Grenzen spielen keine Rolle: Unterwegs im Dreiländereck am Bodensee

Bregenz (dpa/tmn) - Der Bodensee hat touristisch einiges zu bieten: Die Festspiele im österreichischen Bregenz, Weltkulturerbe im Schweizer St. Gallen, Luftfahrtgeschichte in Friedrichshafen auf der deutschen Seite.

Am Bodensee spielen Grenzen für Touristen keine große Rolle mehr. Wer von Lindau nach Lochau fährt, bemerkt kaum, dass er Deutschland gerade verlassen hat und schon in Österreich ist. Auch wer mehrfach hin- und herfährt, muss Passkontrollen kaum befürchten. Und die Wege sind kurz. Man könnte vormittags das Zeppelinmuseum in Friedrichshafen anschauen, nachmittags die Stiftsbibliothek in Sankt Gallen und am Abend bei den Festspielen auf der Seebühne in Bregenz sein. Aber das Dreiländereck am Bodensee hat genug für ein Programm zu bieten, das mehrere Tage länger dauert. Und wer noch ein viertes Land sehen möchte: Liechtenstein mit seiner Hauptstadt Vaduz ist gleich um die Ecke.

In Bregenz hat das von Peter Zumthor entworfene und 1987 gebaute Kunstmuseum längst einen Namen weit über die Region hinaus. Viele Besucher kommen schon wegen der ungewöhnlichen Architektur des Hauses, das innen glatte Betonwände hat und von außen verglast ist. Regelmäßige Wechselausstellungen zeigen vor allem zeitgenössische Kunst.

Die begegnet Besuchern auch an anderer Stelle: Gottfried Bechthold zum Beispiel hat sein Atelier in der Eichholz-Straße. Eines seiner Werke ist der „Crash-Porsche“, der so teuer gewesen sein soll wie ein echter. Er steht in der Bregenzer Innenstadt. Fahren kann man ihn nicht - er ist komplett aus Beton.

Im Sommer sind die Bregenzer Festspiele ein Publikumsmagnet, für Touristen genau wie für Einheimische: Jeder vierte Bregenzer guckt sich die Inszenierung an. In diesem Jahr steht vom 17. Juli bis 18. August Mozarts „Zauberflöte“ auf dem Programm. Und wer dann nach viel Kultur etwas Abstand von all dem braucht, fährt mit der Seilbahn hoch auf den Pfänder, den Hausberg der Stadt.

Ungewöhnliche Museen gibt es auch in Friedrichshafen, einst ein Fischerdorf, später die Industriestadt am Bodensee schlechthin. Das hat vor allem mit einigen Unternehmen aus der Luftfahrtbranche zu tun. Der Zeppelin zum Beispiel kommt von hier. Der Geschichte der Luftschiffe widmet sich in der Seestraße ein eigenes Museum. Es ist seit 1996 in einem früheren Bahnhof untergebracht und zählt gut 270 000 Besucher - immerhin fast fünfmal so viele wie die Stadt Einwohner hat.

Ebenfalls mit der Luftfahrt beschäftigt sich das 2009 eröffnete Dornier Museum. Es erzählt die Geschichte des Flugzeugbaus unter dem Dach des Unternehmens. Abends erstrahlt das Museumsgebäude in bunten Farben - ein Werk des Lichtkünstlers James Turrell, selbst ein Luftfahrtenthusiast. Er wollte unbedingt eine Do 27 kaufen und brauchte Hilfe bei der Suche. Und als die erfolgreich war, war er so glücklich, dass er dem Museum als Dankeschön eine eigens dafür entwickelte Lichtinstallation schenkte.

Von Friedrichshafen aus ist der Weg in die Schweiz nur kurz, fliegen würde sich gar nicht lohnen: Einmal quer über den See mit der Fähre bis Romanshorn auf der gegenüberliegenden Seite, und schon ist man im Kanton Sankt Gallen. Die gleichnamige Stadt ist mit rund 70 000 Einwohnern - nach Konstanz - die zweitgrößte am Bodensee und vielleicht die schönste. Ihre Bilderbuch-Innenstadt gehört zum Weltkulturerbe, ihre Universität hat weltweit einen Ruf, und die berühmte Stiftsbibliothek lässt bibliophilen Besuchern die Augen leuchten und die anderen zumindest staunen.

Sie ist in einem Barocksaal voller Deckengemälde untergebracht, in dem übermannshohe Regalschränke stehen, einst aus Nussbaumholz in der klostereigenen Schreinerei gefertigt. Das Kloster, dessen Wurzeln ins frühe Mittelalter, die Zeit des heiligen Gallus, zurückreichen, wurde 1805 geschlossen. „Heute sind wir sowohl Ausstellungsort als auch öffentliche Leihbibliothek“, erzählt Christine Genova. „Die bis zu 100 Jahre alten Bücher darf jeder ausleihen“, erklärt die Bibliotheksführerin - 100 Jahre ist in Sankt Gallen allerdings fast noch druckfrisch.

Was die Bibliothek so faszinierend macht, sind die wirklich alten Stücke: 180 000 Werke beherbergt sie, nur ein Sechstel davon steht im Barocksaal den Regalen, ein guter Teil wird im Magazin verwahrt. Sie reihen sich dort dicht an dicht, oft so groß wie Atlanten, dick wie ein Telefonbuch, in Leder gebunden. Sie bewahren das Wissen ihrer Zeit zu ganz verschiedenen Bereichen von Jura bis Theologie. „Die Stiftsbibliothek war das Harvard des Mittelalters“, sagt Christine Genova. Zur Sammlung gehören Werke, die über 1100 Jahre alt sind - und unendlich wertvoll.

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