Von „Katrina“ geprägt: Touren durch New Orleans

New Orleans (dpa/tmn) - Sechs Jahre ist es her, dass der Hurrikan Katrina mit voller Wucht auf New Orleans traf und einige Stadtviertel fast völlig zerstörte. Nur langsam bauen die Bewohner, die geblieben sind, ihre Stadt wieder auf - auch mit Hilfe von Touristen.

„Auf der linken Seite sehen Sie die Überreste eines Kaufhauses“, sagt Alex Gonzalez und hebt die Hand leicht vom Lenkrad. „Out of business.“ Der US-Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln ist Reiseführer in New Orleans. Seit der Wirbelsturm Katrina vor sechs Jahren mit voller Wucht auf die Stadt im Süden der USA traf, kann er den Touristen in vielen Stadtvierteln nur noch Ruinen und leere Stellen zeigen. „In dem Spielzeugladen Toys'R'Us, der war direkt hier rechts, stand das Wasser mehr als einen Meter hoch. Out of business. Oder der Vergnügungspark dahinten. Auch out of business.“

Katrina war einer der stärksten Wirbelstürme, die jemals im Golf von Mexiko registriert wurden. Ende August 2006 zog er durch die US-Bundesstaaten Florida, Louisiana, Mississippi, Alabama und Georgia und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Rund 1800 Menschen starben. Am schlimmsten traf es den Großraum New Orleans, wo mehrere Deiche brachen. Zeitweise standen 80 Prozent der Stadt unter Wasser. Fast die Hälfte der rund 460 000 Einwohner verließ New Orleans nach der Hurrikan-Katastrophe. Bis heute ist die Einwohnerzahl erst wieder auf etwa 350 000 geklettert.

Ruhig steuert Gonzalez den voll besetzten Ausflugsbus über eine Ausfallstraße im Osten der Stadt. „Hier war ein Krankenhaus“, sagt der 35-Jährige. „Das ist jetzt geschlossen. Auf den Tennisplätzen dort hinten spielt auch niemand mehr. Und sehen Sie die vielen relativ neuen Reihenhäuser? Keines davon ist bewohnt.“ Dieser Teil der Stadt liege unter dem Meeresspiegel, erklärt Gonzalez. Mit dem Hurrikan kam das Wasser aus dem Pontchartrain-See und dem Mississippi und flutete die ganze Gegend. „Hier stand alles unter Wasser. Alles, was sie an der Straße hier sehen - alles neu. Schilder, Asphaltbelag, Leitplanken. Die Büsche und Palmen auf dem Mittelstreifen haben sie erst im vergangenen Jahr gepflanzt.“

Im Bus wird es still. „Mir war nicht klar, dass man immer noch so viel von den Zerstörungen sehen kann“, flüstert ein Mädchen aus Dänemark ihrem Freund zu. „Katrina ist doch schon sechs Jahre her.“ In einigen Stadtvierteln wurde die Hälfte aller Gebäude zerstört, in anderen sogar 80 Prozent, erzählt Gonzalez. Betroffen sind viele ärmere Gegenden, wie der berühmt gewordene „Ninth Ward“, in dem Barack Obama und Brad Pitt medienwirksam bei den Aufbauarbeiten halfen.

Zweimal pro Tag fährt Gonzalez mit seinem Bus auf „Katrina-Touren“ durch die Stadtviertel, die am schlimmsten von dem Wirbelsturm betroffen waren. Mehrere Anbieter haben solche Ausflüge mittlerweile ins Programm genommen, nachdem immer mehr Touristen die Folgen von Katrina sehen wollten.

Auch mitten im Stadtzentrum sind immer noch Schäden zu sehen. Das Sportstadion „Superdome“ beispielsweise, das von dem Wirbelsturm teilweise zerstört und trotzdem zur Notunterkunft für Zehntausende wurde. Inzwischen ist es renoviert und wiedereröffnet. Daneben stehen ein großes Krankenhaus und das ehemalige Hyatt-Hotel - beides heute nur noch leerstehende Ruinen.

Nach der Tour zieht es viele Touristen noch in das Louisiana State Museum im Stadtzentrum. „Living with hurricanes. Katrina & beyond“ heißt eine neue Dauerausstellung. Über dem Ausgang prangt das neue Motto, das sich die Einwohner der Stadt nach dem Sturm trotzig zugelegt haben: „We saw it. We captured it. We are forever changed by it.“ Übersetzen lässt sich das etwa so: Wir haben gesehen. Wir haben gewonnen. Es hat uns für immer verändert.

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