Südafrika: Willkommen im Rooibos-Land

Nur in den Zederbergen wächst der beliebte Tee — und wird mit einem Blumenfest gefeiert.

Düsseldorf. Heute Abend darf der Gast in Tee baden. Melissa lässt Wasser ein, gibt einen süß duftenden Sud aus Rotbusch-Extrakt und zartem Macadamia-Nussöl hinzu. Kerzen schimmern auf Rosenblättern.

Draußen, im Zwielicht des frühen Abends, strecken sich Akazien noch mal der Sonne entgegen, ein Zebra springt durch den Park der Lodge Bushmans Kloof. So muss sich die perfekte Entspannung anfühlen — fast wie im Garten Eden.

Der Schauplatz: ein Landstrich zerklüfteter Berge, glasklarer Flüsse und hunderter Quadratkilometer „Fynbos“, der berühmten Buschvegetation Südafrikas, etwa 250 Kilometer nördlich von Kapstadt.

Die Zutaten: Luft so rein, als wäre sie gerade erst erschaffen worden und ein Pflanzenreichtum von 755 einheimischen Bäumen und Blumen. Darunter ist auch ein kniehoher Grasbusch, grün, solange er auf den Feldern wächst, rot erst nach der Fermentierung. Das ist Rooibos, Rotbusch.

Hunderte Farmer hat er reich gemacht, denn alle Welt trinkt heute Rooibos-Tee. Die Zederberg-Region, ein hundert Kilometer langer Gebirgszug am Kap, ist der einzige Landstrich der Welt, in dem er wächst.

Urlaub auf der Rooibos-Farm, Teeplantagen, Teefabrik, Rooibos-Spas, Rooibos-Kochbücher, ja sogar Seifen und Marmelade aus Rotbusch. Wer in den Zederbergen Urlaub macht, ist im Rooibos-Land angekommen.

Schönheitsbehandlungen mit dem angeblich verjüngenden Tee-Elixier gehören ebenso zum Ferienprogramm wie ein Aufenthalt auf einer Rooibos-Farm. Etwa bei Musterfarmer Willie Nel (46) auf Ysterfontein. Er beteiligt Arbeiter am Gewinn und erntet 300 Tonnen pestizidfreien Tee pro Jahr. Die Gäste schlafen in gemütlichen Holzbungalows.

Es gibt viele Attraktionen in der Ur-Landschaft am West-Kap: Bizarre Sandsteinformationen und große Staudämme begeistern Hiker und Wassersportler. In 6000 Jahre alten Höhlen haben die Ureinwohner ihr Lebensumfeld — Elefanten, Keulen, Feuer — mit Felsmalereien verewigt.

Im Farbenrausch explodiert die als Weltnaturerbe geschützte Zederberg-Region im afrikanischen Frühjahr, wenn Millionen gelber Gänseblümchen, blauer Lilien, magentafarbener Petunien, roter Königs-Protea und der ginstergelb blühende Rotbusch wie ein kostbarer, floraler Teppich die Kaplandschaft überziehen.

Vor einigen Wochen feierte das 1652 gegründete Burenstädtchen Clanwilliam, eins der ältesten Südafrikas und Zentrum des Rooibos-Anbaus, sein jährliches Blumenfestival. In dem Städtchen mit 17 000 Einwohnern erleben Urlauber ein Südafrika, wie es früher einmal war: ländlich, abgeschieden, in der Zeit stehen geblieben.

Im Feinschmeckerlokal „Reinholds“ stehen altmodische Gerichte wie Cordon bleu und Champignons in Creme auf der Speisekarte. Vor eingeschossigen Kolonialläden auf der Hauptstraße plauschen Hausfrauen. Aber die größte Attraktion bleibt der Tee — gesund, lecker und als medizinisches Allheilmittel bekannt, das an den sanften Hängen der Zederberge wächst. Rooibos hilft angeblich bei Schlaflosigkeit und Ekzemen, Rooibos wirkt entschlackend, krampflösend und soll durch zellschützende Antioxidantien sogar Herzproblemen vorbeugen.

Getrocknet und als Tee verschnitten werden die Halme, nicht etwa Blätter oder Blüten wie bei anderem Tee.

1772 wurde der Zaubertrunk von holländischen Siedlern in Südafrika als wildwachsendes Wundermittel entdeckt, 1930 vom russischen Immigranten Benjamin Ginsberg erstmals kommerziell angebaut. In Südafrika geben Mütter ihren Babys dünnen Rotbusch-Tee gegen Koliken.

„Unser Boden ist sandig wie ein Strand und hat genau den richtigen ph-Wert“, erklärt Tee-Manager Johan Brand, wenn er Urlauber auf die Teeplantagen führt, wo extrem heiße Sommer und milde Winter mit kalten Nächten herrschen. Dort können sie beobachten, wie afrikanische Zeitarbeiter die begehrten Büsche im Blitztempo per Sichel fällen. Bezahlt werden sie per Kilo Ernte, am Tag im Schnitt rund 200 Rand (20 Euro) — immerhin dreimal so viel wie das Mindestgehalt.

Die Teefirma Rooibos-Limited von Clanwilliam freut sich über den Rotbusch-Boom: „1950 haben wir mit dem Export begonnen, heute exportieren wir sechs Milliarden Teebeutel jährlich. Hauptabnehmer ist Deutschland“, sagt Manager Brand.

Und dass man das Rooibos-Wunder nicht nur in der Tasse genießen kann, demonstriert seine Kollegin Gerda de Wet mit einem preisgekrönten Kochbuch, in dem sie hundert Rezepte — von Rotbusch-geräuchertem Steak bis zu Rotbuschmarmelade — vorstellt.

„Das Grundprinzip ist einfach“, erklärt die Südafrikanerin: „Statt mit Wasser kocht man einfach alles in Rotbusch-Tee.“

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