solarzellen und Rauchmelder fallen unter die EU-Richtlinie.

Ja, große fest installierte Anlagen wie Fahrstühle und Rolltreppen sind von den vorgeschriebenen Quoten ausgenommen. Sonderregelungen gibt es auch für einige osteuropäische Staaten, in denen vergleichsweise wenig Elektrogeräte genutzt werden.

Wie bisher können Verbraucher alte Elektrogeräte kostenlos bei ihrer Kommune abgeben. Geräte, die die Sammelstellen annehmen, sind durch das Symbol einer durchgestrichenen Mülltonne gekennzeichnet.

Neu ist, dass Kunden Kleingeräte wie Rasierer, elektrische Zahnbürste, Handy oder Laptop auch in einem Elektrogeschäft zurückgeben können — ohne ein neues Gerät kaufen zu müssen. Das gilt aber nur für Großhändler mit mehr als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche. Das Gerät muss kleiner als 25 Zentimeter sein. Ausnahmen sind möglich.

„Das Problem der Entsorgung von Energiesparlampen ist gelöst“, sagt der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese. Baumärkte oder Elektrogeschäfte müssen diese jetzt schon zurücknehmen.

Da scheiden sich die Geister. „Die Neuregelung ändert nichts an illegalen Exporten“, sagt der FDP-Europaabgeordnete Holger Krahmer und fordert eine konsequente Strafverfolgung. Allein in Deutschland werden laut Bundesumweltamt jährlich rund 155 000 Tonnen zum Teil gefährlichen Elektroschrotts ins außereuropäische Ausland exportiert.

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