SMS-Schreiben am Steuer gefährdet Leben

Die Kampagne „Tippen tötet“ soll Smartphone-Nutzer vor gefährlichen Unfällen bewahren.

SMS-Schreiben am Steuer gefährdet Leben
Foto: dpa

Hannover. Fußgänger, die mit gesenkten Blicken gebannt auf ihre Smartphones schauen, sind in den Innenstädten Alltag. Unachtsamkeit kann hier mal zu einer Beule oder einem Stolperer führen, am Steuer eines Autos kann SMS-Schreiben und E-Mail-Lesen schnell drastische Folgen haben. Sekunden der Unachtsamkeit können Leben auslöschen. Eben noch in sozialen Netzwerken mit Freunden geplauscht, endet die Fahrt mit dem Auto an einem Baum oder in einem Frontalzusammenstoß.

Bei einer jungen Frau aus Baden-Württemberg liegt das Handy noch auf der Brust, als die Polizei nach einem Unfall ihre Leiche in dem Wagen findet. Das 13 Jahre alte Handynutzungsverbot in Autos in Deutschland wird oft ignoriert. Die Landesverkehrswacht Niedersachsen will nun mit der Plakataktion „Tippen tötet“ vor den Gefahren des SMS-Schreibens oder Handy-Surfens am Steuer warnen. Den Organisatoren zufolge ist es die erste bundesweite Kampagne gegen das Simsen am Steuer.

In einem Film weist die Verkehrswacht darauf hin, dass mit dem Schreiben von SMS und E-Mails am Steuer das Unfallrisiko nach einer Hochrechnung der Versicherungswirtschaft um das 23-Fache steigt. Daten, wie oft es tatsächlich wegen des Smartphones kracht, gibt es aber nicht. „Das Fahren mit dem Handy wird nicht zentral erfasst“, sagt der niedersächsische Landespolizeipräsident Uwe Binias. „Der Nachweis, dass ein Handy benutzt wurde, ist sehr schwierig.“ Es gebe ja rechtlich nicht die Möglichkeit, nach einem Crash einfach das Telefon einzuziehen, da müssten schon konkrete Verdachtsmomente her.

Nach Schätzungen der Versicherungsbranche sollen jedoch 20 Prozent auf das Tippen am Steuer zurückzuführen sein, heißt es. Wer bei 50 Stundenkilometern nur fünf Sekunden auf das Display schaut, fährt 70 Meter weit. Einen Blindflug, der schwere Folgen haben kann. Nach einer Umfrage der Allianz von 2011 telefonieren mehr als 40 Prozent der Autofahrer beim Fahren, ein Drittel liest oder schreibt SMS und E-Mails.

Die Ablenkung der Verkehrsteilnehmer durch Smartphones hat dem Bundesverkehrsministerium zufolge in den vergangenen Jahren stark zugenommen. „Das ist in den letzten Jahren enorm gestiegen“, sagt Sprecher Stefan Ewert. Nicht zuletzt deswegen sei auch das Bußgeld für Autofahrer von 40 auf 60 Euro erhöht worden. Fahrradfahrer zahlen immerhin noch 25 Euro, Fußgänger müssen nach Angaben der Polizei hingegen nicht in die Tasche greifen. Dennoch sollten sie sich bewusst sein, dass sie sich selbst damit gefährden.

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