Bayerischer Wald: Kobolde, Cowboys und eine kernige Natur

Ilztal und Dreiburgenland bieten Erholung, Abenteuer und kulturelle Angebote.

Düsseldorf. Häuser, die Gesichter haben, Schlösser, in denen Kobolde ihr Unwesen treiben und Schluchten, die sich wild romantisch durch die Landschaft schlängeln. Pralle Natur und je nach Geschmack dosierter Nervenkitzel — im Ilztal und Dreiburgenland an der tschechischen Grenze sind Gäste willkommen, die es rustikal und abwechslungsreich mögen.

Wer sich das Naturschauspiel im Bayerischen Wald direkt vom Passauer Bahnhof aus per Bahn erschließen möchte und ein Herz für historische Schienenwagen hat, ist in der Ilztalbahn genau richtig aufgehoben. Mit ein wenig Glück trifft der Bahnreisende gleich drei außergewöhnliche Originale auf der Strecke: den in den 1950er Jahren in der Uerdinger Waggonfabrik gebauten roten Schienenbus VT 798, der sich per brummendem Dieselaggregat durch die Landschaft schlängelt, den Passauer Urologen Dr. Stefan Froschermaier, der das Gefährt immer dann lenkt, wenn er nicht gerade seine Patienten betreut.

Und, beim Blick aus der Bahn zwischen Tiefenbach und Fischhaus direkt am Ufer der Ilz, zottelige Biber, die hier wieder ein Zuhause gefunden haben. Wer die Tiere nicht zu Gesicht bekommt: Die typisch abgenagten Baumstämme sind ein Beleg für ihre Existenz und ihr emsiges Treiben.

Froschermaier hat dafür gerade kein Auge. Per Handy erkundigt er sich, ob das Gleis am Zielbahnhof Freyung frei ist. „Ich habe mir mit dieser Tätigkeit einen Kindheitstraum erfüllt“, erklärt der Schriftführer des Vereins Passauer Eisenbahnfreunde, die sich für die Reaktivierung der 50 Kilometer langen Strecke durch das einzigartige Naturparadies eingesetzt haben, in dem Wanderer und Radler hervorragende Ausgangsstationen für ihre Touren an den Bahnhöfen haben.

Heute ist für uns der Tagesausflug am Bahnhof Fürsteneck vorbei. Das gleichnamige Schloss an der Wolfsteiner Ohe ist um 1200 erbaut worden und unter anderem Schauplatz geführter Geisterjagden. Ganz waghalsige Menschen können hier sogar ein Zimmer buchen.

Mit Geisterjäger Frederik Moiné begeben wir uns nach dem Menü an verschiedenen Örtlichkeiten des historischen Gemäuers, in dem eine geheimnisvolle weiße Frau ihr Unwesen getrieben haben soll. Immer wieder kursieren Fotos mit schemenhaften Abbildungen, deren Konturen tatsächlich auf eine geisterhafte Gestalt deuten.

Mit Wünschelruten und Geräten, die elektromagnetische Strahlung messen, ziehen wir durch Scheunen und andere Räume, um den Phantomen nachzustellen. Später landen wir im Dachgeschoss des Schlosses und lassen uns nieder.

Doch so richtig mulmig wird es niemandem aus der Runde. Wir sind wohl resistent gegen Kobolde und andere Geister — genau wie Moiné übrigens selbst: „Ich bin ultimativer Skeptiker und suche nur Daten“, sagt er und klärt auf. Viele Teilnehmer hätten auf dem Dachboden schon Kopfschmerzen und Unwohlsein verspürt — mitten in der Dunkelheit. Ein Netz an ungeschützt angebrachten Stromleitungen und entsprechenden Strahlungen könne der Grund dafür sein, sagt er, um dann doch wieder alles infrage zu stellen: „Zweifel bleiben immer.“

Wer ein bisschen bodenständiger bleiben möchte, sollte sich einen halben Tag reservieren für einen Ausflug zum Museumsdorf Bayerischer Wald in Tittling. „Jedes Haus hat seine eigene Geschichte“, erklärt Peter Höltl. Dabei wird er regelrecht euphorisch: „Manchmal kann man auch ein eigenes Gesicht erkennen“, ergänzt der Chef eines der größten Freilichtmuseen Europas beim Blick auf das zurzeit älteste Wohnhaus seines Dorfes von 1640. Tatsächlich: Zwei Fenster wirken wie Augen, das Kreuz davor wie Nase und Mund.

Peter Höltl, dessen Vater Georg das rollende Hotel (Rotel) erfunden hat, sammelt die Höfe des Freilichtmuseums regelrecht. Kleinere Gebäude wie Kapellen, die vom Abriss bedroht sind, werden dafür mit einem Kran komplett auf einen Tieflader gehievt und zum Museumsdorf transportiert.

Komplette Bauernhöfe, die ebenfalls zu der Sammlung gehören, müssen natürlich ab- und originalgetreu wieder aufgebaut werden. Bereits rund 150 Wohn- und Wirtschaftsbauten der Region aus der Zeit zwischen 1580 bis 1890 sind so auf dem 20 Hektar großen Privatgelände erhalten geblieben.

Eine Attraktion übrigens auch für Kinder — genauso wie die Westernstadt Pullman City in Eging am See. Ebenfalls auf einem Gelände von 20 Hektar lebt hier der Wilde Westen auf.

Einer der Höhepunkte: Während sich die Gäste bei einem eiskalten Desperados-Bier im Salon niederlassen können, werden Bisons durch die Stadt getrieben und vor den Augen der Zuschauer gefüttert. Die American History Show auf der Main Street bietet eine Zeitreise durch die amerikanische Geschichte von 1830 bis 1900 — mitten im Bayerischen Wald.

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