Portugal Törtchen wie aus dem Himmel

Altes Kloster und feine Törtchen — bei einer Städtetour lohnt sich ein Ausflug in den Stadtteil Belém.

Lissabon. Der helle Kalkstein des spätgotischen Klostergebäudes leuchtet vor dem strahlend blauen Himmel. An der Fassade sind Figuren, Wappen, florale Motive und andere Verzierungen filigran im Stein ausgearbeitet. Ein Besuch im Stadtteil Belém mit seinem Hieronymitenkloster gehört bei einer Städtetour nach Lissabon unbedingt dazu. Zudem steht ein Wahrzeichen der Stadt ganz in der Nähe des Klosters. Der Torre de Belém, erbaut im 16. Jahrhundert, thront markant auf einem Felsen, der in die Mündung des Tejos hineinragt.

Portugal: Törtchen wie aus dem Himmel
Foto: Meike Nordmeyer

Doch für Genießer gibt es noch einen anderen wichtigen Grund, einen Ausflug in das Viertel zu unternehmen: Die legendären Pastéis de Belém, feine mit Creme gefüllte Törtchen, die jeden Tag in großen Mengen in der Confeitaria de Belém frisch gebacken werden.

Portugal: Törtchen wie aus dem Himmel
Foto: Meike Nordmeyer

An der Theke im Eingangsbereich ist am späten Vormittag schon viel Betrieb. Einheimische stehen dort, trinken eine Bica, also einen portugiesischen Espresso, und genießen ein oder zwei Pastéis. Andere kaufen nur rasch einige Törtchen zum Mitnehmen. In den Räumen hinter der Theke ist ein großes Café eingerichtet. Die Wände dort sind rundum mit blau-weißen, gemusterten Kacheln bedeckt. In der Hauptsaison ist es dort rappelvoll. Dann sind die rund 400 Plätze alle besetzt. An diesem Vormittag im Frühjahr sind noch einige Tische frei und die Bestellung ist schnell erledigt.

Endlich kommen die mit Spannung erwarteten Stars des Hauses. Immer drei der gelbbraunen Pastéis sind auf einem kleinen Teller angeordnet. Sie wirken auf der Oberseite leicht geknautscht und sehen recht unscheinbar aus. Doch der erste Biss in diese Spezialität ist unvergesslich. Zart knuspert der Blätterteig in seinen hauchdünnen Schichten. Die Füllung besteht aus frischem, sahnigen Vanillepudding — ein himmlischer Genuss.

Das mit dem Himmel ist kein Zufall: „Das Rezept stammt von den Mönchen, sie haben es bereits im frühen 19. Jahrhundert hier entwickelt“, erklärt Miguel Clarinha. Mit seinem Vater und dem Cousin ist der 32-Jährige einer der Geschäftsführer des Unternehmens. Die Familie betreibt die Konditorei bereits in der fünften Generation.

Ob sie etwas an dem Rezept der Mönche verändert haben, will Claudia aus Hamburg wissen und schaut sehnsüchtig auf das nächste Törtchen. „Nein, sollten wir etwa?“, fragt Clarinha und grinst herausfordernd. „Auf keinen Fall“, murmelt die Hamburgerin und schließt die Augen. Denn da ist gerade wieder dieser Moment, wenn der Teig knistert und die Creme den Gaumen berührt. 20 000 Törtchen fertigen die Mitarbeiter der Konditorei jeden Tag an. „Im Sommer, wenn besonders viel los ist, können es auch schon mal bis zu 50 000 werden“, ergänzt der Geschäftsführer. Und alles in Handarbeit.

Nach diesem besonderen Genuss geht es zurück ins Zentrum von Lissabon. Auch dort gibt es in den Konditoreien und Bars Cremetörtchen. Allerdings nicht die Originale aus Belém. Daher heißen sie hier schlicht Pastéis de Nata (Sahne). Gut sind sie natürlich auch. Wer also noch mal Lust bekommt, kann im übrigen Stadtgebiet wieder rückfällig werden.

Einen Bummel durch die Alfama, den ältesten Teil Lissabons mit seinen engen, verwinkelten Gassen, die sich vom Hafen den Berg bis hinauf zum Castelo de São Jorge hinaufwinden, sollten sich Besucher ebenfalls nicht entgehen lassen. Die bekannten alten, sonnengelben Straßenbahn-Wagen der Linie 28 rumpeln dort unermüdlich die etwas breiteren Straßen auf und ab. Sie düsen rasant durch die engen Kurven, quietschen und bimmeln. Farbige Häuser reihen sich in den Straßen aneinander. Sie sind in blassem Gelb, Weinrot oder Weiß gestrichen oder mit Kacheln in Hellblau, Hellgrün oder Rosa bedeckt.

Falls die Wände im unauffälligen Braun der Steine verblieben sind, haben sie oftmals knatschrote, grüne oder hellblaue Holztüren als Blickfang. Manches Mauerwerk wirkt baufällig und trägt so seinen eigenen morbiden Charme zum Ensemble bei. Zur Mittagszeit wehen aus den Wohnhäusern und den kleinen Lokalen herzhafte Düfte: Von gegrillten Sardinen oder dem Knoblauch-Öl, in dem scharf gewürzte Gambas serviert werden.

Besonders am Nachmittag empfiehlt es sich, an der Kathedrale vorbei weiter hoch zur großen Aussichtsterrasse, dem Miradouro da Santa Luzia zu laufen. Denn dort bietet sich dem Besucher ein hervorragender Blick über die alten, dicht aneinander gedrängten Häuser der Alfama und weit darüber hinaus.

Mächtige Kirchenbauten ragen aus dem Gewirr von Mauern und mit rotbraunen Ziegeln gedeckten Dächern hervor. Dahinter schweift der Blick hinaus auf die weite Wasserfläche des Tejos. Kurz vor Sonnenuntergang erscheinen die Farben besonders mild und weich. Es ist dieses sanfte Porzellanlicht, mit dem die Stadt immer wieder bezaubern kann.

Die Autorin reiste mit Unterstützung von Tourismo de Lisboa.

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