Tiroler Naturparks: „Und jetzt gib dem Ampfer Saures!“

In den Tiroler Naturparks können sich Freiwillige tatkräftig für den Erhalt der Berg- und Kulturlandschaft einsetzen.

Ginzling. Auf geht’s zu einem der wohl schönsten Arbeitsplätze im Karwendelgebirge. Die Thaurer Alm, 1464 Meter hoch über dem Inntal nahe Innsbruck, bietet nicht nur ein malerisches Panorama mit der umliegenden Bergwelt, sondern auch jede Menge Arbeit.

Denn die sechs Freiwilligen, die sich eingefunden haben, sind nicht (nur) hier, um die Bergwelt zu genießen. Sie wollen sich auch tatkräftig für diese einsetzen. „Jeder, der Lust und Zeit hat, ist herzlich willkommen bei unseren Naturschutzprojekten“, so Anton „Toni“ Heufelder vom Alpenpark Karwendel.

Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung geht es direkt ans Werk. Ampferstechen steht auf dem Programm. Ein Blick auf die steilen Weiden hinter der Alm zeigt, dass der Sauerampfer hier mehr und mehr die Oberhand gewonnen hat. „Der Ampfer wuchert alles zu und die Viecher mögen das Zeug nicht“, erklärt Diplom-Geograph Heufelder, der die Einsätze der Volunteers, der Freiwilligen, im Alpenpark koordiniert und begleitet.

Also ran an die Arbeit. Bei sengender Sonne rücken Zweierteams dem Sauerampfer zu Leibe. Dabei gilt es die tiefwachsenden Wurzeln der Pflanzen mit speziellen Ampferstechern zu packen, damit das ungeliebte Gewächs nachhaltig vom Weideboden verschwindet. „Ohne die landschaftpflegerischen Maßnahmen würden die Alm- und Weideflächen komplett verbuschen und unbrauchbar werden“, sagt Toni.

Ampfer für Ampfer fliegt zur Zufriedenheit der Teams den Hang hinunter. Auch wenn dabei so mancher Schweißtropfen rollt, macht die Arbeit Spaß, denn Toni erklärt viel über Sinn und Zweck der Projekte sowie über Tier- und Pflanzenwelt der Berge.

Rund um die Thaurer Alm warten aber noch weitere Aufgaben. So wird nach Mittagspause und zünftiger Jause der Arbeitsstandort gewechselt. An den Hängen des Hausbergs, dem Thaurer Roßkopf, ist Schwenden angesagt. Mit Astschere und Motorsäge werden nun Latschen geschnitten.

Das Eindämmen von wildem Strauchwuchs dient dazu, das Landschaftsbild der Alm zu erhalten. So nimmt jeder Freiwillige nach seinem ersten Arbeitstag das gute Gefühl mit ins Tal, etwas Positives für die Natur bewirkt zu haben.

Insgesamt können sich in fünf Tiroler Naturparks und dem Nationalpark Hohe Tauern Volunteers für die sensible Alpen- und Kulturlandschaft mit ihrer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt einsetzen. Auch im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen, in dem auf der Elsalm (1865 Meter) oberhalb von Finkenberg jede Menge ehrenamtliches Engagement gefragt ist.

„Arbeiter oder Helfer für Almen sind in der heutigen Zeit praktisch nicht mehr zu bekommen. Umso schöner ist es, dass Freiwillige sich melden und die notwendigen Arbeiten im alpinen Kulturerbe mit uns Einheimischen angehen“, sagt Fred Kreidl, Obmann der Agrargemeinschaft Elsalm. Eine Mittagspause mit köstlicher Tiroler Speckknödelsuppe ist im Arbeitseinsatz enthalten.

Ein weiteres Projekt wartet bei Brandberg (1092 Meter) im Zillertal auf die engagierten Naturfreunde. Auf den sonnigen, blumenreichen Almflächen rund um das Brandberger Kolmhaus (1864 Meter) stehen Pflanzenkartierungen an.

Die Gruppe wird diesmal vom Altbürgermeister der Gemeinde Brandberg, Hermann Thanner, begleitet. Von ihm erfährt man nicht nur, welche Pflanzen kartiert werden sollen, sondern auch wie hart das Arbeiten hier war und ist. „Noch heute gibt es keine Traktoren. Alles Handarbeit.“

Thanner macht sich große Sorgen um seine Heimat. „Die Jungen haben keinen Bezug mehr zur Sense.“ So droht auch hier eine Verbuschung der steilen Wiesenflächen, wodurch die Alm- und Kulturlandschaft nachhaltig entscheidend verändert würde.

Jedem Besucher des Zillertals sei noch der Besuch des Naturparkhauses in Ginzling empfohlen. Hier im beschaulichen Bergsteigerdorf gibt es eine moderne und familiengerechte Erlebnisausstellung. Sie informiert interaktiv über die Geschichte der Region und die Elemente der Natur.

Zudem ist Ginzling Standort verschiedener Freiwilligen Projekte, die sich beispielsweise um den Schutzwald kümmern.

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