Was hilft bei Reiseübelkeit?

Viele vertragen die Fahrt oder den Flug zum Urlaubsort nicht. Häufig sind Tabletten nicht zu vermeiden.

Düsseldorf. Zuerst ist es nur ein flaues Gefühl im Magen, kurz darauf eine ausgewachsene Übelkeit - wer unter Reisekrankheit leidet, ist eingeschränkt in seinen Möglichkeiten, an seinen Urlaubsort zu kommen, oder sogar kurze Distanzen zu überbrücken. Doch wie entsteht diese Übelkeit? Das Innenohr, unser Gleichgewichtsorgan, signalisiert dem Gehirn Geschwindigkeits- und Lageveränderungen, während die Augen feste Punkte und scheinbare Ruhepositionen an das zentrale Nervensystem übermitteln.

Das Gehirn ist überfordert und veranlasst die Ausschüttung von Stresshormonen, die kurz darauf zu den typischen Symptomen führen: Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Die stärksten Krankheitssymptome treten auf See zutage. Kinetose heißt der medizinische Fachbegriff: Bewegungskrankheit.

"Jeder Mensch nimmt die Intensität der Reisekrankheit individuell wahr", sagt Tomas Jelineck, Tropenarzt und wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf.

Fest steht auch, dass Menschen unterschiedlich anfällig für diese Gleichgewichtsstörungen sind. "Als Daumenregel gilt: Wer Karussell fahren gut verträgt, dem machen wahrscheinlich auch Seegang und Turbulenzen in luftiger Höhe weniger aus", so Jelineck. Alle anderen reagieren nach einer Weile mit Schwindel, kaltem Schweiß und Brechreiz auf solche Bewegungen. "Eine dritte Gruppe besteht aus denjenigen, die einen sehr sensiblen Gleichgewichtssinn besitzen", erläutert der Mediziner. Da wird sogar die Fahrt im Aufzug schon zum Problem.

Wer auf dem Schiff seekrank wird, hat gegenüber dem Fluggast den großen Vorteil, dass er sich frei bewegen kann. Vor allem an der frischen Luft. Den Horizont in Fahrtrichtung fixieren zu können, hilft bereits, leichte Bewegungen unterstützen die Genesung. Im Flugzeug ist man dagegen in seinem Sitz jedem Schwanken ausgeliefert.

Anfälligen Fluggästen werden Sitze am Gang und auf Höhe der Tragflächen empfohlen, da die Maschine dort am ruhigsten liegt. Aus dem Fenster sollten Betroffene nicht schauen, stattdessen aber so oft wie möglich aufstehen und laufen.

In allen Fällen gilt: Der Reisende sollte sich den Bewegungen des Flugzeugs, Schiffes oder auch Autos anpassen. Im Auto macht der Fahrer das automatisch, deshalb wird ihm selbst auch niemals übel.

Für alle Reisen gilt: Nicht lesen und den Kopf möglichst nicht nach unten halten. Manchen Betroffenen hilft auch das flache Liegen mit geschlossenen Augen.

Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Reiselebens seine persönlichen Tricks und Hilfsmittel. Wem einfache Dinge, wie beispielsweise während des Flugs Kaugummi zu kauen, nicht mehr helfen, muss zu Medikamenten oder pflanzlichen Präparaten greifen.

Bewährt haben sich homöopathische Mittel und Ingwer-Tabletten, die beruhigend auf den Magen wirken. Seeleute sind seit jeher von der positiven Wirkung überzeugt, belegt ist dies jedoch nicht. Laut Stiftung Warentest ist die Knolle "mit Einschränkung geeignet".

Wem das nicht reicht, kann auf Kautabletten zugreifen, die bei den ersten Anzeichen beginnender Reiseübelkeit gekaut werden und meist auch noch müde machen. Ansonsten helfen Antihistaminika aus der Apotheke oder vom Arzt verordnet, die vor Reisebeginn eingenommen werden sollten.

Ist es auf einer längeren Seereise bereits zur Krankheit gekommen, helfen transdermale Pflaster, die hinter das Ohr geklebt werden. Hier gibt es verschiedene Stoffe, die über die Haut in den Körper gelangen und die sich in ihren (Neben-)Wirkungen unterscheiden. Welches individuell am besten hilft, muss der Betroffene ausprobieren.

"Leider kann man sich eine Unempfindlichkeit nicht antrainieren", sagt Jelineck. "Es gibt Leute, die legen es mit zunehmendem Alter ab, aber das ist kein Ergebnis eines Trainingsprozesses beispielsweise durch häufiges Fliegen." Man hat es, oder man hat es nicht.

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