Palmendieben auf der Spur: Im Labyrinth der Togian Islands

Ampana (dpa/tmn) - Die Togian Islands in Indonesien gehören zu den schönsten Tauchrevieren der Welt. Die Anreise in das wenig erschlossene Gebiet ist jedoch ein abenteuerliches Unterfangen. Wer sie auf sich nimmt, bekommt auch eigenartige Palmendiebe zu sehen.

Schon der Weg auf die abgelegenen Inseln ist eine Herausforderung: Es braucht Ausdauer, um auf die Togian Islands zu gelangen. Sie liegen im Golf von Tomini - weit im Norden der indonesischen Insel Sulawesi. Viele Besucher fliegen aus Jakarta oder Surabaya auf Java zunächst zu einem der beiden kleinen Flughäfen in Luwuk oder Palu. Von dort fahren Busse oder gemietete Autos mit Chauffeur nach Ampana. Aus Luwuk dauert die Fahrt sechs, aus Palu etwa elf Stunden. Nach einer Übernachtung in Ampana geht es per Fähre oder gechartertem Boot auf die Inseln nahe des Äquators.

Vulkane formten die Togian-Inseln. Einst waren sie dicht bewaldet. Wo die Bäume noch nicht für Palmen abgeholzt wurden, reicht der Wald bis ans felsige Meeresufer. Strände gibt es kaum - auch das begrenzt die Zahl der Hotels.

Wer auf die Togians reist, will fast immer zwei Dinge sehen: den Palmendieb (Birgus latro) und die Korallenriffe im kristallklaren Wasser. Der Palmendieb ist die größte an Land lebende Krabbe der Welt. Das urtümlich anmutende Tier mit mächtigen Scheren hat im Lauf der Evolution darauf verzichtet, seinen Hinterleib mit einem Gehäuse zu schützen. Jetzt bietet ein kalkhaltiger Panzer Schutz.

Das Tier bringt bis zu fünf Kilogramm auf die Waage. Auf Besucher wirkt es furchteinflößend. Das ging schon den holländischen Kolonialherren und frühen Naturforschern so. Die starken Beine tragen den Krebs bei der Nahrungssuche erstaunlich schnell eine Kokospalme hinauf. Der Palmendieb lebt immer an Land und versteckt sich dort in tiefen Höhlen.

Guntu - viele Indonesier haben nur einen Namen - zeigt bei einer Tour in den Wald einige der Löcher, in denen die Krebse leben. Seine Warnung, die Hand nicht hineinzustecken, versteht sich von selbst. Nachts kommen die Krebse zum Fressen hervor. Ihren mächtigen Scheren sind Kokosnüsse nicht gewachsen. Deren süßes Fleisch ist die Hauptnahrung der Palmendiebe.

Das feste Fleisch der inzwischen seltenen und geschützten Krebse ist begehrt, was Fallensteller anzieht, sagt Guntu. Die Polizei ermahne Händler, wenn sie sie beim Verkauf der Tiere erwische, sagt Guntu - „aber die Polizei kommt selten hierher“.

Der zweite Grund für einen Besuch auf den Togian-Inseln sind die Korallenriffe. Rund 120 Kilometer verschiedener Riffarten gibt es hier, schätzt Elso Martinez. Der spanische Berufstaucher lebt seit zwei Jahren in Indonesien. Auf rund 6000 Tauchstunden bringt er es. Allein von Bomba aus sind 25 Riffe binnen maximal 40 Minuten Bootsfahrt zu erreichen. Einige Riffe reichen bei Ebbe bis nahe an die Wasseroberfläche, so kommen auch Schnorchler ohne Probleme auf ihre Kosten.

Die Vielfalt des Lebens vor den Togians ist kaum zu ermessen. Fische und Korallen erstrahlen in dem lichtdurchfluteten Wasser in herrlichen Farben. Die Zahl der Farben und Formen scheint grenzenlos. Hier wiegen sich rosafarbene Fächerkorallen in der Strömung, daneben riesige Felder heller Steinkorallen. Mal sind die Kolonien der winzigen riffbildenden Organismen knallblau, mal rot, mal gelb. Dazwischen gibt es Schwämme, die ihre bizarr anmutenden Formen wie Finger ins Wasser ragen lassen. Bunte Nacktschnecken und Seeanemonen kommen hinzu. Auch Seeschlangen sind zu sehen, etwa vor der kleinen Insel Taupan.

Kaum zu erkennende Grundeln sitzen auf den Korallen, grüne Papageienfische kreisen auf der Suche nach Fressbarem herum. Anemonenfische warnen mit knurrenden Lauten, wenn man ihrer Behausung zu nahe kommt. Mitunter ziehen nicht enden wollende Schwärme von Jungfischen minutenlang vorbei. An einer anderen Stelle befreien grell gefärbte Putzerfische andere Fische von Parasiten.

Taucher und Schnorchler werden von den Fischen kaum als Bedrohung wahrgenommen und bleiben vielfach unbeachtet. Am Boden liegen giftige Steinfische. Hier wie in anderen Riffen gilt: Wer den einmaligen Lebensraum bewahren will, ohne ihn zu beeinträchtigen, fasst nichts an.

An einigen Stellen sind jedoch die verheerenden Spuren des Dynamitfischens zu sehen. Über viele Quadratmeter hinweg sind alle Korallen umgeworfen und ausgeblichen. Es dauert Jahre oder Jahrzehnte, bis hier etwas nachwächst.

Inzwischen sind die Detonationen seltener geworden, die alle Fische im nahen Umkreis betäuben, woraufhin sie sich leicht einsammeln lassen. Doch der Grund ist traurig: Laut Tauchlehrer Martinez gibt es meist schlichtweg nicht mehr genügend Fische an einem Ort, als dass sich der Einsatz des Sprengstoffes lohne. „Leider herrscht vielfach die Ansicht vor, dass das schnelle Leerfischen der Riffe mehr einbringt als ihr Schutz“, sagt er.

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