Wandel beim Abschiedsgruß: Noch liegt das „Tschüss“ vor dem „Ciao“

Köln. „Tschüss“ ist die mit Abstand beliebteste Abschiedsformel in Nordrhein-Westfalen, aber „Tschau“ holt auf — vor allem bei jungen Leuten. „In der Ruhrgebietsstadt Essen zum Beispiel verabschiedet sich heutzutage jeder zweite Jugendliche mit ,Tschau’“, sagte gestern Georg Cornelissen, Sprachwissenschaftler des Landschaftsverbands Rheinland (LVR).

In Bayern hat eine Rektorin ihre Schule jetzt zur „Hallo- und Tschüss-freien Zone“ erklärt. Aber solch weit verbreitete Grußformeln lassen sich nach Überzeugung von Cornelissen nicht einfach abschaffen: „Sprache ist ständig in Bewegung, und es wird nicht gelingen, das durch Verbote aufzuhalten.“

„Tschüss“ und seinesgleichen stammten von den alten regionalen Formen „Adschüss“, „Adschö“ oder „Ade“ ab, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts noch gängig gewesen seien. Das A fiel im Laufe der Jahre weg. Während sich insgesamt „Tschüss“ durchsetzte, sei im Großraum Köln „Tschö“ zur Leitform geworden. Aber auch hier hole das „Tschau“ — die deutsche Variante von „Ciao“ — weiter auf.

„Von diesen Wörtern gibt es eine Unmenge von Abwandlungen, von denen sich manche durchsetzen und manche nicht. Menschen spielen unheimlich gerne mit Sprache“, erläuterte Cornelissen. Im Ruhrgebiet spiele „Tschüssikowski“ auf polnisch klingende Namen an. „In der Regel wollen Menschen bei der Sprache möglichst sparen und verkürzen, andererseits werden Wörter manchmal aus Spaß auch verlängert — etwa „Tschötschö“ oder „Tschö mit ö“.

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