Rimini und Urbino: „Die Zwei“ aus der Römerzeit

Rimini und Urbino sind bei Touristen sehr beliebt — aber grundverschieden.

Urbino. An der Universität von Bologna liegt ein Diplom. Seit Jahren. Es gehört Marco. Er hat es nie abgeholt. „Einen besseren Job als meinen jetzigen bekomme ich damit auch nicht“, erklärt der Italiener. Ob besser im Sinn von „besser gefallen“ oder „sozial besser“ lässt er offen.

Seine nächsten Erklärungen beziehen sich auf den „Arco di Augusto“, einen römischen Triumphbogen aus der Zeit Kaiser Augustus‘ — erbaut in Ariminum, dem römischen Namen von Rimini in der Emilia-Romagna. Rimini ist Marcos Stadt, die er als Stadtführer den Touristen näher bringen will.

Jetzt, im Frühjahr, ist das Wetter mild, sind die Strände leer. Dieselben Adria-Strände, die seit den 50er Jahren jeden Sommer von Touristen bevölkert werden. Wer Rimini von einer anderen Seite kennenlernen will, sollte die Stadt jetzt besuchen, fernab des Touristentrubels.

Nächster Stopp der Stadtführung ist die Ponte de Tiberio, eine Brücke aus römischer Zeit, die noch heute dem Autoverkehr standhält. „Das liegt an den stabilen istrischen Steinen.“

Marco liebt seine Stadt. Er kennt die Ecken, die zu besuchen es sich lohnt und die nicht jeder findet. Wie Borgo San Giuliano, das Stadtviertel, in dem Regisseur Federico Fellini (1920-1993) geboren wurde. Dort sind viele Häuser mit Filmszenen bemalt, die Fellini, Anthony Quinn und Guiletta Masina zeigen.

Die bunten Häuser mit ihren versteckten Hinterhöfen hinter schmiedeeisernen Toren wecken Träume, wie es wohl wäre, im Sommer bei Rotwein und Pasta auf einem der Balkone zu sitzen und das „Dolce Vita“ zu genießen.

Von Borgo San Giuliano geht es über Fußwege entlang des Jachthafens in Richtung Strand. Menschenleer ist es nicht. Nur die Touristen fehlen. Stattdessen liegen junge Pärchen im Sand und genießen die Frühlingssonne.

Ein ähnliches Bild bietet sich auf den Hügeln von Urbino in den Marken. Dort sind es keine Pärchen, sondern Studenten, die sich in der Frühlingssonne aalen. Teilweise mit, teilweise ohne Bücher. Urbino ist das Kontrastprogramm zu Rimini.

Haben sich in der Geschichte die Städte einige Male gegen Feinde verbunden, haben sie heute nur den römischen Ursprung gemein: Urbino wurde in der Römerzeit als Urbinum Mataurense gegründet. Der Stadtkern ist von einer vollständig erhaltenen Mauer umgeben. Aufgrund der Architektur und seiner Kulturgeschichte gehört Urbino zum Unesco-Weltkulturerbe. Die meisten der 15 000 Einwohner sind Studenten — ein entsprechendes Flair prägt die engen Gassen der Altstadt.

Wer sich dem anpassen möchte, holt sich ein Stück Pizza in der Take-away Pizzeria „il Buco” (der Klassiker Margherita ist ebenso zu empfehlen wie die Funghi-Variante), setzt sich auf den Platz an der Via Giuseppe Mazzini und lässt den Trubel auf sich wirken.

Das hat Professor Klaus Erhardt nicht mehr nötig. Das Studentenleben von Urbino kennt er zur Genüge. Seit 1993 lebt er in Italien. Ursprünglich wollte er nur für ein Jahr als Lektor an die Universität „Carlo Bo“ in Urbino — und ist geblieben.

„Das Image der Deutschen hat sich in Italien in den vergangenen Jahren positiv entwickelt.“ Das zeigt sich auch an den Anmeldezahlen seiner Fakultät. Nach Englisch und Spanisch steht Deutsch an dritter Stelle der beliebtesten Fremdsprachen und hat Französisch den Rang abgelaufen.

„2011 gab es 450 Neueinschreibungen für Fremdsprachen, 88 davon für Deutsch“, erklärt Erhardt nicht ohne Stolz. Einziger Wermustropfen: „Die Hälfte aller italienischen Studenten arbeitet auch fünf Jahre nach Studienende noch unter ihrer Qualifikation“, erzählt er.

Immerhin — einen Studenten, der sein Diplom gar nicht erst abgeholt hat, hat der deutsche Professor in seiner Laufbahn noch nicht erlebt.

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