Mallorca: Olivenöl, Bier und „Zungenstoffe“

Von edlen Weinen bis zu handgemachten Seifen: Auf der Baleareninsel beleben kreative Talente die traditionellen Gewerbe.

Mallorca: Olivenöl, Bier und „Zungenstoffe“
Foto: dpa

Unter den Platanen von Sóller spielen Kinder, drängen sich Marktstände. Es ist ein sonnendurchfluteter Samstag in der mallorquinischen Kleinstadt in den Tramuntana-Bergen, Anabel Ferrer ist mit ihrem Auto voller Körbe und Kisten, einem Tisch und einer rosarot gestreiften Markise angereist.

Mallorca: Olivenöl, Bier und „Zungenstoffe“
Foto: Andrea Tapper

Wo immer die studierte Umweltschutzwissenschaftlerin ist, duftet es himmlisch. Die 35-Jährige köchelt Seifen nach altem Familienrezept, Hauptzutat: Olivenöl. Die Duftstoffe stammen aus dem eigenen Kräutergarten in ihrer Heimatstadt Pollença im Norden Mallorcas: frische Geranie, Zitronengras, Lavendel.

Mallorca: Olivenöl, Bier und „Zungenstoffe“
Foto: Andrea Tapper

Vierzig Tage braucht die Seife, in Förmchen gegossen, zum Trocknen. Fast 1000 Stück davon verkauft Anabel Ferrer jeden Monat auf den Wochenmärkten Mallorcas. Beim Bummel über den Markt von Sóller kommen Urlauber auf Tuchfühlung mit mediterranen Produkten und sind begeistert. Denn auch so kann man Mallorca entdecken: auf den Spuren kreativer Jung-Unternehmer, die traditionelle Gewerbe mit frischem Wind beleben.

Nächster Stopp: Wein. Schon die Mauren bauten im 13. Jahrhundert Wein auf Mallorca an, bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Reblaus die Felder kahlfraß. Doch in den vergangenen Jahren ist das Wein-Geschäft wieder erblüht. Eine der schönsten und ausgefallensten Bodegas ist das Weingut Biniagual nahe Binissalem, als deutscher Familienbetrieb aus Ruinen neu erbaut.

Ein gleichnamiges Dorf gehört dazu, mit Kopfsteinpflaster und Kirchlein, einer Ur-Bodega von 1734, Dorfbrunnen und einem Palais. Noch ist diese Idylle im Herzen der Insel ein Geheimtipp, dabei freut sich die Besitzerfamilie Miller über Besucher und führt sie persönlich herum. „Wir hegen und pflegen unsere Reben das ganze Jahr“, sagt Charlotte Miller senior, knapp 70 Jahre alt.

Die ehemalige Ärztin aus Bayern kümmert sich um die Rebstöcke so sorgsam wie früher um ihre Patienten, führt Gut und Dorf seit dem Tod ihres Mannes mit ihrer Tochter. Hochwertige Weine, darunter den preisgekrönten Rotwein „Grand Verán“, verkauft sie weltweit an Gourmets. Neben ihren 150 000 Weinstöcken grasen Schafe, wachsen Mandel- und Orangenbäume.

Wiederum im Städtchen Sóller experimentiert das Ehepaar Guillem Col (38) und Marie Isabel Rotger (33) mit „Craft Beer“, einem selbst gebrauten Alternativ-Bier, wie es im Moment in vielen Städten der Welt hergestellt wird. In einem kleinen Ladenlokal fermentieren die beiden ihren 100 Prozent naturreinen, stark hopfigen Gerstensaft mit dem Namen „Sullerica“ — eins aus Sóller. Der besondere Clou: Das Kreativbier schmeckt dezent nach Orangenblüten, die im Tal zwischen der Stadt und der wunderschönen Bucht am Port de Soller besonders üppig gedeihen.

In Pollença im Norden der Insel lebt und arbeitet Stoffkünstler Tomeu Fuster Capplonch. Er webt in fünfter Generation per Hand die typisch mallorquinischen Stoffe, nach ihrer wildgezackten Musterung „Zungenstoffe“ genannt. Was Tomeu (40) aus dem selbst produzierten Baumwoll-Leinengemisch macht, ist allerdings nicht traditionell, sondern top-trendy: Plateaupumps aus blau-weißem Leinen, moderne Tischläufer oder Sitzpolster für den Garten. Im familieneigenen Laden Teixits Vicens stellt er seine Kreationen aus — wunderbar zum Stöbern und Einkaufen.

Säurearm muss es sein. Das ist die Grundvoraussetzung für ein gutes Olivenöl. Die Solivellas-Brüder Josep und Sebastian aus Mallorca sind stolz darauf, dass sich ihre Öle immer unter einem Säuregehalt von 0,2 Prozent bewegen, obwohl die Qualitätsgrenze für „Natives Olivenöl Extra“ viermal so hoch, bei 0,8 Prozent, liegt.

Zu den Kunden der jungen Brüder gehört auch der deutsche Kultkoch Tim Mälzer. Sie produzieren jährlich stolze 60 000 Flaschen Olivenöl auf dem Familienhof Es Guinyent bei Alcúdia. Auch legen sie, wie die meisten Jung-Traditionalisten Mallorcas, selbst Hand an. „Wir beobachten täglich den Reifeprozess unserer Oliven“, sagt Josep Solivellas. Sie beschneiden die Kronen der Bäume, um mehr „kühlende Meeresbrise“ durchzulassen.

Gerade haben sie etwas Neues erfunden: marinierte Oliven, eingelegt in Curry-Sesam-Paste, Zimt-Anis-Mischung oder Honig. Nur eine Zutat ändert sich nie: das Solivellas-Öl aus dem Familienbetrieb.

Die Autorin reiste mit Unterstützung von TUI und dem Hotel Can Alomar.

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