Internet — auch eine Frage des Tempos

Anbieter liefern längst nicht immer die versprochenen Geschwindigkeiten.

Internet — auch eine Frage des Tempos
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Ob unerwünschte Sicherheitspakete, unerwartete Tempodrosselung oder eine von vorneherein lahme Surfgeschwindigkeit: Der Internetanschluss daheim soll eigentlich nur gut funktionieren, doch allzu oft bereitet er dem Nutzer Kopfschmerzen — vermeidbare?

In der Werbung machen die Internetprovider Lust aufs Surfen: Dick gedruckte Zahlen verheißen hohe Geschwindigkeiten. In der Realität weichen die Werte des Anschlusses aber oft deutlich von dem in der Werbung versprochenen Maximaltempo ab. Das hat auch die Bundesnetzagentur festgestellt, die Provider-Verträge im Rahmen einer Studie unter die Lupe genommen hat.

„Hier hat sich unter anderem gezeigt, dass die Anbieter gar keine oder nur wenig belastbare Aussagen zur realisierbaren Datenübertragungsrate machen“, sagt Bundesnetzagentur-Sprecher Michael Reifenberg. „Der Endkunde weiß nur vage, mit welcher Leistung er konkret rechnen kann.“ Dabei sind die Provider verpflichtet, zumindest im Kleingedruckten über die wichtigsten technischen Leistungsdaten zu informieren. Darunter seien auch die Datenübertragungsraten zu verstehen, sagt Reifenberg.

Die realisierten Bandbreiten weichen zum Teil deutlich von den beworbenen ab. Das haben Messungen der Bundesnetzagentur gezeigt. 2013 erreichten etwa 77 Prozent der Nutzer eine Geschwindigkeit, die mindestens der Hälfte der vermarkteten Datenrate entsprach. Nur 16 Prozent konnten mit der vollen versprochenen Geschwindigkeit oder noch schneller surfen.

Lahmendes Internet muss man nicht hinnehmen. Vor weiteren Schritten gilt es aber zu klären, ob nicht Faktoren bremsen, für die den Anbieter keine Schuld trifft, sagt Katja Müller von der Verbraucherzentrale Berlin. Zudem müsse die Verbindung dauerhaft lahmen. „Es reicht nicht aus, dass es einmal eine Störung gibt.“ Der Kunde sei in der Pflicht, nachzuweisen, dass er langsamer surft als versprochen — und zwar indem er ein Protokoll anfertigt.

Zahlreiche Internetseiten bieten sogenannte Speedtests an. Die hält Falko Hansen vom Portal Teltarif.de wegen ihrer häufigen Ungenauigkeit nicht für aussagekräftig. Sinnvoller sei es, die in den Router-Einstellungen angezeigte Bandbreite heranzuziehen.

Weicht die Geschwindigkeit den Messungen zufolge dauerhaft ab, setzt man dem Provider eine Frist zur Beseitigung der Beeinträchtigung, rät Müller. Kommt der Provider dem nicht nach, besteht die Möglichkeit, Schadenersatz zu verlangen. „Dazu muss man den Schaden nachweisen“, erläutert die Verbraucherschützerin.

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