Autobahnraststätten: „70 Cent Gebühr, das ist zu viel“

Viele Reisende ärgern sich über die Erhöhung der Toiletten-Preise und weichen ins Gebüsch aus.

Düsseldorf. Am Ende musste Willy Habermeyer zum Feuerwehrschlauch greifen. So heftig stank es im vergangenen Sommer auf den Rasenflächen rund um die Raststätte Holledau auf der A 9 nördlich von München. „Es gibt zu viele Leute, die sich für ihr Geschäft an einen Busch stellen“, sagt der 60-Jährige, der bis vor kurzem vier Raststätten gepachtet hatte. Und Habermeyer glaubt zu wissen, woran das liegt: Seit das Unternehmen Tank und Rast, das den Großteil der Raststätten betreibt, die Preise für den Toilettengang erhöht habe, sparten sich immer mehr das Geld und urinieren stattdessen im Freien.

Für die sauberen Toiletten des WC-Systems „Sanifair“ bezahlte ein Kunde vormals 50 Cent. Beim Besuch des stillen Örtchens bekam er dafür an der Schranke einen gleichwertigen Bon, den er im Bistro oder Shop der Raststätte einlösen konnte. Denn der Besuch soll eigentlich unentgeltlich sein, sagt zumindest Habermeyer und beruft sich auf eine entsprechende Klausel in dem Rahmenvertrag mit dem Eigentümer. Das sei jedoch nur eine „Bemühensklausel“, argumentiert Tank und Rast, das seit 2004 dem britischen Investor Guy Hands und seit 2007 auch einer Infrastruktursparte der Deutschen Bank gehört.

Weil das Toilettensystem „Sanifair“ Tank und Rast-Sprecher Andreas Rehm zufolge „nicht mehr kostendeckend auf dem gewohnten Niveau betrieben werden“ konnte, zogen die Preise im November 2009 zunächst an einigen Standorten an.

Mittlerweise kostet der Klobesuch in nahezu allen Raststätten des Unternehmens 70 Cent. „70 Cent Gebühr, das ist zu viel“, empört sich Toilettengast Jürgen Karoly aus Heilbronn an der Raststätte Münsterland Ost. Zumal der „Sanifair“-Bon für den Kunden weiter nur 50 Cent Zuschuss zu Espresso oder Croissant gewährt.

Auch der ADAC ärgert sich über den Eintritt fürs Austreten, unternehmen kann er dagegen aber nichts. „Es gibt keinen Grund für die Erhöhung“, sagt ADAC-Sprecher Dieter Wirsich.

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