Landärzte — weit entfernt von heiler Welt

In vielen Gegenden Deutschlands ist die Versorgung kaum mehr sichergestellt.

Landärzte — weit entfernt von heiler Welt
Foto: dpa

Berlin. Das Berliner Forschungsinstitut Iges und der Bertelsmann Stiftung haben die Ärzteplanung unter die Lupe genommen — doch die Ergebnisse machen den Patienten wenig Hoffnung.

Beispiel Kinderärzte: Auf einer Karte haben die Studienautoren Deutschland in Plankreise eingeteilt und diese eingefärbt. Rot steht für deutlich zu wenig Ärzte, grau für ausgewogen und blau für mehr Mediziner als gebraucht. Die grauen Kreise, wo alles ok ist, sind in der Minderheit — vor allem weite Teile Ostdeutschlands leuchten in Alarmrot. Laut der Studie steigt der Anteil der Regionen, in denen die Zahl der Kinderärzte nicht dem Bedarf entspricht, auf mittlerweile 75 Prozent.

Bei Frauenärzten sieht es nicht viel besser aus, bei den Augenärzten nur wenig besser. Doch nicht alles ist schlecht. Die Deutschlandkarte, die die Experten für die Hausärzte gemalt haben, ist weitgehend blassgrau — was einer ausgewogenen Verteilung der Mediziner entspricht. „Die Bilanz ist nicht ganz schlecht, aber insgesamt doch ernüchternd“, sagt der Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung, Stefan Etgeton.

Nun stieg die Zahl der berufstätigen Ärzte in Deutschland laut Bundesärztekammer innerhalb von zehn Jahren um mehr als 53 000. Doch das Durchschnittsalter der niedergelassenen Mediziner stieg in der Zeit von durchschnittlich 46,7 auf 53,1 Jahre. Viele Ärzte finden keinen Nachfolger, viele machen auch Teilzeit.

Die Bertelsmann-Studie bestätigt aber auch einen Trend, den die Krankenkassen seit Jahren kritisieren: Das Problem ist nicht der Mangel allein, sondern die ungleiche Verteilung der Ärzte. Ein Drittel der Kinder-, Frauen- und Augenärzte arbeite in Großstädten — obwohl nur ein Viertel der Bevölkerung dort lebe.

Der Wohlstand in einer Region spielt laut den Experten für die Niederlassungsfreudigkeit der Ärzte eine Rolle. Die Münchner Gesundheitsökonomin Leonie Sundmacher hatte bereits aufgezeigt: Ein Prozent mehr an Privatversicherten erhöht die Ärztedichte um rund zwei Prozent. Nicht nur das höhere Arzt-Honorar bei Privatpatienten trägt laut Etgeton hierzu bei, sondern auch die in solchen Regionen für die Mediziner attraktiver erscheinenden Lebensverhältnisse.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen forderte in seinem jüngsten Gutachten spürbare Zuschläge für Landärzte. Neue Niederlassungen will man so attraktiver machen — und zwar soll das Geld von den Medizinern in gutversorgten Gebieten kommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort