Stadt des Öls - Gallipoli in Apulien

Gallipoli (dpa/tmn) - Eine steile Treppe führt von der Gasse hinunter in die historische Ölmühle. Tief unter der Altstadt von Gallipoli liegen ausgedehnte Höhlen. Sobald sich die Augen an das Halbdunkel gewöhnt haben, erkennt man mächtige Mahlsteine, die über Querbalken und mit Eselskraft bewegt wurden.

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Hier unten lebten zur Erntezeit der Oliven die Arbeiter: „Von Oktober bis März blieben sie unter Tage“, erklärt der Betreuer der Mühle vom örtlichen Heimatverein. „Das Essen für Mensch und Tier wurde vom darüberliegenden Palazzo Granafei hinuntergelassen. Dazu Marihuana, das die Arbeiter rauchten, um Schmerzen und Stumpfsinn zu ertragen.“

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Über Schächte schütteten die Bauern die Oliven hinunter, das gewonnene Öl wurde in unterirdischen Zisternen zwischengelagert, bis es im Frühjahr verpackt und verschifft werden konnte. Von den Häfen Gallipolis ging es in die Welt. Es wurde für die Verarbeitung von Wolle gebraucht. Auch als Lampenöl war das Naturprodukt begehrt, nur ein kleiner Teil diente als Lebensmittel. Das Öl Gallipolis war von besonderer Güte, und so boomte die Hafenstadt im Salento im 17. und 18. Jahrhundert. Die Besitzer der Ölmühlen wurden reich.

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Im Feinkostgeschäft nebenan kann man feinstes Olivenöl für den Salat kaufen und superscharfe Peperoni, die als „Viagra des Salento“ angepriesen werden. Gerade am Abend macht ein Gang durch die Gassen der Altstadt große Freude. Die Türen zu den ebenerdigen Küchen stehen offen, die Hausfrauen putzen Gemüse und schwatzen mit der Nachbarin. Am Kai des Handelshafens feilschen die Einheimischen um Krabben. Die Touristen beginnen die Logenplätze an der Stadtmauer zu besetzen, während die Sonne wie eine dicke Orange im Meer versinkt.

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Am nächsten Morgen folgen die Städter wieder ihren Geschäften in der Neustadt. Mit einer Brücke sind Neu- und Altstadt verbunden, der Platz davor ist mit einem sehenswerten griechischen Brunnen geschmückt und ein beliebter Treffpunkt in Gallipoli.

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In der Nachsaison kann man handeln und für wenig Geld einen Kleinwagen mieten. Damit lässt sich zum „Suina-Beach“ fahren, dem Schweinestrand im Süden, der entgegen seines Namens sehr sauber und gepflegt ist. Oder man fährt weiter nach Santa Maria di Leuca ganz am Süden der Halbinsel. Über lange Treppen steigt man vom Hafen hinauf, zum weiten Platz mit dem Leuchtturm und dem Santuario Santa Maria di Leuca. Diese Wallfahrtskirche ist seit Jahrhunderten Ziel von Pilgern, im Jahr 2008 besuchte sie sogar Papst Benedikt XVI.

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Auf der adriatischen Seite fällt die Küste steil ab, statt weiten Sandstränden gibt es hier Felsen zum Schnorcheln und spektakuläre Grotten. Bei Castro zum Beispiel die Grotta Zinzulusa. In der letzten Karsthöhle dort leben im Süßwasser farblose urzeitliche Krabben, die statt Augen nur Fühler haben und sich von Mikroorganismen ernähren. Licht können sie nicht vertragen, weshalb sich Besucher mit den vorderen Tropfsteinhöhlen begnügen müssen.

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Als letzte Station der Reise wartet Otranto, die „Weiße Stadt am Meer“. Ein mächtiges Kastell bewacht den Zugang. Im Innern winden sich die Gassen zur Kathedrale, die einen besonderen Schatz birgt: ein 800 Quadratmeter großes Bodenmosaik aus dem 12. Jahrhundert, das wunderbare Geschichten erzählt. Ein Lebensbaum bildet die viel bestaunte Mittelachse, gesäumt von allerlei fantasievollem Getier.

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