Spanien: Wer macht die beste Paella?

In Valencia dreht sich alles um das Nationalgericht- und in Sueca um ihren besten Koch.

Valencia. Feuer lodern, Orangenholz knistert, Qualm zieht durch die Straßen von Sueca. Einmal im Jahr wird in der kleinen Stadt 30 Kilometer südlich von Valencia ein ganz besonderer Wettkampf ausgetragen: Mit eisernen Pfannen von einem Meter Durchmesser bewaffnet, wetteifern rund 50Küchenchefs aus aller Welt um den Titel des besten Paella-Kochs - ein Wettkampf ganz nach spanischem Geschmack.

Jeder Teilnehmer erhält dafür neben einer Pfanne, einem Beutel Reis und den Zutaten auch ein Bündel Orangenholz zum Anfeuern - es muss bis zum Ende des Wettkampfs reichen.

Am 12. September ist es wieder so weit. Ist der große Tag gekommen, gibt der Bürgermeister den Startschuss zum Wettbewerb. Nur wenige Augenblicke später werden in Windeseile Schnecken ausgepackt, Bohnen geschnitten, die Feuer entfacht. Dann brutzeln auch schon die ersten Fleischstücke im Olivenöl.

Hunderte hungriger Besucher flanieren während dieser Zeit durch die Freiluftküche auf der Flaniermeile Paseo de la Estación und halten ihre Nasen über die brodelnden Pfannen. Sowohl die Zutaten als auch das Rezept, nach dem die Paella zubereitet wird, werden von den Organisatoren vorgegeben.

Sämtliche Paellas werden zudem ausschließlich mit Reis mit offizieller Herkunftsbezeichnung "Albufera" zubereitet. Der stammt aus dem nahe gelegenen Naturpark La Albufera. Die riesige Marschlandschaft bietet für den Reisanbau ideale Bedingungen.

Es waren die Araber, die den Reis im achten Jahrhundert hierher brachten. Die Spanier verboten seinen Anbau jedoch ab 1238 - die Felder galten damals als Ursache von Malaria-Epidemien. Erst 600 Jahre später entstand im Feuchtgebiet von Albufera das größte Reisanbaugebiet des Landes. Damals stellten die Landarbeiter jeden Mittag eine Pfanne aufs Feuer, füllten sie mit Reis und allem, was sonst zur Hand war: Huhn, Kaninchen, Muscheln, Bohnen und Schnecken. So entstand die ursprüngliche Form der Paella.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Gericht dann zum typischen Sonntagsessen der Spanier, benannt nach der Pfanne, in der es zubereitet wird.

"Am Grundrezept hat sich seit damals nicht viel geändert", sagt Amador Bellver Balaguer. Balaguer ist Chef des berühmten Paella-Restaurants Pepica im Hafen von Valencia, einem der bekanntesten Paella-Lokale der Stadt. Größen wie Ernest Hemingway, Orson Welles, Lauren Bacall und Ava Gardner waren hier schon zu Gast. "In jüngster Zeit kamen jedoch einige Varianten hinzu", sagt der Fachmann. "Sehr beliebt sind heute auch Meeresfrüchte- und Gemüse-Paella, schwarze Paella mit Tintenfisch und die so genannte Fideuá - Paella mit Nudeln statt mit Reis."

Während Besucher in der offenen Küche von Balaguers 120Jahre altem Lokal Paella in allen Varianten kosten können, gibt es in Sueca nur eine einzige: die klassische mit Gemüse, Fleisch und Schnecken. Eine Stunde lang köcheln die Paellas gemächlich vor sich hin. Nach exakt 60Minuten müssen alle Paellas fertig sein.

Ist die Arbeit getan, pilgert eine Prozession weißer Mützen durch den Ort: Die Köche tragen ihre Kunstwerke zur Jury in die Stadthalle. Dort schreiten dann ernst dreinblickende Männer in dunklen Anzügen die Pfannen ab, picken hier ein bisschen, schnuppern dort ein wenig, und prüfen Konsistenz, Aussehen und Geschmack. Dann wird der Sieger gekürt. Die beste Paella im vergangenen Jahr stammte von einem Koch aus Valencia. Also ein Heimsieg!

Doch das könnte sich schon bald ändern: Der zweite Preis ging 2009 nämlich an einen Koch aus Japan. Und der kündigte kämpferisch an, in diesem Jahr eine noch viel bessere Paella zu kochen.

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