Irland: Möwen, Meer und ein Leuchtturm

Tagestour mit dem Auto von Dublin Richtung Süden. Staunen über den ältesten Leuchtturm Europas. Und am Abend lockt die Kneipe an der Ecke.

Dublin. Eine kräftige Brise weht von der Irischen See, vertreibt die Wolken und zeigt die Hook-Halbinsel in fast unwirklichem Licht. Schmal und schmaler werden die Straßen über Ballyhack zum Hook Head, an dem seit 1172 ein Leuchtturm die Einfahrt zur Bucht vor Waterford sichert.

Hier scheint die Welt zu Ende zu sein. Es gibt nur den Wind, in dem Seevögel segeln, den unendlichen Himmel und das weite Meer, das den Felsen mit dem schwarz-weiß abgesetzten, gedrungenen Turm aus Kalkstein umspült.

Der über die Jahrhunderte oft umgebaute, bis 1996 von einem Leuchtturmwärter bewohnte Turm ist 35 Meter hoch. Das über 23 nautische Meilen sichtbare Leuchtfeuer, das alle drei Sekunden aufblitzt, tut seinen Dienst immer noch — unverzichtbar für die Sicherheit der Schifffahrt.

Einen Spaziergang auf dem Saumpfad entlang der schroff abfallenden Steilküste sollte man sich gönnen, tief durchatmen und den Blick auf Augenhöhe mit kreuzenden Möwen genießen. Tipp: Das Picknick mit dorthin bringen — einen schöneren Platz auf der landschaftlich überaus reizvollen Halbinsel wird man nicht finden.

Von Dublin aus hatten wir uns mutig mit einem Leihwagen ohne „L“ für „Learner“ auf den Weg gemacht — zunächst nach Kilkenny, als eine der schönsten historischen Städte Irlands gerühmt und als einstige mittelalterliche Hauptstadt Zeugnis der jahrhundertelangen anglo-normannischen Geschichte.

Die 63 Meilen nach Süden führen durch die wärmste Region Irlands, deren üppige Vegetation Ausläufern des Golfstroms zu danken ist. Über die M 9 geht es schnell voran, aber spätestens ab Kilcullen sollte man die N 78 oder die N 9 parallel zur Autobahn südwärts nehmen.

Erste Station: Russborough House im County Wicklow, zwei Meilen südlich von Blessington, eine Perle der palladianischen Architektur und eins der edelsten Häuser Irlands. Ein berechtigter Superlativ.

Der Herrensitz, im Jahr 1741 von Richard Castle in einem großzügigen Park erreichtet, ist nicht nur in einem hervorragenden baulichen Zustand, er beherbergt neben originellen Sammlungen (Schallplatten, 3-D-Fotografie, Regionalgeschichte, Film) auch erlesene Möbel, Antiquitäten (darunter Waterford-Kristall) sowie eine kostbare Bibliothek mit seltenen Erstausgaben.

Eine beachtliche Kollektion irischer, englischer, flämischer, holländischer und spanischer Malerei, Teil der berühmten „Beit Art Collection“, deren wichtigste Stücke allerdings in der National Gallery in Dublin untergebracht sind, krönt den Rundgang.

„Zu oft ist in den zurückliegenden Jahrzehnten im Russborough House eingebrochen worden“, erzählt die charmante Fremdenführerin Joan Griffith. Ein Rundgang mit ihr ist purer Kulturgenuss.

Kilkenny ist gut 800 Jahre alt, die Straßen sind eng. Das Städtchen mit 9000 Einwohnern wird vom mächtigen, aufs späte 12. Jahrhundert zurückgehende Kilkenny Castle überragt.

Am Abend wird der erste geglückte Autotag im Linksverkehr gefeiert, natürlich in einem der 80 Pubs der Stadt: „The Field“, mitten im Zentrum an der Kreuzung High Street/The Parade.

Irischer könnte es kaum zugehen als in diesem urigen Lokal, das von John & Sally-Anne MacDonald geführt wird. Eine traditionelle Band spielt, die Theke ist belagert, Smithwicks und Kilkenny (die Brauereien dieser köstlichen Biere sind in der Stadt) fließen fast pausenlos, die Herren leeren genussvoll ihre Pints und feuern die Damen an, die mit Vergnügen auch ohne Männer tanzen.

Der Unterschied zu einem Besuch einer deutschen Kneipe: In Irland stehen Jung und Alt beieinander, singen gemeinsam Lieder, die alle kennen, tanzen und reden miteinander. Der Pub ist brechend voll — und nicht einer mault über das Rauchverbot.

Und jetzt singen alle, wirklich alle kräftig mit: „There’s whisky in the jar.“

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