Piepmatz-TV zum Schutz der heimischen Vogelwelt

Wer möchte, kann Nistkästen mit einer Kamera beobachten. Experten finden das gut, weil sie sich davon mehr Interesse am Wohl der Tiere erhoffen.

Düsseldorf. Bei Familie Bauer aus Meckenheim piept es. Seit einem Jahr beobachtet Familienvater Hagen Bauer mit seinen Kindern Vögel beim Brüten. Das funktioniert über einen Nistkasten mit integrierter Infrarotkamera, die wiederum an einen Computer angeschlossen ist. Naturschutzverbände und Vogelschützer unterstützen dieses ungewöhnliche Naturerlebnis und erhoffen sich aus solchen Projekten mehr Interesse und damit mehr Schutz für die heimische Vogelwelt.

Denn bei dieser herrscht akute „Wohnungsnot“, wie es ein Sprecher des Naturschutzbundes (Nabu) in NRW formuliert. Weil der Mensch insbesondere in Siedlungsgebieten den Lebensraum der Vögel verändere, fänden diese oft keine Nistmöglichkeiten mehr. So werden beispielsweise immer mehr Hausfassaden gedämmt, um Energiekosten zu sparen. Zugleich werden damit Nistmöglichkeiten in Mauern vernichtet.

Der Nabu verkauft daher selbst Nistkästen mit Kamera, um bei Menschen das Interesse für Natur zu wecken, wie der Sprecher erläutert. Hagen Bauer baute sich seinen Kasten samt Kamera dagegen selbst. Die Idee kam ihm, weil er bei seinen Kindern im Alter zwischen fünf und acht Jahren die Lust auf Natur wecken wollte. Den 40-jährigen IT-Experten trieb zudem der Spaß an der Technik.

Die Bauers konnten schon bald einen ersten Erfolg melden: Ein Kohlmeisen-Pärchen zog in den Nistkasten ein, brütete und wurde dabei von der Familie beobachtet — durch die Kamera völlig unauffällig für die Vögel. Als „Nebenprodukt“ stellte Bauer sein „Meisen-TV“ ins Internet, so dass auch andere Interessierte das Wachsen seiner Vogelfamilie beobachten konnten.

Wohnraum zu schaffen, das allein reicht aber nicht aus, um Vogelnachwuchs sicherzustellen, wie Franz Bairlein, Präsident der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft, erklärt. Er begrüßt zwar solche Initiativen, mahnt aber zugleich, dass Vögel auch ausreichend Nahrung finden müssten, um ihre Brut aufzuziehen. „Wir machen uns große Sorgen, weil beispielsweise der heimische Spatz nahezu verschwunden ist.“

Abhilfe geben naturnahe Gärten, wie der Experte erklärt. Dazu gehöre auch, einmal Unkraut zu tolerieren, einheimische Pflanzen zu bevorzugen, anstatt Exoten aus aller Welt. Solche Gärten helfen auch Vogelarten, die nicht in Kästen nisteten — beispielsweise Zaunkönige, die dichte Büsche für die Aufzucht ihres Nachwuchses benötigten.

Bei den Bauers in Meckenheim ist zum Kohlmeisen-Nistkasten mittlerweile einer für Mauersegler hinzugekommen — der ist aber noch nicht „vermietet“. Bauer: „Es kreisen zwar immer wieder Mauersegler über unser Haus — bislang aber ohne Erfolg.“

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