Baumberg: Sommerferien im Vorzelt

Freizeit: Regen, Wolken und Wind: Wahre Camper lassen sich davon den Urlaub nicht vermiesen.

Baumberg. Der Wind zieht rau über das Wasser, und graue Wolken spiegeln sich in langen Pfützen. Die Wohnwagen sind abgeschlossen, die Reißverschlüsse an den Vorzelteingängen zugezogen. Der Campingplatz in Baumberg. wirkt verwaist.

Nur vereinzelt sitzen ein paar Dauercamper beim Frühstück hinter verschlossenen Fenstern aus Kunststofffolie. Einige der adrett angelegten Blumenbeete rund um die kleinen Parzellen haben durch das unstete Wetter in den vergangenen Tagen gelitten, hier und da ist einer der Gartenzwerge, die dekorativ auf den kleinen Grundstücken postiert wurden, umgefallen.

Camping auf dem Platz "Rheinblick" kann eine wahre Freude sein - wenn das Wetter stimmt. Was aber machen Camper an tristen Tagen wie diesen, wenn immer wieder Regen auf Zelte und Anhänger niederprasselt?

"Na, rumgammeln", sagt Hans Malburg. Der rüstige 71-Jährige und seine Frau Ingrid sind seit zehn Jahren Dauergäste auf dem Campingplatz. Immer wieder mal fahren sie für ein paar Tage nach Leverkusen nach Hause, "um sich um ein paar Dinge zu kümmern", aber ansonsten genießen sie ihre freie Zeit am Wohnwagen. Bei Wind und Wetter.

"Wir lesen oder fahren mal ins Städtchen oder hören Radio", sagt Hans Malburg. "Und wir gehen viel spazieren. Das ist ja auch der Grund, warum wir uns den Campingplatz in Monheim ausgesucht haben. Der liegt einfach idyllisch mit der tollen Aussicht auf den Rhein und dem Wald im Hintergrund." Und als würde er verstehen, wovon Herrchen gerade spricht, springt Jack-Russel-Mix Rocky bestätigend umher.

Ihr kleines Ersatz-Zuhause haben die Malburgs für alle Fälle eingerichtet. Im Vorzelt stehen ein großer Kühlschrank, eine Spüle und ein kleine Kochstelle mit der Teekanne obenauf. "Und wenn wir mit Freunden abends im Zelt sitzen, und es kalt wird, machen wir einfach die Vorzeltheizung an."

Rund 300 Dauercamper haben ihr Quartier in Baumberg aufgeschlagen. Und selbst wenn die meisten von ihnen nur am Wochenende kommen oder wegen des Wetters zurzeit ganz zu Hause bleiben, hat das Rheinblick-Team einiges zu tun: "Der Rasen wächst bei diesem Wetter wie der Teufel", sagt Platzchef Manfred Pareigat. "Den müssen wir jede Woche mähen." Hinzu kommen Arbeiten an der Toilettenanlage, die Elektrik muss in Schuss bleiben, und dann ist da noch die Buchführung. Schließlich muss alles seine Ordnung haben.

Die schätzt Familie Kreys besonders. "Der Platz ist wirklich toll, deswegen haben wir uns dafür entschieden", sagt Corinna Kreys. Sie würde ihre Zeit auch lieber den ganzen Tag an der frischen Luft verbringen, aber zur Sicherheit hat die Familie das gesamte Entertainment-Paket eingepackt: Fernseher, Playstation, DVDs - die nächste Regenfront kann kommen. Trotzdem wird jede Minute mit ein paar Sonnenstrahlen ausgekostet. "Wir haben die Fahrräder und unser Sportboot dabei", sagt Corinna Kreys.

Sie ist mit ihrem elfjährigen Sohn Luca oft alleine auf dem Platz, weil ihr Mann arbeiten muss. Die Familie hat einen Malerbetrieb in Remscheid, und da ist in den Sommermonaten viel zu tun. Aber jede freie Minute setzt Vater Detlef sich in den Wagen und fährt "die paar Kilometer" nach Baumberg.

"Wir machen meistens Ostern und in den Herbstferien Urlaub, aber Luca wollte den Sommer über nicht zu Hause bleiben. Da haben wir uns für diese Zwischenlösung entschieden." Der Elfjährige hat Spaß am Camping, auch wenn nicht all zu viele Gleichaltrige auf dem Platz sind. Seine 17-jährige Schwester dagegen verweigert sich dieser Urlaubsform.

"Die ist stattdessen mit einer Jugendgruppe unterwegs", sagt Corinna Kreys. Den drei verbliebenen Kreys gefällt es in Baumberg dagegen so gut, dass sie überlegen, im nächsten Jahr einen Dauerplatz zu mieten. Aber ohne Gartenzwerg.

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