Pilze gehören nicht in die Tüte

Saison: Die Sammelzeit hat begonnen. Doch bevor man in den Wald geht, müssen einige Regeln beachtet werden.

Düsseldorf. Auf diese Jahreszeit haben Pilzsammler das ganze Jahr gewartet. Denn je nach Witterung wachsen von Mitte August bis Ende Oktober die meisten Pilze. "Jetzt sind die Nächte wieder deutlich länger und das Klima für ein Pilzwachstum wird günstiger", sagt der geprüfte Pilzsachverständige Karl-Heinz Schmitz.

Wann genau sie wachsen, kann allerdings nicht vorhergesagt werden. Denn viele Pilze wachsen erst über Nacht. Klar ist aber: Sie mögen Wärme, milden Regen und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Für den fortgeschrittenen Sammler ist das gesamte Jahr über Saison.

Wer sich auf die Suche nach leckeren Pilzen begibt, muss allerdings einige Regeln beachten. Vorsicht ist nicht nur bei den Sorten geboten. Auch die Ernte, Lagerung und der Transport müssen sorgfältig sein. Für eine erfolgreiche Ausbeute haben wir die wichtigsten Punkte zusammengestellt.

Es sollte ein bewölkter Tag sein, da bei zu vielen Lichtreflexen durch Sonnenlicht die Pilze schwerer zu entdecken sind. "In direktem Regen sollte man keine Pilze sammeln, weil sie dann durchnässt sind und die Haltbarkeit dadurch verringert wird", weiß Pilzexperte Schmitz. An eine bestimmte Tageszeit muss man sich beim Sammeln aber nicht halten.

Der klassische Sammelbehälter ist ein Korb. Hierin liegen die Pilze locker und leicht und haben noch Luftkühlung. Von anderen Behältern rät Karl-Heinz Schmitz ab: "Auf gar keinen Fall gehören Pilze in Plastiktüten oder Rucksäcke. Hier werden sie gequetscht und verderben durch den Wärmestau schneller." Er empfiehlt zusätzlich ein Messer mit integrierter Bürste, um die Pilze schon gut vorgereinigt in den Korb zu legen. Auch ein handliches Pilzbuch kann nicht schaden.

Sie können abgeschnitten oder vorsichtig herausgedreht werden. Letzteres eignet sich für dickstielige Steinpilze besser; dadurch bleibt nicht soviel Pilz im Boden. Die zurückbleibenden Löcher sollten mit etwas Moos oder Erde wieder verschlossen werden, damit das Pilzgeflecht nicht austrocknet. Abschneiden sollte man laut Schmitz nur die Pilze, die man auch wirklich kennt. "Sonst kann es leicht zu gefährlichen Verwechslungen mit Giftpilzen kommen, da wichtige Merkmale zum Bestimmen an der Stielbasis zu finden sind."

In Parks, Grünanlagen sowie an Wegrändern und natürlich im Wald.

Anfänger begehen häufig den Fehler, dass sie alles sammeln und verschiedene Sorten zusammen in einen Korb werfen. Sind gefährliche Giftpilze dabei, muss alles entsorgt werden. Denn Bruchstücke von Lamellen der Giftpilze könnten zwischen die Speisepilze geraten sein. Der Sachverständige rät, Speisepilze und Pilze, die man nicht kennt, schon beim Sammeln getrennt aufzubewahren.

Ganz junge Pilze und ebenso "überständige", die sich nicht mehr fest und frisch anfühlen. Diese können dann durch Sporenverbreitung zur Vermehrung beitragen. "Was man am Gemüsestand nicht mehr kaufen würde, sollte ebenso im Wald stehen gelassen werden", so Schmitz.

Pilze sollte man nie roh verzehren. Denn viele Arten sind unbekömmlich oder giftig. Am besten ist es, sie gleich nach dem Sammeln zuzubereiten. Werden Pilze erst am nächsten Tag verarbeitet, müssen sie kühl und trocken auf einer Papierunterlage flach ausgebreitet werden. Auch das Einlegen von Pilzen in Essig ist möglich und eignet sich vor allem für junge und festfleischige Pilze, die man später für Salate oder kalte Platten verwenden will. Den Kontakt mit Wasser mögen Pilze gar nicht. Deshalb nur, wenn überhaupt, ganz kurz unter fließendem Wasser abspülen.

Hilfe aufsuchen Bei körperlichen Beschwerden wie Kratzen im Hals, starkem Speichelfluss, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel oder Schweißausbrüchen muss sofort ein Arzt oder eine Giftzentrale aufgesucht werden. Auch ein Pilzsachverständiger kann helfen, den Pilz zu identifizieren.

Lebensgefahr Bei einigen lebensgefährlich giftigen Pilzen wie den Knollenblätterpilzen treten Vergiftungserscheinungen meist erst sechs bis zwölf Stunden nach der Pilzmahlzeit, manchmal noch später, auf. Da in diesen Fällen Lebensgefahr besteht, müssen die Vergifteten sofort ins Krankenhaus.

Keine Hausmittel Es gibt keine vernünftigen Hausmittel bei einer Pilzvergiftung, die ohne ärztlich festgestellte Indikation eingesetzt werden können. Milch zu trinken ist immer falsch, aber auch Salzwasser zu trinken, um Erbrechen zu fördern oder Kohletabletten, um Durchfälle zu lindern, können die Prognose verschlechtern.

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