Nord-Süd-Bahnlinie: Schweizer Idylle mit Makeln

Zürich (dpa/tmn) - Sie gilt als eine der schönsten Eisenbahnstrecken Europas - die Nord-Süd-Route von Zürich in Richtung Italien. Doch die Idylle hat ihre Schattenseiten: Die Qualität der Züge im grenzüberschreitenden Verkehr lässt zum Teil zu wünschen übrig.

Hochaufragende Berge, tiefe Schluchten, einsame Dörfer und reizvolle Seen - eine Fahrt auf der Nord-Süd-Strecke mit der Eisenbahn durch die Schweiz nach Italien ist für zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter ein eindrucksvolles Erlebnis. Vorbei am Vierwaldstättersee über den Gotthardpass und durch das Tessin bieten sich herrliche Einblicke in eine Bilderbuchlandschaft. Die Freude jedoch wird manchmal getrübt. Denn auf der Strecke verkehren im grenzüberschreitenden Betrieb zeitweise Züge der italienischen Staatsbahn Trenitalia, deren Qualität nach dem Urteil von Experten hinter heutzutage üblichen Standards zurückbleibt.

„Das ist das trübste Kapitel der Bahn“, klagt der Fahrgastverband Pro Bahn Schweiz. „Eine lange Leidensgeschichte, bei der wir immer wieder vertröstet worden sind.“ Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, auf deren Streckennetz die Züge fahren, räumen die Probleme ein: „Es tut uns leid, wenn nicht immer der vorgesehene Zug eingesetzt wird und die Ersatzzüge oft nicht die gewohnte Qualität bieten können“, sagt Alessandra Dal Bosco von der SBB-Kundenbetreuung. Sie begründet die Schwierigkeiten mit Wartungsproblemen bei den ursprünglich eingeplanten Neigetechnik-Zügen vom Typ ETR 470.

Aus diesem Grund stellt die italienische Trenitalia für die Eurocity-Züge EC 14 und EC 23 Ersatzzüge zur Verfügung. Dabei handelt es sich um überwiegend ältere Wagen. „Als ich vor einiger Zeit mit dem EC 14 von Zürich in Richtung Mailand fuhr, waren mehrere Toiletten unbenutzbar, Innentüren teilweise mit Klebeband fixiert und die Sitze im Erste-Klasse-Wagen so schmutzig, dass ich mich nicht hinsetzen mochte“, berichtet eine deutsche Touristin. „Ich bin dann lieber in die etwas sauberere zweite Klasse gegangen. Auf der Rückfahrt sah es nicht viel besser aus.“

Ebenso wie die SBB weist auch die italienische Staatsbahn auf Engpässe wegen der wartungsintensiven Neigetechnik-Züge hin. Für Verzögerungen und Unannehmlichkeiten bittet Trenitalia um Entschuldigung. Ursache sei die geringere Geschwindigkeit der Ersatzzüge. Außerdem sei wegen unterschiedlicher Stromsysteme bei den Zügen an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien ein Lokwechsel erforderlich, der zusätzlich zu Verspätungen führe. Beschwerden über Unsauberkeit oder nicht funktionierende Toiletten weist das Unternehmen zurück: „Interne Untersuchungen haben keinerlei Hinweise auf Probleme mit unsauberen oder nicht funktionierenden Toiletten ergeben - weder in der Schweiz noch in Italien.“

Unabhängig davon sei jedoch zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember eine neue Offensive geplant, mit der die Pünktlichkeit und die Qualität insgesamt verbessert werden solle. „Der Nord-Südverkehr nach Italien ist nicht nur für die Kundinnen und Kunden, sondern auch für die SBB sehr wichtig“, beteuert die Schweizer Kundenbetreuerin. „Das Angebot auf dieser Strecke soll natürlich ein landesübliches Niveau haben. Und es ärgert uns ebenso, wenn wir Ihnen als Fahrgast auf dieser Linie nicht immer die gewünschte Qualität bieten können.“ Um Zuverlässigkeit und Qualität sicherzustellen und zu steigern, investiert die Schweizer Bahn nach eigenen Angaben rund 12 Millionen Franken (etwa 9,8 Millionen Euro).

Für Pro Bahn Schweiz bedeutet die Reaktion der SBB immerhin einen Fortschritt: „Bis vor zwei Jahren wurden die Probleme immer noch schöngeredet“, sagt ProBahn-Vorstandsmitglied Edwin Dutler. Ob sich die Situation bis 2014, wie die SBB es in Aussicht stellt, deutlich verbessert, bezweifelt Dutler.

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