Wohnungen so teuer wie nie

Nach Statistiken der Landesregierung erlebt NRW einen Immobilien-Boom.

Düsseldorf. 20 Jahre lang stagnierten die Preise für Immobilien, in wirtschaftlich schwachen Regionen fielen sie seit der Jahrtausendwende sogar. Nun jedoch ist die Abwärtsspirale in Nordrhein-Westfalen gestoppt. „Die Preise für neu gebautes Wohnungseigentum stiegen im Jahr 2010 um bis zu drei Prozent“, heißt es im Grundstücksmarktbericht 2011 der NRW-Landesregierung.

Der Boom findet auf breiter Front statt. So wechselten im vergangenen Jahr 45 556 Ein- und Zweifamilienhäuser den Eigentümer, fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Am dynamischsten entwickelte sich der Markt der Baugrundstücke. Bereits 2009 hatten die Preise in den Städten angezogen, 2010 registrierte die Landesregierung einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage um 15 Prozent.

Der wachsende Umsatz dürfte Immobilienbesitzer freuen, nicht aber Kaufinteressenten. Am meisten müssen Kunden derzeit in der Landeshauptstadt Düsseldorf auf den Tisch legen. Der Quadratmeter Wohnfläche in mittlerer Lage kostet dort 3208 Euro. Billiger ist er in Wuppertal (2090 Euro) oder Krefeld (2280 Euro).

Auch bei den Baulandpreisen steht Düsseldorf mit 440 Euro pro Quadratmeter an der Spitze, gefolgt von Meerbusch (370) und Langenfeld (330). Am billigsten gibt es das Bauland in einer Nachbarstadt Düsseldorfs: Krefeld. Dort kostet der Quadratmeter nur 250 Euro.

Die Umsatzsprünge führen Immobilien-Experten auf die historischen Tiefstände bei Baukrediten zurück, aber auch auf die Unsicherheiten durch die Schulden- und Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre. Die Angst vor der Geldentwertung treibt viele Sparer dazu, ihr Vermögen in „Betongeld“ anzulegen. Gekauft werden Immobilien deshalb zunehmend als reine Kapitalanlage. Folge: Der Umsatz bei Mehrfamilienhäusern steigt um 14 Prozent.

Doch Experten warnen: So schwunghaft wie gegenwärtig dürften die Geschäfte nicht weitergehen. Spätestens, wenn die Zinsen spürbar steigen, was sich derzeit andeutet, könnte der Boom vorbei sein.

Außerdem raten Branchenkenner dazu, beim Kauf einer Immobilie unbedingt die langfristigen Renditechancen im Auge zu behalten. Durch die schrumpfende Bevölkerung werden die Preise für Immobilien in den kommenden Jahrzehnten in ländlichen Gebieten und wirtschaftlich schwachen Städten fallen. Profitieren hingegen werden dynamische Großstädte und deren Speckgürtel.

Doch auch Käufer, die dort investieren, können sich ihrer Rendite nicht sicher sein. Schon mehren sich warnende Stimmen, die Wohneigentum in exklusiven Vierteln von München, Köln und Düsseldorf für überteuert halten. Möglicherweise entsteht hier derzeit eine Blase, die in den kommenden Jahren platzen könnte. Red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort