Kreuzfahrten: Auf Schnuppertour im Schwarzen Meer

2014 nehmen Spitzenathleten Kurs auf Sotschi: Im kühlen Februar wird der Kurort zum Sport-Mekka. Kreuzfahrer können sich Sotschi im Sommer per Schiff nähern.

Istanbul/Sotschi. Schwarz ist es definitiv nicht. Das Meer, das dem Namen nach dunkle Seiten haben soll, bekennt in ganz anderer Hinsicht Farbe als vermutet: Meist schimmert es tiefblau, an manchen Stellen sogar türkis wie in der Karibik. Das freut nicht nur das Kreuzfahrer-Herz, das gefällt offensichtlich auch anmutigen Tieren: Die ersten Delfine lassen bereits im Bosporus grüßen.

Und wer es von Istanbul aus per Kreuzfahrtschiff ins Schwarze Meer geschafft hat, spürt schnell: Das Schwarze Meer ist nicht nur ein Paradies für Delfine. Das Binnenmeer, das Osteuropa und Vorderasien verbindet, hat auch an Land Unerwartetes zu bieten. Zum Beispiel Winterliches mitten im Sommer: Im russischen Sotschi sind die Olympischen Winterspiele 2014 schon lange omnipräsent. Es wird gebaggert, gebaut und vor allem: geredet. Auch wenn viele Russen hinter vorgehaltener Hand erklären, dass das sportliche Großspektakel vor allem ein Prestigeobjekt für Präsident Putin sei und das Volk die Pläne mittragen müsse, ob es wolle oder nicht, hegen selbst kritische Stimmen am Ende große Hoffnungen.

Der Wettbewerb, der im Februar 2014 in Sotschi ausgetragen wird, soll internationale Anerkennung bringen. Dabei ist der Kurort auch so eine Reise wert: Ein Blick in Stalins Datscha, in ein Sommerhaus mit düsterer Geschichte, das gut versteckt im grünen Hain liegt, lohnt sich genauso wie ein Abstecher zu den Heilquellen von Mazesta. Die Stadt selbst wirkt wie ein einziger botanischer Garten - und kämpft um die entsprechende Beachtung.

Die Aufmerksamkeit, um die Sotschi mit Schwefelgeruch, tropischen Pflanzen und hoch gesteckten Olympia-Plänen buhlt, kann Jalta bereits ihr Eigen nennen: Das ukrainische Kleinod, das mit dem weltberühmten Krimsekt, Tschechow und Puschkin werben kann, schrieb nicht nur mit der "Konferenz von Jalta" (1945) Geschichte. Zu Sowjetzeiten war die Halbinsel die beliebteste Ferienregion der UdSSR. Auch heute noch ist sie in den Sommermonaten überfüllt, doch das Leben pulsiert auf angenehme Weise: Am Stadtstrand kommt man sich zwangsläufig nahe, der Lärmpegel ist aber trotzdem nicht so hoch wie in Italien oder Spanien.

Wer lieber Einsamkeit sucht und sich einen Überblick verschaffen möchte, kann in eine schmale Seilbahn einsteigen, den Klappsitz ausfahren und somit in Notalgie schwelgen. Bleibt noch das "Schwalbennest" auf den Klippen von Jalta, das als das "Neuschwanstein" auf der Krim gilt und zu einer zentralen Frage führt: Ist das einstige Liebes-Schloss das meist fotografierte Motiv der Kreuzfahrt? Oder wird es doch das Aushängeschild von Odessa? Ganz genau: Die Potemkinsche Treppe ist nicht zu übersehen. Wer am Kreufahrt-Terminal von Odessa vor Anker geht, hat einen besten Blick auf die Hafentreppe, die das Eingangstor zur Stadt ist und durch den Film "Panzerkreuzer Potemkin" (1925) weltberühmt wurde. Wer hoch hinaus (sprich in die Stadt) will, aber die mehr als 190 Stufen scheut, kann sich helfen lassen - und den Aufzug nehmen.

Im nächsten Hafen - am Goldstrand von Varna im Nordosten Bulgariens - können sich alle gleichermaßen erholen und auf dem Weg dorthin, etwa beim Relaxen auf dem Pooldeck, reichlich philosophieren. Denn woher kommt er nun - der Name? An Bord tauchen verschiedene Vermutungen auf. Die meistgenannte Erklärung basiert auf der Übersetzung aus der türkischen Sprache: Kara bedeutet Schwarz, Karadeniz entsprechend "Schwarzes Meer".

Möglicherweise hat die Bezeichnung jedoch einen ganz anderen Ursprung: Die vor zwei Jahrtausenden im Nahen Osten lebenden Völker belegten die Himmelsrichtungen mit einem aus dem alten China stammenden Farbschema. Rot kennzeichnete den Süden und Schwarz den Norden - und dort lag das große, eben Schwarze Meer. Die Griechen nannten es hingegeb Pontos Euxinos: friedvolles, gastliches Meer. Die alte griechisch-römische Bezeichnung lautet Pontus Euxinus - gastfreundliches Meer.

Möglicherweise verdankt das Meer seinen Namen auch dem schwarzen Schlick, der bei Stürmen ans Ufer gespült wird, oder dem Umstand, dass sich Metallgegenstände, die in große Tiefe hinabgelassen werden, schwarz verfärben. Und auch dies ist naheliegend: Seine typischen Algen verleihen dem Schwarzen Meer ab und zu eine dunkle Färbung.

Eine ganz andere Vermutung haben offensichtlich Schwarzseher in Umlauf gebracht. Demnach wurde das Binnenmeer entsprechend getauft, weil angeblich so viele schwarze Wolken Schatten auf das Wasser werfen - eine These, die sich in diesem Fall jedoch nicht bewahrheitet hat: Der Regenschirm wurde während der zweiwöchigen Fahrt mit der Aida nicht benötigt. Etwas anderes hingegen schon. Delfine brauchen sie nicht, menschliche Schwimmer sollten sie allerdings dabei haben: Wer die vielen kleinen Stadt- und Kiesstrände am Schwarzen Meer testen möchte, sollte seine Badeschuhe nicht vergessen.

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