Deutsche Bahn: Jeder fünfte Fernzug kommt zu spät

Berlin (dpa) - Wer in diesem Jahr fünfmal einen Fernzug nahm, kam einmal zu spät ans Ziel. Das sagt die offizielle Statistik der Bahn. Über die Pünktlichkeit ihrer Züge will sie nun monatlich Bericht erstatten.

Jeder fünfte Fernzug in Deutschland ist in diesem Jahr verspätet angekommen. Die Quote pünktlicher ICE und Intercitys lag von Januar bis August bei 80,4 Prozent, wie die Deutsche Bahn am Dienstag (20. September) mitteilte. „Wir wollen besser werden. Wir sind aber nicht so schlecht, wie immer behauptet wird“, sagte das Bahn-Vorstandsmitglied für Personenverkehr, Ulrich Homburg, in Berlin.

Erstmals veröffentlichte das Staatsunternehmen am Dienstag im Internet unter http://www.bahn.de/puenktlichkeit eine Pünktlichkeitsstatistik mit bundesweiten Monatswerten - und wird dies nun jeden Monat tun. Die Bahn definiert Züge mit weniger als sechs Minuten Verspätung als pünktlich.

Im Regionalverkehr einschließlich der S-Bahnen waren in den ersten acht Monaten des Jahres laut Statistik 93,5 Prozent der Züge pünktlich. Der gesamte Personenverkehr der Bahn kam damit auf 93,2 Prozent. In den Zahlen spiegelt sich wider, dass viel mehr Regional- als Fernzüge unterwegs sind: Täglich fahren mehr als 25 000 Regionalzüge und lediglich rund 1300 Fernzüge.

Während der Regionalverkehr in jedem Monat dieses Jahres zu 93 oder mehr Prozent pünktlich war, gab es im Fernverkehr zwei besonders schwache Monate: den Januar mit 77,6 Prozent und den Juni mit 78,5 Prozent. Im Januar sorgte vor allem das Wetter für Probleme, im Juni der Brand in einem Stellwerk in St. Goar südlich von Koblenz, der den Zugverkehr am Rhein stark behinderte.

Homburg nannte als Hauptgrund für Verspätungen die stark genutzten Knotenpunkte etwa in Köln, Hamburg, Hannover und Frankfurt. Dort komme es immer wieder zu Engpässen. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte, in die überlasteten Knoten sei vom Eigentümer Bund „jahrzehntelang nichts investiert worden“. Die Bahn habe sich lange auf Großprojekte konzentriert, aber auch Weichen und Überholgleise abgebaut, sagte Pro-Bahn-Vorsitzender Karl-Peter Naumann der Nachrichtenagentur dpa. „Das rächt sich jetzt.“ Bahnchef Rüdiger Grube sei aber auf dem richtigen Weg, wenn er sich wie versprochen verstärkt dem „Brot-und-Butter-Geschäft“ zuwende.

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