Hilfe: Auto - Wenn die Panik immer mitfährt

Ein spezielles Training hilft unsicheren Fahrern, ihre Angst am Steuer zu überwinden.

Düsseldorf. "Ich habe meine Freiheit zurück gewonnen." Wenn Marco P. von Freiheit spricht, meint er Dinge, die für die meisten Menschen selbstverständlich sind: Er kann mit seiner Familie über die Autobahn in flottem Tempo von Köln nach München brausen, ohne dass ihn Gefühle von Panik befallen.

"Ich bin wieder in der Normalität angekommen," resümiert der 38-jährige Kölner. Jahrelang war das anders. Marco P. wurde von Ängsten geplagt, sobald er hinter dem Steuer eines Autos saß.

Besonders schlimm wurde es, wenn Mitfahrer im Wagen saßen. "Da stand ich unter einem immensen Druck, ich fühlte mich der Verantwortung nicht gewachsen."

Marco P. fuhr übervorsichtig auf der Autobahn, zunächst nie schneller als 80, schließlich nur noch 60 Stundenkilometer. Überholvorgänge brach er immer wieder ab, zwang seine Hintermänner zur Vollbremsung und provozierte so brandgefährliche Situationen. Schließlich traute er sich überhaupt nicht mehr auf die Autobahn.

Doch das ist jetzt Geschichte. Die Panikattacken sind so gut wie verschwunden. Der Grund: Ein dreitägiges Training mit der Diplom-Psychologin und Fahrlehrerin Alexandra Bärike.

Vor dem praktischen Fahrtraining suchten Alexandra Bärike und ihr Angstpatient nach möglichen Ursachen der Panikattacken. Marco P. hatte mit 18 Jahren die Führerscheinprüfung gemacht. Autofahren machte ihm zunächst Spaß. Doch seine Mutter war überängstlich, traute sich nach einem Unfall überhaupt nicht mehr ans Steuer.

Beide Eltern ermahnten den Sohn gebetsmühlenartig zu erhöhter Vorsicht. Das führte schließlich dazu, dass sich in Marcos Gehirn ein Film des Grauens abspulte, sobald er am Steuer saß.

Nach dem einfühlsamen Vorgespräch lotste ihn die Trainerin in ihrem Fahrschul- Auto direkt zum Ort des Alptraums - auf die Autobahn.

"Da war mir zunächst sehr unbehaglich." Bärike hinterfragte seine Angstgefühle, wenn ihm wieder der Schweiß auf die Stirn trat, der Puls zu rasen begann.

Jeweils drei Stunden lang dauerte die gezielte Konfrontation mit der Angst - "und ich merkte: Von Stunde zu Stunde wurde es besser", berichtet Marco P.

Nach dem dreitägigen Trainingsprogramm blieb er mit seiner Therapeutin noch lange in Kontakt, um sich über seine Fortschritte auszutauschen. Er beherzigt gewissenhaft ihren Ratschlag: Mindestens zwei- bis dreimal die Woche ans Steuer und sich der Situation stellen, die ihm zuvor so viele Probleme gemacht hat.

Zu einem Drittel sind es Männer, die die Hilfe von Alexandra Bärike in Anspruch nehmen. Fast alle von ihnen leiden wie Marco P. unter Panikattacken am Steuer, die die unterschiedlichsten Ursachen haben und selbst sehr erfahrene Autofahrer befallen können.

Oft tritt nach einem Unfallerlebnis das Gefühl ein, nichts mehr richtig unter Kontrolle zu haben. Bei Frauen lösen oft mangelnde Fahrpraxis und die daraus resultierende Unsicherheit Panikattacken aus.

Die Betroffenen fühlen sich alleingelassen in einer Autowelt. Dass dem nicht so ist, beweisen zahlreiche Internet-Foren, in denen sich die Geplagten austauschen.

Fahrschulen wie "Schaffen wir" in Berlin oder der Magdeburger "Autoclub für Angsthäsinnen" haben erkannt, dass ein besonderes Gespür auf Seiten des Fahrlehrers nötig ist, um das Problem in den Griff zu bekommen.

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