Digitalfotografie: Eine kleine Kamera-Kunde

Welche Kamera dient welchem Zweck?Und muss es denn für die Urlaubsfotos wirklich eine EOS-1Ds Mark III oder Nikon D3X sein, oder geht’s auch ein paar Nummern kleiner? Wir geben die Antworten.

Düsseldorf. Sie kauern hinter dem Fußballtor, haben Kameras von Nikon oder Canon, die bis zu zehn Bilder pro Sekunde schießen. Vorne ragen aus den Gehäusen "Ofenrohre" hervor, die den Triumph des Torschützen bis auf die letzte Lachfalte abbilden.

Was dem Profi-Fotografen recht ist, sollte dem Amateur billig sein - ist es aber nicht, denn die Profi-Qualität hat ihren Preis: Allein für das Kamera-Gehäuse sind schnell um die 5000 Euro fällig. Und muss es denn für die Urlaubsfotos wirklich eine EOS-1Ds Mark III oder Nikon D3X sein, oder geht’s auch ein paar Nummern kleiner?

"Ja", sagt der Düsseldorfer Fotohändler Andreas Leistenschneider. Es komme immer darauf an, was man mit der Kamera wolle. Dabei reicht die Palette von der Kompaktkamera für um die 100 Euro bis zur semi-professionellen Spiegelreflex um die 700 Euro inklusive einfachem Zoomobjektiv.

Welche Kamera ist also die richtige für mich? Das Zeitalter der analogen Fotoapparate ist vorbei, sie fristen inzwischen ein Nischendasein wie die Schallplatte im Audio-Sektor: Digital ist die Welt, in der heute fotografiert wird.

Außen vor bleiben bei unserer Betrachtung sogenannte Multifunktionsgeräte, also Handys oder MP3-Player mit eingebauter Kamera: "Die Objektive sind meist lichtschwach und haben in der Regel kein Zoom", so Leistenschneider. Auch die Mittelformatkameras klammern wir aus, da sie fast ausschließlich im professionellen Bereich anzutreffen sind.

Die Apparate, die sich in der Welt dazwischen tummeln, kann man grob in zwei Kategorien einteilen: Kompaktkameras und Systemkameras (Spiegelreflex- oder SLR-Kameras).

Der Fotospaß beginnt mit den sogenannten Minis, die in jede Hosentasche passen. Sie sind aufgrund ihrer Abmessungen die idealen Immer-Dabei-Kameras. Da die Markengeräte mit guten Objektiven bestückt sind, ist die Bildqualität ordentlich. Der Zoom-Bereich liegt in der Regel bei 3- bis 10fach optisch (die Werte für den digitalen Zoom kann man getrost vernachlässigen: nur mit dem optischen Zoom erzielt man hochwertige Fotos).

Je nach Hersteller variieren die Möglichkeiten, die die Apparate bieten, sehr stark. Als Grundregel für den Kauf mag gelten, dass nicht die Anzahl der Megapixel, also der Bildpunkte auf dem lichtempfindlichen Chip, entscheidend sind, sondern die Kombination aus Chip, Objektiv und der Kamera-Software. Und dabei sollte man sich auf den Rat des Fachhändlers verlassen.

Die nächst höhere Kategorie wird oft als Zoom-Kamera bezeichnet. Hier klettert der Zoombereich bis zu über 20fach. Durch die Bauart der Objektive ist die Kamera allerdings klobiger und passt nicht mehr in die Hosentasche.

Sie bietet Fotografen, die kreativ Bilder gestalten wollen, weitaus mehr Möglichkeiten als die Minis: Blendenvorwahl, Zeitvorwahl, externes Blitzlicht anschließbar, zum Teil auch eingebauter Sucher und ein schwenkbarer Monitor.

Vermehrt kommen Kameras auf den Markt, die über einen GPS-Empfänger verfügen, der sogenannte "Geotags" in die IPTC-Daten des Fotos einträgt. Am Computer kann man dann später nachvollziehen, wo genau die Aufnahme gemacht worden ist.

Immer wichtiger für den ambitionierten Amateur werden die sogenannten Bridge-Kameras. Sie stellen eine Brücke zwischen der Kompakt- und der Spiegelreflex-Welt her. Die Kameras warten mit hervorragenden, lichtstarken Objektiven auf und bieten nahezu alle Möglichkeiten, die auch eine SLR bietet - nur meist ohne die Möglichkeit, das Objektiv zu wechseln.

Da sind wir fast beim Ausgangspunkt angekommen: Die Profi-Kamera vom Fußballplatz hat kleinere Schwestern! Und die sind auch ganz nett. Nur steht ganz am Anfang die Frage: Will ich diese Liaison wirklich?

Wenn ich mein Ja-Wort zur Spiegelreflex gebe, kommt die Qual der Wahl: Fast alle Hersteller haben SLR-Kameras in ihrem Programm. Das umfangreichste Systemzubehör bieten Nikon und Canon. Doch welcher Familie die neue Liebe angehört, ist oft reine Geschmacksache.

Allerdings gibt es zahlreiche Fachzeitschriften, die sich sofort auf jedes neue Modell stürzen und preislich vergleichbare Kameras auf den Testparcours schicken. Besonders interessant ist hierbei, wie die Objektive abschneiden.

Denn in den meisten Fällen wird man zunächst eine Spiegelreflex mit einem Kompakt-Zoom kaufen, das den Blickwinkel vom Weitwinkel bis zum unteren Telebereich abdeckt. Wie lichtstark ist dieses Objektiv, weist es Verzeichnungen auf, ist ein Bildstabilisator eingebaut?

Bei den Tests ist nur ein ungefährer Preis oder sogar nur eine Preisspanne angegeben. Zudem können die Preise stark schwanken. Preissuchmaschinen helfen, eine genaue Vorstellung davon zu bekommen, wie viel man für die Traumkamera berappen muss. Da viele Fachhändler heute auch Online-Anbieter sind, muss das Internet nicht unbedingt preiswerter sein als die Ladentheke.

Nach der ersten Fotopirsch beginnt der Wunschzettel dann schnell zu wachsen: Eine zusätzliche Festbrennweite aus dem Weitwinkel- und eine aus dem Telebereich ist nötig, zum Aufhellen des Vordergrunds sollte schon ein externes Blitzgerät vorhanden sein. Für das extreme Tele ist ein Stativ unerlässlich. Und um das Equipment transportieren zu können, braucht man eine gute Fototasche, in die auch noch diverse Filter passen.

Fehlt eigentlich nur noch das Super-Bild, mit dem man im Kollegen- und Freundeskreis auftrumpfen kann...

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