Das romantische Schneeloch: Skifahren in Spindlermühle

Spindlermühle (dpa/tmn) - Spindlermühle gilt als Tschechiens Schickimicki-Skigebiet. Doch der Luftkurort ist eher beschaulich als glamourös. Und auch auf den Skipisten geht es meist gemütlich zu.

Das romantische Schneeloch: Skifahren in Spindlermühle
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Früher, so geht die Legende, haben die Kellnerinnen in der Diskothek „Dolska“ in Spindlermühle oben ohne bedient. Es klingt nach einer Männerfantasie vom zügellosen Osten, aber die Geschichte wird von einer älteren Dame erzählt. Und sie passt zum Image von Tschechiens Party- und Schickimicki-Skiort.

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„Wer etwas gelten will in Tschechien, muss mindestens einmal im Jahr zum Skifahren hierherkommen“, sagt Margit Bartosová. „Viele Reiche haben sich Appartements gekauft.“ Bartosová weiß viel über Spindlermühle und seine Geschichte, sie ist mit einem ehemaligen Museumsdirektor in der Nachbarstadt Vrchlabí verheiratet. Aber wenn man zwischen den tief verschneiten Fachwerkhäusern spaziert, wundert man sich über das Bild vom Nobel-Skiort. Die Pelzmanteldichte ist niedrig, auch auffälligen Schmuck oder teure Sport- und Geländewagen sieht man kaum. Spindlermühle hat sich den Charme des alten Luftkurorts erhalten.

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Spindlermühle hat rund 12 000 Gästebetten und knapp 25 Kilometer präparierte Pisten. 85 Prozent werden künstlich beschneit. Doch in diesen Tagen sind die Schneekanonen überflüssig. Auf jedem Ästchen türmt sich eine weiße Haube, und es schneit weiter. Der Wind bläst die Flocken waagrecht, die Wintersportler im Sessellift ziehen sich ihren Schal über die Nase. Doch trotz des Schneetreibens lässt es sich wunderbar die Pisten hinabwedeln. Die meisten sind blau oder rot und relativ flach.

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Eine Gruppe aus Mittenwalde in Brandenburg ist im Restaurant an der Talstation eingekehrt. Auf der Speisekarte stehen die Skiklassiker: Pommes, Gulasch, Spaghetti. „Für mich als Anfänger sind die Pisten hier genau richtig“, sagt Kai Bittner. „Ich finde gut, dass sie nicht so lang sind. Das geht doch ordentlich in die Beine.“ Sein Freund Benjamin Bölk bevorzugt die anspruchsvolleren Pisten in Österreich. „Eine Herausforderung ist das hier nicht“, sagt er. „Aber wir dachten, Kai kann das Skifahren hier billiger und einfacher lernen.“

Am Nebentisch sitzen zwei junge Frauen aus Prag. „Das ist das größte und beste Skigebiet in Tschechien“, sagt Daniela Spilková, „nicht nur wegen des Skifahrens, auch wegen der Party.“ Spilková kam schon als Kind mit ihren Eltern hierher, jetzt ist sie mit ihrer Freundin wie viele andere Skifahrer fürs Wochenende aus der Hauptstadt angereist. „Das „Dolska“ ist der schickste Club in der Stadt“, erklärt sie. Ihre Freundin Aneta geht lieber in die Sportsbar, „dort ist es gut, wenn man betrunken ist“, sagt sie.

Klingt nach Ski-Ballermann, doch am Abend ist es erstaunlich ruhig in den Gassen. Keine angetrunkenen Jugendlichen weit und breit, stattdessen spazieren Pärchen und Familien über die hübsche Fußgängerbrücke zu den Fachwerkrestaurants. Die Eisschollen auf der Elbe, die 14 Kilometer entfernt entspringt, sind mit Neuschnee gepudert. Alles sehr romantisch, aber wenig glamourös, und schon gar nicht wild.

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