So können sich belästigte Frauen wehren

Wer in Bus oder U-Bahn angemacht wird, sollte selbstbewusst agieren.

Stuttgart. Alle starren, keiner hilft: So läuft es leider häufig ab, wenn Frauen belästigt werden. Oft genug passiert das nicht nur, wenn sie allein sind, sondern in aller Öffentlichkeit. Wenn Frauen dann im Bus oder in der U-Bahn üble Macho-Anmachen oder aufdringliche Grabscher ertragen müssen, wird die Fahrt schnell zum Höllentrip.

Dass Frauen in solchen Fällen oft auf sich allein gestellt sind, ist nach den Erfahrungen der Polizei typisch. Das hat nicht nur mit mangelnder Zivilcourage, sondern auch mit Gruppendynamik zu tun: "Da entsteht eine Art Verdrängungseffekt: Je mehr Leute eingreifen könnten, desto weniger fühlt sich der Einzelne verantwortlich", sagt Reinhold Hepp von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Damit es nicht so weit kommt, können folgende Tipps helfen:

"Einfach nicht hinhören" oder "gar nicht beachten" - gegen hartnäckige Belästiger helfen solche Tipps meist nicht. Im Gegenteil: Nichtstun ist häufig ein Fehler, weil sich die Situation durch zu spätes Reagieren leicht hochschaukeln kann. "Deswegen heißt es schnell aktiv werden und sich nicht in die Opferrolle drängen lassen", sagt Günther Gugel vom Institut für Friedenspädagogik. Je länger Frauen abwarten, desto schwieriger wird es, sich gegen Belästigungen zu wehren.

"Als Erstes ist es wichtig, die Sache öffentlich zu machen und so das Eis zu brechen", sagt Polizeiexperte Hepp. Konkret heißt das: Laut werden, um den Täter abzuschrecken und andere auf die eigene Lage aufmerksam zu machen. "Man kann zum Beispiel rufen: ,Hilfe, dieser Mann belästigt mich!’, sagt Hepp. Wer sich so wehrt, hat gute Chancen, danach in Ruhe gelassen zu werden. "Die meisten dieser Tätertypen sind feige: Sie suchen Opfer, keine Gegner", sagt Hallenga. "Wenn das Ganze öffentlich wird, ist das meist der größte Schutz."

Um andere zum Einschreiten zu bewegen, müssen Frauen sie gezielt um Hilfe bitten. Sie sollten also nicht rufen "Jemand muss mir helfen!", sondern "Sie da in der gelben Jacke, helfen Sie mir!", erklärt Pädagoge Gugel. Am besten gibt man Umstehenden konkrete Anweisungen, also etwa "Sagen Sie bitte dem Fahrer Bescheid!".

Um sich Täter vom Leib zu halten, sollten Frauen rasch Hilfe holen - also im Bus zum Fahrer gehen oder in der U-Bahn den Fahrer über den Notruf alarmieren, sagt Hepp. Werden Täter aufdringlich oder sogar handgreiflich, sollten Frauen die Polizei rufen oder das Wachpersonal zum Beispiel über eine Notrufsäule am nächsten U-Bahnhof verständigen.

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