Die perfekte Karibikinsel

Von wegen, Karibik-Feeling mit weißen Stränden und Hängematten zwischen Palmen. Diese Insel überrascht.

Aruba. Schon morgens weht der Duft von frischen Fritten übers Frühstücksbuffet. Dick sind sie, fettig und so richtig holländisch. Kein Wunder, gehört die Insel nur 25 Kilometer nördlich von Venezuela doch seit 1636 den Niederlanden. Ebenso Typisches gleich neben den Pommes: Weißbrot und Hagelslag. Der ist ja in unserem Nachbarland schon wirklich bunt, aber in der Karibik haben diese kleinen Zuckerkörnchen echte Knallfarben. Aruba, die Niederländische.

Dabei ist die Spezialität auf Aruba etwas ganz anderes: Bananen. In Form von knackigen Chips, frisch frittiert oder in Öl gebacken und super süß. Am Nachmittag oder Abend verspeist, spült der Karibikurlauber sie mit einem eisgekühlten Heineken oder Grolsch hinunter. Oder mit einem Balashi. Seit 1998 auf Aruba gebraut. Denn die eigene Geschichte des Eilands ist jung. Autonomie ja, die einst angestrebte völlige Unabhängigkeit von Königin Beatrix zog die Regierung jedoch wieder zurück.

Wer nach Aruba fliegt, landet auf dem Queen Beatrix International Airport, kann sich mit Englisch, Holländisch und Spanisch auf der gesamten Insel bestens verständigen und ist auch nirgends wirklich allein: Rund 600 000 Touristen aus aller Welt kommen jedes Jahr, viele von ihnen mit Kreuzfahrtschiffen. „Alle großen Reedereien haben Aruba im Programm“, sagt Jasmine Maduro von Tourismusbüro.

Massenweise strömen die Passagiere dann in Oranjestad an Land, bummeln an den bunten Souvenirständen vorbei, schlendern über Märkte und shoppen in edlen Boutiquen. Trubel in der Hochsaison, an den sich die Einheimischen längst gewöhnt haben. „Die Insel lebt zu 70 Prozent von Tourismus“, sagt Jasmine gelassen. „Wir müssen attraktiv bleiben im Vergleich zu anderen Karibik-Inseln.“

Das geht nur mit Abwechslung. Denn wer hätte gedacht, dass man in der Karibik Mountainbike fahren kann? Und zwar an einer dramatisch bizarren Steilküste aus Lavagestein, vor der sich Wüste aus Sand und Geröll ausbreitet. Reifenspuren haben staubige Pisten hindurch gezogen, statt tropischer Vegetation ragen vereinzelt Kakteen und Aloe Vera-Pflanzen aus dem Grau heraus. Letztere wachsen auch auf Plantagen einer kleinen Fabrik. Aruba hat seine eigene Produktion rund um die wirksame Pflanze. Cremes, Duschgels und Shampoos werden hergestellt, der Renner bei Touristen sind jedoch Präparate gegen Sonnenbrand. Aruba, die Unkaribische.

Es ist heiß und trocken auf Aruba, ständig fegt eine steife Brise über das Eiland. Auf der segeln Möwen — wie an der Nordsee. Sie schreien gegen den Wind, drehen ab, gleiten weiter wie Surfer auf unsichtbaren Wellen. Der Atlantik brandet im Westen an die felsigen Strände, Gischt spritzt meterhoch.

Wer nicht mit dem Rad fahren will, bucht eine Tour mit dem Geländewagen. Im offenen Land Rover geht es durch die Wüste, an der Atlantikküste entlang und auf wirklich steilen Pisten zu einer Bade-Attraktion: an den „natural pool“. Durch Felsen vom Meer getrennt, liegt das wenige Quadratmeter große steinerne Becken geschützt, das Wasser ist von der Sonne leicht erwärmt. Ein ständiger Zufluss vom Atlantik sorgt für Sprudeln und Prickeln wie im Whirlpool, wer schnorchelt, entdeckt Fische und Korallen. Aruba, die Abenteuerliche.

Die wahre Karibik entdecken Urlauber dann an der Ostküste: Weiße Puderzuckerstrände, Palmen, deren Blätter im Wind rascheln, und ein strahlend türkisfarbenes Meer, dem man beim Schwimmen bis auf den Grund schauen kann. Korallen liegen überall im Sand.

Hier surfen auch keine Möwen mehr auf den Windböen, sondern Pelikane ziehen mit behäbigen Flügelschlägen ihre Bahnen am Ufer entlang. Plötzlich stürzen sie pfeilschnell mit einer spritzenden Fontäne ins Meer, erbeuten einen Fisch, schlingen ihn hinunter und erheben sich gemächlich wieder in den blauen Himmel. Ein Schauspiel, das sich prima vom Liegestuhl aus beobachten lässt, während aus den Lautsprechern der Strandbar leise Musik erklingt.

Liegt tagsüber schon wegen der Hitze ein Schleier aus Trägheit und Bewegungslosigkeit über der Ostküste Arubas, verwandelt sich abends alles in eine gigantische Feierzone. Restaurants und Hotels laden zu Beachpartys ein — Eintritt frei trotz Live-Band oder DJ. „Einheimische und Touristen kommen gleichermaßen zu diesen Partys. Das ist eine gute Mischung“, sagt Jasmine. Wer will, kann jeden Abend unter dem karibischen Sternenzelt tanzen und trinken. Doch das erinnert so gar nicht an die Bacardi-Werbung, sondern eher an südamerikanische Fiestas. Statt Reggae-Walk kreisen hier Salsa- und Merengue-Hüften — Südamerika liegt näher als Jamaika. Aruba, die Partyinsel.

„Es gibt hier so viel mehr, als Touristen von einer Karibikinsel erwarten“, sagt Jasmine. Aruba überrascht — sicher das größte Plus des 30 Kilometer langen und neun Kilometer breiten Eilands. So sollen Gäste abends nicht im Hotel essen, sondern in einem der 250 Restaurants der Insel speisen.

Deshalb ist in den meisten Häusern nur Übernachtung mit Frühstück buchbar. Fußläufig sind vom Take away bis zum gehobenen Mehrgang-Menü alle kulinarischen Genüsse zu erreichen. Da es kaum Kriminalität gibt, schlendern die meisten Gäste auch tatsächlich zu Fuß an den Gastromeilen entlang. Kinos, Casinos und Geschäfte tragen ihren Teil zum Nachtleben bei, ebenso die Partybusse, die mit lauter Musik durch die Straßen zuckeln und Junggesellen ihren Abschied von der Freiheit versüßen. Aruba hat auch Ballermann-Charme.

Doch schon am nächsten Tag zeigt sich die Insel wieder von ihrer schönsten, karibischen Seite: Wenn Verliebte sich barfuß am Strand unter Palmen das Ja-Wort geben, vor der traumhaften Kulisse des Ozeans, begleitet von leiser Geigenmusik. Wenn außer dem Rauschen des Windes in den Palmen nichts zu hören ist, feinster Sand durch die Finger rieselt und ein freundlicher Hotelmitarbeiter eisgekühlte Getränke an der Sonnenliege serviert. Aruba, die Perfekte.

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