So wird aus dem Opa ein „iOpa“

Tipps und Tricks, damit die Großeltern mit ihrem ersten Smartphone zurecht kommen.

So wird aus dem Opa ein „iOpa“
Foto: dpa

Düsseldorf. E-Mails hat er früher immer seiner Sekretärin diktiert. Jetzt, im Ruhestand, kommt es dicke: Zum 70. Geburtstag bekommt Opa ein Smartphone. Kein Seniorenhandy, sondern ein richtiges. Ob das eine gute Idee ist? Ein Erfahrungsbericht mit Tipps von Experten:

Der Tipp: Auch wenn es länger dauert - das Gerät sucht man am besten zusammen aus, rät Nicola Röhricht von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO). Denn probieren geht beim Kauf über studieren. Die Entscheidung sollte man letztlich den Großeltern überlassen.

Opa und das Smartphone - es ist wie eine Begegnung der dritten Art. Er hält das Handy in der Hand, als sei es die Laserkanone eines Außerirdischen und könnte gleich explodieren. Jetzt bloß nichts falsch machen, scheint er zu denken. Prompt passiert es. Ein falscher Griff, und schon öffnet sich eine App und fordert Zugriffsrechte ein. Oh Schreck, was habe ich jetzt gedrückt?

Der Tipp: Solche Berührungsängste seien ganz typisch für Ältere ohne große Handyerfahrung, sagt Matthias Schroeder vom Berufsverband der Deutschen Usability und User Experience Professionals. Der Verband befasst sich mit dem Thema Nutzerfreundlichkeit. Und daran hapert es aus Sicht von Älteren bei Handys oft noch. Im ersten Schritt heißt es daher zu zeigen, dass nichts kaputtgehen kann, wenn man mal den falschen Knopf drückt.

Fünf Knöpfe kennt Opa jetzt: Einschalten, Lautstärke ändern, „Zurück“ und „Menü“ - und im Zweifel immer „Home“ drücken. „Home“ drückt er ziemlich oft. Klingt wahrscheinlich irgendwie beruhigend. Bloß dieser Touchscreen. Wie nimmt man einen Anruf an? Aha, wischen. Mist, zu langsam. Der Anruf landet auf der Mailbox. Und die ersten Schritte enden gleich an der ersten Hürde.

Der Tipp: „Nicht zu viel erklären, einfach machen“, rät Erhard Hackler von der Deutschen Seniorenliga. Hierfür muss man sich also viel Zeit nehmen. „Das ist schon eine Geduldsprobe“, sagt Röhricht. Wichtig auch: Immer eins nach dem anderen üben, nicht zu viel auf einmal.

Nächstes Level, die Internetsuche mit Spracherkennung. Opa ist etwas genervt. „Du Blödmann“ sagt er zum Handy. Freunde sind sie offenbar noch nicht geworden. Immerhin: Es funktioniert - das Handy sucht brav im Netz nach dem, was er sagt. An erster Stelle kommt ein Quiz mit dem Titel „Bist Du ein Blödmann?“. Opa ist erst etwas verwirrt: Will das Handy mich jetzt beleidigen? Dann begreift er und staunt: Das Handy versteht, was ich sage! Und ich muss nicht auf diesen kleinen Tasten herumtippen!

Der Tipp: Am besten ködert man Oma oder Opa mit etwas, das gut ankommt. Das kann die Spracheingabe sein — aber auch eine Rezepte-App für jemanden, der gerne kocht. So etwas ist ein guter Anreiz, die Hürden zu überwinden. Denn damit führen Enkel den Großeltern einmal konkret den Nutzen des neuen Handys vor Augen.

Nach über zwei Stunden läuft Opa zur Hochform auf. Nachrichten schreiben per SMS, E-Mail und Messenger - kein Problem. Jetzt noch die Startseite einrichten. Welche Apps sollen’s denn sein? Nachrichten aufs Handy? Oder ein digitaler Reiseführer?

Der Tipp: Beim Einrichten gilt: Weniger ist mehr, sagt Schroeder. „Es ist ja diese Masse an Funktionen, die einen überfordert.“ Auf der Startseite muss man daher aufräumen und alles Unnötige entfernen.

Eine Messenger-Nachricht von Opa: „Big Brother is watching you.“ Na also — das mit dem Datenschutz hat er verstanden: Bloß nicht zu viel preisgeben. Als Antwort bekommt er ein paar Fotos geschickt. Seine Reaktion: Zwei leere SMS. Offenbar gibt es beim praktischen Handywissen erste Erinnerungslücken.

Der Tipp: Nach dem Kauf ist es wichtig, am Ball zu bleiben, sagt Hackler. Enkel schicken also am besten immer wieder mal Fotos oder SMS. Außerdem helfe es, wichtige Dinge auf Klebezettelchen zu schreiben. So kann Oma oder Opa schnell nachschauen: Wie antworte ich nochmal auf diese SMS von meinem Enkel?

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