Umzug: Vorsicht vor der Abzocke

Unseriöse Möbelspediteure locken häufig mit Dumpingpreisen. Den Angeboten folgt meist ein böses Erwachen.

Düsseldorf. Sie hatten sich so auf ihre neue Wohnung gefreut. Ruhige Lage, hell und frisch renoviert. Doch der Umzug von Düsseldorf nach Korschenbroich wurde ein böses Erwachen.

Denn Iris H. und ihr Mann hatten ein Umzugsunternehmen erwischt, dass sich als schwarzes Schaf entpuppte. Statt der angekündigten 800 Euro musste das Ehepaar schließlich mehr als 1600 Euro bezahlen. "Wir waren geschockt und richtig sauer", sagt Iris H.

So wie der Steuerfachfrau geht es vielen Umzugswilligen in NRW. Denn unseriöse Umzugsunternehmen locken vor allem im Ruhrgebiet und im Raum Düsseldorf/Köln immer wieder mit Dumpingpreisen - und am Ende des Umzugs steigen die Rechnungen dann plötzlich um ein Vielfaches. Das, so urteilte kürzlich das Amtsgericht Gelsenkirchen, ist Betrug.

"Wir haben den Eindruck, dass die Praxis dieser Lockangebote immer mehr um sich greift", sagt Bernd Andresen, Geschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik (VVW) in NRW. Vor allem in Kleinanzeigen werben laut Andresen dubiose Anbieter mit Preisen von 400Euro für einen Umzug oder mit "vier Fachkräften in vier Stunden für 160 Euro".

Solche Preise aber seien völlig unrealistisch: "Am Ende zahlen die betroffenen Kunden meist mehrere tausend Euro." Wer sich weigert, sieht seine Kartons erstmal nicht wieder.

Doch wie erkennt man einen seriösen Möbelspediteur? "Gütesiegel gibt es leider nicht", sagt Bernd Andresen. "Aber von den rund 2000 Möbelspediteuren, die es in Deutschland gibt, sind 1200 Mitglied im Bundesverband Möbelspedition, kurz AMÖ, erkennbar an dem rollenden Känguru."

Die Unternehmen haben sich einem Standard in der Qualität und Bedingungen zum Schutz des Kunden verpflichtet. Ein nach Postleitzahlen sortiertes Verzeichnis kann kostenlos beim Bundesverband angefordert oder aus dem Internet heruntergeladen werden.

Ein weiterer Zusammenschluss renommierter Spediteure ist die Deutsche Möbelspedition, kurz DMS. Nicht selten aber werben schwarze Schafe mit selbst gebastelten Gütesiegeln. Beispiel: Ein Anbieter kreierte "Deutscher Möbeltransport - geprüftes Mitglied". Andresen: "Dieses Zeichen gibt es nicht, wir gehen gerade dagegen vor."

Obwohl es einen hohen Anteil von "Selbst-Umziehern" gibt, ist der Markt groß. Acht Millionen Menschen melden sich jährlich um, wechseln also ihr Zuhause. Die Zahl der Umzüge schätzt Dirk Hochgesang von der AMÖ auf zwei bis zweieinhalb Millionen.

Wie teuer ein Umzug wird, ist allerdings individuell sehr unterschiedlich. "Der Preis ist abhängig von der Größe der Wohnung, von der Menge des Umzugsgutes und vom Anteil der eigenen Vorbereitung", sagt Andresen. Heißt: Wer selbst einpackt, hat mehr Arbeit, spart aber auch Geld.

Andresen: "Es gibt sicher kleine Umzüge für 600 Euro. Aber eine Familie mit Kindern und vier Zimmern muss auf jeden Fall mehr als 1000Euro kalkulieren."

Experten empfehlen, sich mit genügend Vorlauf bei Bekannten umzuhören, wer mit welcher Firma gute Erfahrungen gemacht hat. Dann zwei oder drei Vertreter zur Vorbesichtigung bitten. Vor allem sollte man den Vertrag genau lesen und sich die Lizenz zeigen lassen. Die Erlaubnis zur Beförderung von Transportgütern wird ausgestellt vom Straßenverkehrsamt.

Nummer Wenn in der Anzeige nur eine Handynummer angegeben ist und im Vertrag nur eine Postfach-Adresse, dann ist im Falle von Reklamationen oft niemand zu erreichen.

Pauschalen Werden Pauschalen für die Möbelmontage erhoben, ist Vorsicht geboten. Diese Arbeit ist im normalen Preis enthalten.

Festpreise Einige Unternehmen preisen "Tagesfestpreise" als Lockmittel an. Oft werden dabei nur sechs Stunden Arbeitszeit eingeplant, was darüber hinaus geht, wird überteuert in Rechnung gestellt.

Festpreise Aussenaufzug Vorsicht ist auch geboten, wenn ein Außenaufzug mitgebracht wird. Schwarze Schafe berechnen hier gern 50bis 60 Euro pro Stunde, üblich sind laut VVW nur 15 bis 20 Euro pro Stunde.

Sonder-Versicherung Teure Sonder-Versicherungen sind unnötig. Umzugsunternehmen sind gesetzlich verpflichtet, sich und ihr Beförderungsgut zu versichern - allerdings gilt das nur für Firmen, die Fahrzeuge von mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht einsetzen. Billiganbieter nehmen deshalb Kleintransporter und umgehen so die Versicherungspflicht.

Vorbesichtigung Seriöse Unternehmen kommen in die Wohnung und schätzen die Möbelmenge und den Arbeitsaufwand vorher ein.

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