Die Badehose hat es in sich

Hautenges Höschen oder sackartige Shorts? Ein Knigge für die Herren.

Düsseldorf. Deutschland liefert sich dem Sommer aus. Das ist schön, stellt den Mann aber vor eine Herausforderung: die Wahl der richtigen Badehose für Freibad oder Strand. Knapp oder weit? Bunt oder einfarbig? Mit Gummizug oder ohne? Das kleine Stück Textil hat es in sich. Vielen Männern ist das nicht bewusst.

Alles, was nicht labbrig-schlabbrig ist und mindestens bis zum Knie reicht, gilt etwa in Amerika als unmännlich. Deshalb ist die Szene aus „Meine Braut, ihr Vater und ich“, in der sich Ben Stiller eine Badehose vom Ex seiner Freundin leihen muss, für Amerikaner doppelt lustig. Was er bekommt, ist viel zu kurz und zu eng. So etwas tragen nur europäische Gigolos.

Dem Schwimmen selbst ist eine Bermudashorts natürlich abträglich. Im Wasser bläht sich das Beinkleid ballonartig auf, saugt sich voll und lastet schwer an seinem Träger. Beim Verlassen des Schwimmbeckens trieft die Hose aus allen Fasern, so dass man eine breite Feuchtspur hinter sich herzieht. Wegen des damit verbundenen Wasserverlusts haben einige ostdeutsche Freibäder die Hosen schon verboten.

In den Mittelmeerländern hat sich die Badeshorts nie richtig durchgesetzt. Die Hochburg der Speedo — der Badehose im Slip-Format — ist natürlich Italien. Dort zeigt man, was man hat und greift notfalls auf ein Modell mit Einlage zurück. Selbst im Family Resort auf Mallorca wird dieser Wonderbra für den Herrn überall angeboten. Unangenehm wird es, wenn man am Pool jemandem gegenübertritt, der sich offenkundig für das gleiche Modell entschieden hat.

Immerhin: Amerikaner und Mittelmeer-Anrainer wissen wenigstens, wo sie badehosentechnisch hingehören. Deutschland hingegen befindet sich in einer undefinierten Grauzone. Jahrelang wurden auch hierzulande die Badehosen immer weiter und länger.

Der Umschwung setzte 2006 mit dem James-Bond-Film „Casino Royale“ ein: Darin entsteigt Daniel Craig den Fluten des Meeres in einer engen, babyblauen Grigioperla-Badehose und sieht dabei ziemlich cool aus.

André Bangert, Redakteur für Herrenmode bei der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“, hält folgende Faustregel für den Herrn bereit: „Je athletischer ich aussehe, desto knapper und enger darf die Hose sein.“

An dieser Stelle ergibt sich allerdings ein Problem: Empirische Studien haben mehrfach ergeben, dass es Männern sehr schwerfällt, ihr Äußeres auch nur halbwegs objektiv zu beurteilen. Sie halten sich durchweg für wesentlich attraktiver als sie in den Augen anderer erscheinen.

Deshalb wäre es vielleicht besser, die Faustregel wie folgt zu verschärfen: „Wenn ich aussehe wie Mario Gomez, darf ich eine knappe und enge Badehose wählen.“ In allen anderen Fällen empfiehlt sich ein nicht zu kleines Modell in gedeckten Farben.

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