Unerkannt durchs Internet surfen

Es gibt spezielle Software, die die Spuren der Nutzer so gut wie verwischt.

Düsseldorf. Im Internet ist die Privatsphäre inzwischen ein Fremdwort, denn jeder Besuch einer Seite wird protokolliert. Wer sich zum Beispiel ins Web einloggt, um Weihnachtseinkäufe zu erledigen, merkt nicht, dass Hacker im Hintergrund sich jede angesteuerte Website notieren.

Tatsächlich sind diese Infos für Werbefirmen Gold wert: Sie erstellen damit Kundenprofile und verkaufen diese zum Beispiel an einen Versandhändler, der hinterher das E-Mail-Postfach des Opfers mit Spam zumüllt.

Das ist aber noch harmlos. Kritischer wird es, wenn dahinter zum Beispiel die Musikindustrie steht, die wissen möchte, was der Surfer so aus Tauschbörsen herunterlädt.

Als besonders riskant gilt die Einwahl über einen so genannten WLAN-Hotspot - zum Beispiel beim Surfen per Notebook im Café um die Ecke. Gewiefte Hacker erschnüffeln dabei sogar E-Mails und Passwörter ihrer ahnungslosen Opfer.

Höchste Zeit also, den Spionen ihr böses Handwerk zu vermiesen. Ein Tarnmantel, wie der von Zauberlehrling Harry Potter, hilft dem Surfer, sich unsichtbar zu machen. Der Einsatz so einer Spezial-Software, auch "Anonymizer" genannt, erfordert aber Geschick.

Hintergrund: Streifzüge im Internet lassen sich anhand der IP-Adresse (IP = Internet-Protocol) lückenlos zurückverfolgen - samt Uhrzeit, Webbrowser-Version und der Surfhistorie. Diese virtuelle Hausnummer, die für die Dauer eines Internetbesuchs quasi als Personalausweis dient, wird bei der Einwahl ins Netz festgelegt und vom Provider - zum Beispiel 1&1, Freenet oder T-Online - gespeichert.

Problematisch wird es, wenn es Fremden gelingt, anhand der IP-Adresse persönliche Daten zuzuordnen - die Hacker legen so von ihren Opfern regelrechte Steckbriefe an.

Eine Tarnkappe verschleiert die IP-Adresse, indem sie die Nummer einfach austauscht. Das gelingt ihr mit Hilfe eines zwischengeschalteten Proxy-Servers, der Daten aus dem Internet kurzfristig speichert, filtert oder weiterleitet. Der Clou: Der "Anonymisierer" gibt sich dabei selbst als Absender aus.

Zusätzlichen Schutz versprechen Lösungen, die Verbindungen zwischen dem PC und dem Proxy über ein so genanntes "virtuelles privates Netz" (kurz: VPN) verschlüsseln - so haben weder der Provider noch der Hacker die Chance, die Daten zu lesen.

Doch der Einsatz einer virtuellen Tarnkappe hat auch Nachteile. So verzögert sich der Aufbau einer Website zum Teil deutlich. Folge: Der Surf-Genuss sinkt. Es sei denn der Kunde setzt auf eine Profi-Lösung wie "Internet Anonym VPN" von der Firma Steganos in Frankfurt (www.steganos.de). Das Tool gestattet eine schnelle und stabile Verbindung, kostet pro Monat jedoch rund 12Euro.

Kostenlos, dafür aber etwas umständlich zu bedienen, ist der Dienst "JAP" von der TU Dresden (http://anon.inf.tu-dresden.de). Lob verdient sich auch die Software "TorPark" (www.torprojekt.org). Wer die Gratis-Lösung auf einen USB-Stick kopiert, kann über einen leicht geänderten Firefox-Browser anonym im Internet surfen. Der Bielefelder Verein FoeBuD (www.foebud.org) bietet TorPark vorinstalliert auf einem Stick für 20 Euro an. Das Angebot nennt sich "PrivacyDongle".

Was die Kunden von Anonymisier-Diensten nicht vergessen sollten: Absolute Unsichtbarkeit ist nicht möglich. Datenschnüffler entwickeln ständig neue Wege, um an vertrauliche Infos zu kommen. Als weitere Risikoquelle gilt zum Beispiel die Netzwerkkarte im PC - auch sie besitzt eine eindeutige Hausnummer.

Um diese aus sechs Bytes bestehende MAC-Adresse (MAC steht für Media Access Control) zu verschleiern, ist wiederum ein Spezialwerkzeug notwendig, wie das kostenlose SMAC 2.0 (www.klcconsulting.net/smac) (Größe 4,4 MB). Fazit: Um Anonym zu surfen, bedarf es keiner Zauberei wie bei Harry Potter, sondern nur etwas Know-how.

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