Keine Panik im Flieger - Seminare gegen Flugangst

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Purer Stress über den Wolken: Rund ein Fünftel der Deutschen leidet unter Flugangst. Spezielle Seminare sollen Abhilfe schaffen. Die Teilnehmer lernen: Das Befinden an Bord hat vor allem mit der eigenen Einstellung zu tun.

Herzrasen, schweißnasse Hände, Magenkrämpfe: Mit Flugangst haben viele Menschen zu kämpfen. Rund 15 Prozent der Deutschen leiden laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts darunter, mehr als 20 Prozent ist nach einer weiteren Umfrage der Forscher unbehaglich beim Fliegen. Doch nicht alle Betroffenen finden sich mit ihrer Angst ab - sie holen sich in speziellen Seminaren professionelle Hilfe.

Auch Steffen Würstl leidet unter der sogenannten Aviophobie. Über den Wolken fühlt er sich unwohl. „Fliegen war für mich lange Zeit kein Problem“, sagt er. Das änderte sich aber schlagartig mit einem turbulenten Flug nach Spanien: Durch ein Unwetter sei das Flugzeug ins Schaukeln geraten - und Würstl in Panik. „Seitdem ist Fliegen für mich purer Stress, der mich schon Tage vorher zum Grübeln bringt. Wenn es möglich ist, versuche ich das Fliegen zu vermeiden.“

Die Symptome können bei den Betroffenen bereits mehrere Tage vor der Reise auftreten, aber auch erst im Flugzeug. „Die Flugangst gehört zu den phobischen Ängsten und löst den Impuls aus, die Flucht zu ergreifen“, sagt Darina Augapfel. Die Diplom-Psychologin leitet im Auftrag einer Agentur in Zusammenarbeit mit der Lufthansa einmal pro Monat Seminare gegen Flugangst am Frankfurter Flughafen.

Die Ursachen für die Phobie sind vielschichtig: „Der Mensch ist zum einen ein Landtier, in die Lüfte zu gehen erscheint ihm zunächst als etwas völlig Unnatürliches“, erklärt Augapfel. Zum anderen werde in den Medien mit Berichten über Flugkatastrophen ein verzerrtes Bild von der Flugsicherheit vermittelt.

Triebwerksschäden, Turbulenzen, Terroranschläge - während des zweitägigen Seminars am Frankfurter Flughafen lässt Augapfel die rund zehn Teilnehmer zunächst ihre Ängste formulieren. „Mich sorgen oft Geräusche, die ich nicht zuordnen kann“, bekennt Steffen Würstl.

Beim Seminar wollen die Trainer der Angst vor allem mit Argumenten beikommen: Ein defekter Bordcomputer bringe längst noch keinen Flieger zum Absturz, erklärt ein Pilot während der Besichtigung eines Flugzeugs. Alle wichtigen Instrumente seien mindestens doppelt an Bord, und selbst bei einem kompletten Triebwerksausfall bestünden gute Chancen, dass das Flugzeug sicher lande.

Augapfel stellt zudem verschiedene Strategien zur Angstbewältigung vor: Atem- und Entspannungsübungen seien ebenso hilfreich wie klare Gedanken.

Zum Abschluss des Seminars steht ein gemeinsamer Kurzstreckenflug auf dem Programm. Während Steffen Würstl auf dem Hinflug nach Hamburg noch das typische Herzrasen und Schwitzen verspürt, wird ihm auf dem Rückflug klar: Er hat zwar nicht die Steuerung des Flugzeugs, aber seine Angst in der Hand. „Das Befinden an Bord hat viel mit der eigenen Einstellung zu tun“, sagt Würstl. „Daran werde ich bei meinen nächsten Flügen weiter arbeiten.“

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