Transparenz für Spender

Eine Selbstverpflichtung der Organisationen soll Vertrauen bei Spendern schaffen.

Düsseldorf/Tönisvorst. In der Adventszeit sitzt das Geld der Menschen nicht nur für Geschenke locker. Viele denken im Dezember auch an jene, denen es schlechter geht. „Weihnachtszeit ist Spendenzeit“, sagt Bernd Pastors.

Der Vorstandssprecher des Medikamentenhilfswerks „action medeor“ aus Tönisvorst setzt sich aber nicht nur für humanitäre Hilfe, sondern auch für Transparenz im Spendenwesen ein: „Wir leben vom Vertrauen in unsere Arbeit, da ist es wichtig, dass wir Transparenz herstellen.“

Denn bei mehr als 500 000 gemeinnützigen Vereinen gibt es auch schwarze Schafe. Extremes Beispiel: Der ehemalige Geschäftsführer der Treberhilfe Berlin verdiente mehr als die Bundeskanzlerin und logierte in einer Dienstvilla am See. Das kam nur durch Zufall heraus, denn kontrolliert werden die Wohlfahrtsorganisationen kaum: 2009 wurde er in seinem Dienst-Maserati geblitzt.

„Eine gesetzliche Publizitätspflicht (Pflicht zur Veröffentlichung) über die Arbeit der Organisationen wäre deshalb wünschenswert“, sagt Pastors. Er ist aber skeptisch, ob diese gesetzliche Regelung in naher Zukunft kommen wird.

Deshalb wirbt er für die freiwillige Selbstverpflichtung der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“. Ähnlich wie Kapitalgesellschaften, die ihre Bilanzen veröffentlichen müssen, legen die unterzeichnenden Wohltätigkeitsorganisationen offen, woher Spenden stammen und wie sie verwendet werden.

Bis es einen einheitlichen Rahmen gibt, an dem sich die Spender orientieren können, gibt Pastors Tipps: „Wer möchte, dass sein Geld auch ankommt, sollte sich Zeit bei der Recherche nehmen.“ Als Faustformel gelte: Von Organisationen, über die es keine Informationen im Internet gibt, besser die Finger lassen. „Spenden sollten auch keine spontanen, emotionalen Entscheidungen an der Haustür vorausgehen“, sagt Pastors.

Zweifelhaft seien auch Organisationen, die mit hochemotionalen Bildern — Tierversuche, hungernde Kinder — werben, oder im Gespräch potenzielle Spender bedrängen. „Wer bei kritischen Nachfragen versucht, ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, ist unseriös“, sagt Pastors.

Im Zweifel sollen die Spender einen Geschäftsbericht der Organisation anfordern. Geben gemeinnützigen Vereine mehr als 35 Prozent der Spendengelder für Werbung und Verwaltung aus, rät Pastors von einer Spende ab.

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