Im Advent wird das Elsass zum Märchenland

Straßburg (dpa/tmn) - Weihnachtsmärkte gibt es viele, doch im Elsass sind sie besonders prächtig. Die Tradition der geschmückten Buden reicht hier zurück bis ins Jahr 1570. Straßburg erklärt sich sogar jedes Jahr im Dezember zur Weihnachtshauptstadt.

In den Wochen vor Weihnachten verwandelt sich das Elsass in ein Märchenland. Weiße und bunte Lichterketten erhellen die Gassen und Plätze der mittelalterlichen Städtchen. Fast jede Fassade trägt Festschmuck. Die Regionalhauptstadt Straßburg, Sitz des Europarates und Tagungsort des Europäischen Parlaments, verleiht sich im Dezember sogar den Titel „Capitale de Noël“, Weihnachtshauptstadt.

„Dieses Jahr werden etwa 70 Märkte in der Region aufgebaut“, sagt Maxime Reinagel, Pressesprecher des Tourismusverbandes Elsass in Colmar. Nicht nur für ausländische Touristen, auch für Franzosen aus anderen Landesteilen sind die farbenprächtigen Budenreihen ein Erlebnis. „Wir rechnen mit ungefähr zwei Millionen Besuchern“, schätzt Reinagel.

Durch Straßburgs Altstadt, die zum Unesco-Welterbe gehört, ziehen sich ab 27. November mehrere Weihnachtsmärkte. „Die größten sind auf dem Münsterplatz, der Place de Cathédrale und auf der Place Broglie“, erklärt Géraldine Amar vom Tourismusbüro der Stadt. Die Tradition dieses „Christkindelsmärik“ reicht zurück bis ins Jahr 1570.

„Im Dezember ist Straßburg von Tagestouristen fürchterlich überlaufen, richtige weihnachtliche Stimmung kommt da oft nicht auf“, klagt die Verkäuferin Hélène Hugot, die in einem der vielen Geschäfte Enten- und Gänseleberprodukte verkauft. „Die Parkplätze quellen über vor Omnibussen.“ Beim Bummel kann die Enge stören.

Hélène Hugot zieht den Markt in den verwinkelten mittelalterlichen Gassen von Sélestat vor, das zwischen Straßburg und Colmar liegt. Der Besucher findet hier noch ursprüngliche Romantik. Von den Ständen weht der Duft von Plätzchen, den „Bredele“, und Glühwein. Wer einen „Vin Chaud“ ordert, bekommt meist statt des diesseits des Rheins üblichen roten einen weißen Glühwein.

Thierry Muller, ein Lehrer aus Paris, erzählt seiner Schülergruppe, dass in Sélestat in einem Archiv das älteste Dokument liegt, das den Handel mit Weihnachtsbäumen schon im Jahr 1521 bescheinigt. „Der Christbaum stammt aus dem Elsass“, erklärt er. Den Ursprung des Brauches, zum Weihnachtsfest einen grünen Nadelbaum aufzustellen, nehmen die Straßburger für sich in Anspruch.

Wie es heißt, soll der erste geschmückte Baum 1539 im gotischen Münster aufgestellt worden sein. Historiker sind sich uneinig, wann der erste Weihnachtsbaum in einem Wohnzimmer stand, doch die Elsässer wollen auch hierbei die ersten gewesen sein. „Auff Weihnachten richtt man Dannenbäume zu Strassburg in der Stubben auf“, vermerkte ein Chronist der Region schon Anfang des 17. Jahrhunderts.

„Die größten Märkte finden die Touristen im Elsass außer in Straßburg in Mulhouse und Colmar“, sagt Reinagel. Mulhouse im Dreiländereck Frankreich-Deutschland-Schweiz ist eine Industriestadt mit einem kleinen historischen Zentrum. Der Budenzauber findet hier rund um die Stephanskirche statt und dauert bis zum 6. Januar - eine Tradition, die man auch in anderen Teilen des Elsass antrifft.

Informationen:

Tourismusbüro Straßburg, 17 place de la Cathédrale, Telefon: 0033 3 88 52 28 28

Tourismusverband Elsass, Colmar, Telefon: 0033 3 89 24 73 50

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