Wandern durch Kroatien - Auf den Spuren Winnetous

Der Paklenica Nationalpark ist eines der Natur-Highlights des Landes. Das wusste schon Karl May.

Wandern durch Kroatien - Auf den Spuren Winnetous
Foto: Daniela Kebel

Zadar. Irgendwo ganz weit oben müssen sie sein. Die Kletterer, die sich mit ihrer Ausrüstung schon um 6 Uhr morgens auf den Weg gemacht, ein letztes Mal mit Sonnenmilch eingerieben und Karabiner geprüft haben. Stunden später beobachten Wanderer die winzigen roten und blauen Punkte an der senkrecht aufragenden Felswand des Velebit-Gebirges. Einige haben Ferngläser dabei, beobachten, wie ein grüner Punkt sogar einen Überhang erklimmt.

Wandern durch Kroatien - Auf den Spuren Winnetous
Foto: Daniela Kebel

Die Farben in der grauen Steilwand sind die T-Shirts der Bergsportler, die sich Armlänge um Armlänge hinauf hangeln. Über ihnen strahlend blauer Himmel, die heiße Sonne und ein Steinadler — unter ihnen die Schlucht mit ihren schroffen Felsen, Bäumen und dem eiskalten Gebirgsbach. Der Paklenica Nationalpark ist ein Paradies für Bergfreunde. Dabei muss man kein Kletterer sein, um die Natur des etwa 96 Quadratkilometer großen Schutzgebietes zu erkunden. Feste Schuhe und ein bisschen Proviant genügen. Der einsam kreisende Adler bleibt aber wahrscheinlich das einzige wilde Tier, das Wanderer zu sehen bekommen. Vielleicht noch ein oder zwei Schlangen, die jedoch die breiten und gut befestigten Wege eher meiden.

Wandern durch Kroatien - Auf den Spuren Winnetous
Foto: Daniela Kebel

Wie übrigens auch Braunbären und Wölfe. „Ich hab schon Bären gesehen, einige Besucher begegnen ihnen ab und zu. Aber passiert ist noch nie etwas“, sagt Ante Zuanovic gelassen. Er arbeitet seit 30 Jahren als Ranger und Wanderführer im Nationalpark, kennt dort jeden Stein. Auch die Geier hat er schon gesehen. Oben, auf den halbhohen Felsen, von denen einst Banditen auf ihre Pferde sprangen. Die Widersacher Winnetous in „Unter Geiern“. Die auch in den kleinen Salon kamen, den man für diesen Karl-May-Film neben der alten Mühle von Paklenica errichtet hatte. Inmitten des Goldgräberdorfes, dem Versteck der Banditen-Bande.

Winnetou-Schilder markieren schon am Eingang des Parks die damaligen Drehorte, sie sind nummeriert, in einer kleinen Broschüre ist nachzulesen, zu welcher Szene wo die Klappe fiel. So lässt sich „Der Schatz im Silbersee“ bereits vom heutigen Kassenhäuschen aus nachvollziehen bis zum Tour-Ende, als Utah-Krieger den Häuptling der Apachen auf dem Parkplatz verfolgten.

„Die Filmschauplätze sind vor allem bei deutschen Besuchern beliebt“, sagt Ante. Eine Begeisterung, die er nur wenig teilen kann. „Das Wichtigste ist doch diese fantastische Natur, in der wir uns bewegen.“ Recht hat er. Wie bestellt, kippt ein paar Meter weiter der kleine Bach kristallklar über eine Steinkante und wird zu einem winzigen Wasserfall. Unten schimmert das Wasser in einem natürlichen Planschbecken strahlend türkis, bevor es farblos weiterfließt an großen runden Steinen und dichtem Gebüsch vorbei.

Die acht Kilometer lange Wanderung durch die größere der beiden Schluchten des Parks ist schweißtreibend, aber für Hobbywanderer gut zu schaffen. Nach vier Kilometern wartet sogar ein kleiner Imbiss: „Lugarnica“, ein Forsthaus mit Biergarten, kalten Getränken und Wurst vom Grill. „Hier sind wir etwa 400 Meter über dem Meeresspiegel“, erklärt Ante. Wem die Tour reicht, der geht einfach denselben Weg zurück, wer mehr will, wandert weiter.

150 Kilometer angelegte Wanderwege führen durch das Gebiet, 400 Kletterrouten sind markiert und mit Bohrhaken in den Felswänden gesichert. Wer während seiner Tour auf den Geschmack gekommen ist, kann danach an einem etwa zehn Meter hohen Anfängerberg üben.

Angeseilt und mit Helm ist es viel schwerer, als es bei anderen aussieht. Füße finden nicht sofort den richtigen Halt, Arme ermüden bei dem Versuch, den Körper hochzuziehen. „Benutz die Beine“, ruft Guide Juri. Leicht gesagt. Eingeklemmt in einer Art Felsspalte überlegt der Anfänger noch, wie er hier jemals wieder herauskommen soll, als ein kurzer Zug am Seil ihn erinnert, dass er noch nicht ganz oben ist. Mit zitternden Armen geht es Stück für Stück den Felsen hinauf, die spitzen Steine schmerzen in den Händen.

Oben angekommen, ist die Freude schnell verflogen: Jetzt heißt es, das Seil und den Berg loszulassen und sich im vermeintlich freien Fall nach hinten zu lehnen. „Setz dich ins Seil. Runter geht es nur mit den Füßen, die sich von der Wand abstoßen!“, ruft der Kletter-Experte. Zurück auf dem Boden trägt das Adrenalin den erschöpften Körper noch stundenlang. Und macht noch ein bisschen wacher für die imposanten Bergmassive, den leise plätschernden Bach und die Stille in dieser Schlucht.

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