Im Internet gibt es bald neue Postleitzahlen

Die bislang 4,3 Milliarden IP-Adressen reichen nicht mehr aus.

Berlin. Nach 30 Jahren ist Schluss: Die verfügbaren IP-Adressen für jedes Gerät im Internet sind so gut wie aufgebraucht. Jetzt wird nur noch der Mangel verwaltet, solange bis die langwierige Umstellung auf einen neuen Standard abgeschlossen ist. Das 1981 eingeführte Internet-Protokoll der Version 4, kurz IPv4 genannt, wird von der neuen Version IPv6 abgelöst. Der verfügbare Adressraum von bislang 4,3 Milliarden eindeutigen IP-Adressen wird damit auf die unvorstellbar hohe Zahl von 340 Sextillionen Adressen erweitert.

Das bisherige Protokoll könnte noch nicht einmal alle 6,9 Milliarden Menschen mit einer Netzadresse versorgen — es war ja auch in den 70er und 80er Jahren nur für einen Rechnerverbund von Forschungsinstituten entwickelt worden. Künftig aber sollen nicht nur Computer und Handys im Internet eine IP-Adresse erhalten, sondern auch alle möglichen anderen Geräte wie Stromzähler, Jalousien oder Kühlschränke. Die Branche schwärmt schon vom „Internet der Dinge“. Vorher aber müssen alle Geräte auf den neuen Standard gebracht werden.

„Das ist so ähnlich wie bei der Umstellung von vierstelligen auf fünfstellige Postleitzahlen“, erklärt Professor Christoph Meinel, der das Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam leitet und Vorsitzender des deutschen IPv6-Rates ist. Automatische Postverteilanlagen müssen wissen, ob sie es mit vier oder mit fünf Stellen zu tun haben. Ebenso müssen die Netzgeräte bis hin zum DSL-Router daheim auf den neuen Standard umgestellt werden. Auch die Betreiber eines Web-Servers und die Internet-Zugangsanbieter müssen ihre Hausaufgaben machen.

Ab Herbst will die Deutsche Telekom zunächst bei Geschäftskunden damit beginnen, die neuen IPv6-Adressen zu verteilen, ab Ende des Jahres beginnt dann auch bei den Privatkunden die neue Ära.

Für die Frage, ob der Computer mit dem neuen Standard zurechtkommt, ist ein IPv6-fähiges Betriebssystem Voraussetzung. Dies ist ab Windows Vista gewährleistet, bei Windows XP kann die Unterstützung nachinstalliert werden. Auch das Mac-OS-X-Betriebssystem (ab 10.2) und Linux verstehen IPv6.

Die gängigen Router, wie sie von den Telekommunikationsfirmen bei der Bestellung eines DSL-Pakets geliefert werden, sind auf das alte Protokoll IPv4 eingestellt. Bei der verbreiteten Fritzbox des Herstellers AVM zum Beispiel kann man die IPv6-Unterstützung mit einem Firmware-Update erreichen, also mit einer neuen Version der Geräte-Software. Beim Kauf eines neuen Routers sollte man darauf achten, dass er mit IPv6 zurechtkommt.

Fachleute sagen, dass man bei der Umstellung in der Regel nicht mit Problemen rechnen müsse. Die Internet-Nutzung werde auch nach Beginn der Umstellung nicht beeinträchtigt — so versprechen es zumindest die Zugangsanbieter. Sie haben ihr Netz so eingerichtet, dass die Datenpakete alle Nutzer erreichen, ob sie nun mit IPv4 oder mit IPv6 losgeschickt werden.

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