Medizinfachmesse Medica: Schwerelos wie ein Astronaut

Auf der Medizinfachmesse in Düsseldorf wird ein neuartiges Laufband vorgestellt, mit dem auch Fußballstars trainieren.

Düsseldorf. Für ein bisschen Schwerelosigkeit muss man nicht mehr ins All fliegen. Das geht jetzt auch in der Reha. Ein hessisches Unternehmen stellt auf der Medica ein Laufband vor, auf dem Patienten fast ein wenig schweben können. Wer nach Verletzungen oder Operationen erst langsam seine Beine wieder belasten darf, kann auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband trainieren. Das haben schon Vereine wie Bayern München und Real Madrid erkannt. Auch für Patienten im Rollstuhl ist das Laufband geeignet.

Von der Taille abwärts steckt man in einem Beinüberzug, der mit Reißverschlüssen am Gerät abschließt. In dieser Überdruckkammer kann das Körpergewicht fast bis zur Schwerelosigkeit reduziert werden. Die Technik wurde von der Nasa entwickelt für das Astronauten-Training. Das Gerät ist bereits in einigen Rehazentren oder Physiotherapiepraxen vorhanden, in Düsseldorf etwa auf der Grafenberger Allee. Die Behandlung wird je nach Erkrankung als Physiotherapie von den Kassen bezahlt.

Sie sind der große Trend in der Medizin: Smarte Helferlein im Alltag. Es gibt fast nichts, was heutzutage nicht mit einer App oder einem Smartphone vernetzt wird. Das Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie stellt insgesamt 25 solcher Entwicklungen vor. Mit Fotos von Angehörigen auf den großen Tasten eines Telefons fällt das Anrufen im Alter leichter. Eine Sensor-Fußmatte schaltet bei Berührung Licht an oder alarmiert bei größerer Belastung, etwa einem Sturz, das Pflegepersonal. Ein Herd ist mit farbig leuchtenden Schaltern ausgestattet und mit einem Timer, der piepst, wenn man den heißen Herd länger verlässt. Mit einer Fernbedienung lassen sich Schlüssel oder Geldbeutel akustisch orten, die zuvor mit dem passenden Gegenstück ausgestattet wurden. All das ist bereits im Handel erhältlich.

Im Dezember kommt ein Pflaster der Telekom auf den Markt, das 20 verschiedene Vitalparameter speichern kann. Sensoren messen über die Oberflächenspannung der Haut Körpertemperatur, Kalorienverbrauch, Aktivität oder Schrittzahl. Sieben Tage lang kann man sich so analysieren und danach die Daten beim Hausarzt oder im Fitnessstudio verwenden. Das Pflaster ist wasserfest und wird 99 Euro kosten. Eine medizinische Weiterentwicklung ist geplant: Die nächste Pflastergeneration soll ab Anfang 2014 die Herzfrequenz und den Puls messen können.

Zudem stellt die Telekom ein vernetztes Pflegebett vor. Es misst über Sensoren, wenn der Patient das Bett verlässt, schaltet automatisch Licht ein und sendet über eine Mobilfunkkarte eine Nachricht an einen Angehörigen. Möglich ist auch eine Kommunikation mit dem Roten Kreuz, das ein Pflegeteam schicken kann. Das ganze System befindet sich derzeit im Praxistest. Aus Kalifornien kommt eine Hightech-Brille für Rettungssanitäter, die mit einer speziellen Frequenz von Lichtwellen die Venen besser sichtbar macht und so intravenöse Zugänge erleichtert (Firma evena medical). Aus Rastatt kommt ein Operationstisch, der ein Gewicht von bis zu 380 Kilogramm trägt und somit die Operation von schwergewichtigen Patienten ermöglicht (Firma Maquet). Für Ultraschalluntersuchungen gibt es jetzt kabellose Schallköpfe und ein System, das Bilddatensätze eigenständig auswertet (Siemens und Philips). Samsung stellt eine „Hello Mom“-App vor, mit der Ultraschallbilder des ungeborenen Kindes an ein Smartphone übertragen werden können.

Auf der von Philips entwickelten Intensivstation verschwinden Maschinen hinter der Wand, es geht leise zu. Der Patient schaut in eine himmelsähnliche Lichtinstallation anstatt auf eine graue Zimmerdecke. Die Hoffnung: Vor allem ältere Patienten sollen so beruhigt werden.

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