Schöne Schläfrigkeit am Golf: Auf der Suche nach dem alten Oman

Maskat (dpa/tmn) - Einsame Sandwüsten, grüne Oasen, schroffe Gebirge: Der Oman ist rau und exotisch, aber gleichzeitig weltoffen und wohlhabend. Tradition und Moderne überlagern sich auf eine ruhige Art und Weise.

Der Reisende bewegt sich träumend zwischen den Zeiten.

Das Fahren fühlt sich an wie auf Schnee. Die Reifen schlingern auf die nächste Düne zu. Jetzt nicht zu langsam fahren und nicht zu schnell, richtig schalten, die Räder dürfen nicht durchdrehen, der Wagen nicht steckenbleiben. Draußen sind es fast 40 Grad in der Sonne. Die Temperatur im Schatten zu messen, ist nicht möglich mitten in der Rimal Al Wahiba, der Bilderbuch-Sandwüste im Osten des Omans. Denn es gibt nichts, das einen Schatten werfen könnte - nur Sand bis zum Horizont und 150 Meter hohe Dünen.

Weil die Landschaft so menschenfeindlich ist, liegen die Wüsten-Camps für die Touristen gleich am Rand der Wahiba. Doch auch dort ist es am Abend absolut still und einsam. Vor den Toren ruhen die Dromedare, in den teils luxuriösen Zeltanlagen werden üppige Speisen aufgefahren. Die Mondsichel hängt am Himmel wie eine silberne Waage. Viele Reisende, die den Oman besuchen, wollen vor allem die Wüste sehen. Sie sind auf der Suche nach dem alten Arabien, den Schauplätzen aus den Geschichten aus 1001 Nacht.

In Maskat würde Sindbad der Seefahrer, sofern es ihn wirklich gegeben hätte, heute ziemlich fehl am Platz wirken. Was der Reisende am Flughafen der Hauptstadt zuerst wahrnimmt, ist ein moderner klinisch sauberer Oman. Auf der Fahrt ins Zentrum über eine hell beleuchtete Schnellstraße geht es an vier McDonalds-Filialen vorbei. Fahrer schmutziger Autos zahlen im Oman ein Bußgeld. Das höchste Minarett der blitzblank geputzten Großen Moschee ragt strahlend weiß in den Himmel, der Gebetshof lässt sich mit einem automatischen Dach abdecken, obwohl es im Oman fast nie regnet. Der Kristallleuchter im Innenraum war zeitweilig der größte der Welt.

Der Oman wirbt damit, ein ruhiges, weltoffenes und sicheres Reiseland zu sein. Im Verhältnis zu vielen anderen arabischen Staaten stimmt das. Im instabilen Nachbarland Jemen werden regelmäßig Ausländer von fundamentalistischen Splittergruppen entführt. Zwar kam es im Sog der arabischen Revolutionen auch im Oman zu gewaltsamen Protesten, aber die Lage ist trotzdem ruhiggeblieben. Touristen können das Land selbstständig erkunden, ohne von korrupten Polizisten oder bewaffneten Straßenräubern behelligt zu werden. Dabei zeigt der Oman eine gediegene, nahezu schläfrig anmutende Schönheit. Vom Gigantismus und Größenwahn der Emirate ist man weit entfernt.

Wer Spuren des historischen Oman sucht, der fährt am besten von der Küste ins Landesinnere nach Nizwa. Die Geschichte des Oman drehte sich stets um die alte Oasenstadt, ab 751 residierte hier der erste idabitische Imam. Das Fort von Nizwa, das der Sultan im 17. Jahrhundert bauen ließ, überragt die Palmenhaine und Häuser der Stadt, der runde Wehrturm ist der größte im Oman. Besucher steigen über Treppen bis zu den Zinnen und Kanonenscharten hinauf - das Fort war die perfekte Verteidigungsanlage. Im Inneren erklären Schautafeln, wie Angreifer aus Schlitzen über den strategisch wichtigen Einlässen mit heißem Dattelhonig überschüttet wurden.

Auf den alten Oman trifft der Reisende auch, wenn er ins Gebirge fährt, ins Dschabal al-Achdar nach Saiq, und Abdullah Saif Al Saqri besucht, den „Rosenkönig“. Mit seiner Familie stellt er in mühsamer Arbeit Rosenwasser her. Immer zwischen Ende März und Mitte April werden die Blüten der omanischen Bergrosen geerntet, etwa 800 Flaschen macht Abdullahs Sippe daraus in jeder Saison. Das Destillat wird als Aromastoff für bestimmte Speisen und in der Kosmetik verwendet, ein begehrtes Produkt.

Abends, am Dschabal Schams auf 2000 Metern, wird es zum ersten Mal etwas kühler. Die Sonne versinkt am Horizont im Dunst, noch bevor sie den Bergrücken erreicht. Unweit des Hotels für die Nacht fällt das Gebirge fast 1000 Meter in ein Trockenflusstal ab. Wenn die Hitze am Tag unerträglich wird, bieten die zahlreichen Wadis Abkühlung. Besonders grün und deshalb schön ist das Wadi Bani Khalid mit seinem türkisfarbenen Wasser. Touristen können den Zulauf des Teichs hinauf schwimmen.

Mit seinen Kulturstätten und einsamen, kargen Landstrichen weckt der Oman Assoziationen mit dem alten Arabien, das der europäische Besucher aus fernen Geschichten zu kennen glaubt. Alles ist so ruhig und dämmrig: Bärtige Männer in weißen Dischdaschas sitzen im Schatten der Dattelpalmen, die Beduinen am Rande der Wüste füttern abends ihre Kamele. Viele von ihnen leben nur noch vom Tourismus, sie kochen Besuchern „Ziege aus dem Erdloch“, besitzen Handys und versöhnen in angenehm unaufgeregter Weise die Tradition mit der Moderne.

Einen Ausblick auf die touristische Zukunft des Oman gibt Dschabal Sifah, das etwa 45 Minuten von Maskat entfernt an der Küste entsteht. Der abgeschirmte Komplex verfügt über einen künstlich angelegten Hafen, eigene Geschäfte, zwei Kilometer privaten Strand und einen 18-Loch-Golfkurs. Vier namhafte Hotels sollen hier in den kommenden Jahren noch öffnen. Es gibt 30 Villen und 92 Apartments in italienischem Stil zu Preisen ab 250 000 Euro, viele sind schon verkauft. Bislang ist der Oman ein Land, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart behutsam überlagern. In der Enklave Dschabal Sifah zeigt sich eine gesichtslose, austauschbare Zukunft.

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