Österreich: So lecker schmeckt die Steiermark

Mediterraner Herbstgenuss: Das zweitgrößte Bundesland der Alpenrepublik lockt mit anspruchsvoller Wein- und Esskultur.

Für Besucher der Steirischen Weinstraße, gelegen an der Grenze zuSlowenien, hat sich die ehemalige Weinkönigin Claudia Pronegg eineungewöhnliche Wanderung ausgedacht: Nahe der Ortschaft Leibnitz führtsie Gruppen mit Hilfe "sprechender" GPS-Geräte am Fuß der steilenWeinberge entlang und vermittelt so mit Satelliten-Hilfe ausführlicheAudio-Informationen über verschiedene Rebsorten und deren Anbau.

Schon seit Jahrhunderten gibt die Weinkultur im ehemaligen Kronlandder österreichisch-ungarischen Monarchie den Ton an. VomDachstein-Massiv im Westen bis zur Hauptstadt Graz im Osten und vomWallfahrtsort Mariazell im Norden bis zu den Weinbergen im Süden prägteine über weite Strecken hügelige und sanft anmutende Landschaft dasBild der steirischen Natur, weshalb man sich an die Toskana erinnertfühlt, auch wenn hier nicht schlanke Zypressen, sondern gewichtigePappeln wachsen und Klapoteze - Windräder zum Vertreiben vontraubenfeindlichem Getier - in den Himmel ragen.

Dass dieser Teil Österreichs, aus dem Prominente wie ArnoldSchwarzenegger, die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek oder Fernsehkoch Johan Lafer stammen, früher zu den ärmsten und strukturschwächstenGebieten gehörte, hält man angesichts des vielfältigen kulinarischenAngebots und der teils erstklassigen Gastronomie kaum für möglich.

Haben Sie schon mal Kürbiskernspätzl probiert? Oder Kaiserspeck vomMangalitza-Schwein? Oder Brüstlbrot und Rindslendl-bratl, Spagatkrapfenmit Schlag, Topfentascherl, frische Nusskipferl, Schmankerl undSchmarren? Und wurde Ihnen dazu Weine kredenzt, die Schilcher, Sauvignon Blanc, Zweigelt oder Welschriesling heißen?

Mancher Winzer nimmt fürsich in Anspruch, den Geschmack seiner Gäste vorauszuahnen: "Michgelüstet nach liebevoll zubereiteten Mahlzeiten aus herzhaften Suppen,knackigem Gemüse, knusprigem Braten und frisch gepflückten Kräutern",heißt es in einem Wirtshausprospekt.

Auch wenn der Appetit allein schon beim Anblick der Landschaft mitihrem mediterranen Flair geweckt wird, sind die eigentlichenGenuss-Kleinode als solche nicht immer leicht zu entdecken, da siehäufig abseits der Hauptstraßen liegen oder sich in Buschenschänkenverstecken - in bäuerlichen Schankbetrieben, in denen außer Leckerbissen aus eigener Schlachtung die typische steirische Brettljausn mit"Verhackertem" auf den Tisch kommt.

Klingt recht exotisch, doch diese Variante vom Schweinebauch schmeckt überraschend gut. Übrigens sorgen österreichische Gesetzesvorschriftendafür, dass in Buschenschänken weder Bier noch Kaffee serviert werdendarf. Wer sich als Autofahrer auf eine abendliche Wein-Sause begibt,kann mancherorts einen kostenlosen Taxi-Service in Anspruch nehmen.Organisiert wird dieser von lokalen Winzervereinigungen, derenMitglieder sich vereinzelt auch als "Genuss-Consultants" andienen.

Um den Weingenuss geht es nicht allein, wenn Christine Rabensteinerzu einer Verkostung einlädt. Auf dem Hof ihrer Familie in Bad Gams naheGraz steht eher das "grüne Gold" der Steiermark im Mittelpunkt, das sehr gesunde, kalt gepresste Öl aus Kürbiskernen, für dessen Gewinnung jedes Jahr 6000 Tonnen Kürbisse geerntet werden (auf einer Fläche so groß wie 11000 Fußballfelder) und das man hauptsächlich in heimischen Ölmühlenherstellt.

Die Kürbiskerne werden aber auch zu anderen Produkten verarbeitet,wie die Steirerin voller Stolz erzählt: "Wir haben Knabberkerne derverschiedensten Geschmacksrichtungen - Knoblauch, Paprika, Chili,Vanille, Zimt, Schokolade, Kaffee, Zitrone, Himbeer, Kirsch und Rum.Außerdem machen wir aus den Kernen Schokolade sowie helles oder dunklesKürbiskern-Bier, und wir stellen Kern-Kosmetikartikel her." Und sievergisst nicht, von ihrem steirischen Kürbis-Pesto zu schwärmen.

Kein Wunder, dass Besucher aus allen Himmelsrichtungen gern für einverlängertes Wochenende in die Steiermark reisen, besonders jetzt imHerbst, wenn es "Sturm" und geröstete Kastanien gibt. Sturm wird derhalbfertig gegorene Wein genannt, dessen Geschmack dem vom Federweißenähnelt.

Dann sitzen Einheimische und Fremde auf Weinhöfen oder inBuschenschänken zusammen und machen das, was man aus den Alpen als"Törggelen" kennt, das Weintrinken in geselliger Runde. Nur geht es hier weit kultivierter zu, und das Beisammensein artet nicht in Saufgelageaus. Und wenn plötzlich knatternde Traktoren lautstarkes Aufsehen mitjuchzenden Fahrgästen erregen, denen anzusehen ist, dass ihnen dertouristische Ausflug über die steirischen Hügel und Felder richtig Spaßmacht, muss man sich einfach mitfreuen.

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