Mehr als Caipirinha: Brasiliens Küche ist vielfältig

Berlin (dpa/tmn) - Spätestens zum Start der Fußball-WM werden ihn viele in der Hand halten: Caipirinha, das Getränk Brasiliens. Wer seinen Gästen aber mehr anbieten will als einen Drink von der Copacabana, stellt schnell fest: Brasilien hat kulinarisch viel zu bieten.

Mehr als Caipirinha: Brasiliens Küche ist vielfältig
Foto: dpa

Zur Fußball-Weltmeisterschaft (12. Juni bis 13. Juli) wollen sich viele Fußballbegeisterte ein Stück Brasilien nach Hause holen. Was das Essen zwischen Rio und Saõ Paulo allerdings ausmacht, ist den meisten Deutschen wahrscheinlich nicht bekannt. Das liegt vielleicht daran, dass es gar nicht die eine brasilianische Küche gibt.

Mehr als Caipirinha: Brasiliens Küche ist vielfältig
Foto: dpa

„Es ist die Vielfalt, die die brasilianische Küche ausmacht“, sagt Monika Graff, Autorin mehrerer brasilianischer Kochbücher. „Es ist ein riesiges Land, in dem sich die Landesteile kulinarisch stark voneinander unterscheiden.“ Verschiedene Einflüsse haben die Küche über Jahrhunderte geprägt. Urbrasilianische Zutaten, die noch von den Indios stammen, sind Ananas, Maniokwurzeln und Palmherzen. Die Portugiesen waren 300 Jahre Kolonialmacht und haben vor allem die Stadtküche beeinflusst.

Mehr als Caipirinha: Brasiliens Küche ist vielfältig
Foto: dpa

In Bahia, dem Gebiet, wo die deutsche Nationalmannschaft zum Auftakt spielt, haben sich vor allem Schwarzafrikaner angesiedelt, die ab dem 16. Jahrhundert als Arbeitssklaven nach Brasilien gebracht wurden. Sie haben Mangos, scharfe Chilis und Okraschoten als Zutaten in die Küche integriert. „Wer dort ist, sollte sich das Gericht Moqueca nicht entgehen lassen“, sagt Graff. Dabei handelt es sich um einen Eintopf, der mit Fisch, Krabben und dem aus Palmfrüchten gewonnenen Dendéöl zubereitet wird.

Mehr als Caipirinha: Brasiliens Küche ist vielfältig
Foto: dpa

Den größten Unterschied zur deutschen Küche machen unter anderem die Beilagen aus. „Wir haben immer Reis und Bohnen zum Essen, hier in Deutschland isst man meist Kartoffeln oder Brot“, sagt die Studentin Barbara Colatto Fernandes aus Saõ Paulo, die gerade in Tübingen ein Auslandsjahr verbringt. In Brasilien werde jeden Tag Fleisch gegessen, auch Schwein, aber hauptsächlich Rindfleisch.

Mehr als Caipirinha: Brasiliens Küche ist vielfältig
Foto: dpa

Große Fleischportionen sind auch Kennzeichen brasilianischer Restaurants in Deutschland. In das Restaurant „Villa Rodizio“ in Berlin kommen europäische Gäste, um die Spezialität Rodizio zu genießen, die aus unterschiedlich zubereiteten Fleischspießen besteht, zum Beispiel Pute im Speckmantel oder Spareribs. „In Brasilien ist die Fleischvielfalt noch viel größer. Dort gibt es regelrechte Fleischtempel“, sagt Restaurantleiter Valentin Schneeberger.

Mehr als Caipirinha: Brasiliens Küche ist vielfältig
Foto: dpa

Das Restaurant serviert als Beilage Farofa, in der Pfanne angeröstetes Maniokmehl, und das Nationalgericht Feijoada. „Es handelt sich dabei um ein ehemaliges Sklavenessen, das für viele Personen und in großen Töpfen zubereitet wird“, erklärt Monika Graff. Dieses Bohnengericht ist überall im Land zu finden und wird mit verschiedenen Fleischstücken zubereitet.

Auch ein guter Cachaça darf dazu nicht fehlen. Dieser Zuckerrohrschnaps ist Nationalgetränk und der wichtigste Bestandteil des berühmten Caipirinha. Cachaça wird auch in den sogenannten Batidas verwendet, für die er mit Fruchtsaft oder Kaffee gemischt wird. Bei den Jüngeren ist ein Mixgetränk mit Cachaça und Obst wie Kiwi oder Maracuja sehr beliebt, sagt Fernandes.

Wer weder nach Brasilien reisen kann noch in der Nähe ein Restaurant hat, holt sich leicht ein Stück Brasilien nach Hause: „Für eine WM-Party eignen sich Paõ de Queijo gut“, sagt Buchautorin Graff. Diese brasilianischen Käsebrötchen bestehen aus Tapiokamehl, einer geschmacksneutralen Stärke, und geriebenem Käse. Fernandes würde Coxinhas machen. Dabei wird ein Teig mit zerkleinertem, angebratenen Hähnchenfleisch in Fett ausgebacken.

Soll es eher etwas Süßes sein, eignet sich Graff zufolge Bolo de chocolate com castanhas-do-Pará besser. Der beliebte Schokoladenkuchen aus Zartbitterschokolade mit Paranüssen, gesüßter Kondensmilch und etwas Cachaça ist geschmacklich sicher mal etwas anderes. Süßes Highlight in der „Villa Rodizio“ ist jedoch dieser Nachtisch: eine mit Zimt und Zucker gebackene Ananas, die anschließend am Tisch flambiert wird.

Literatur:

Monika Graff: Brasilianisch feiern - Festa Brasileira, Hädecke, 136 Seiten, 28 Euro, ISBN-13: 978-3-7750-0441-1

Monika Graff/Lidia Nunes de Menezes: Cozinha do Brasil - Brasilianische Rezepte von Rio bis Bahia, Hädecke, 12,95 Euro, ISBN-13: 978-3-7750-0658-3

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort